𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 54

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Katja verließ Instagram und blickte zu Isabelle rüber, die neben ihr auf der Couch saß.

Gemeinsam hatten sie den Stream über den Fernseher verfolgt.

»Alles okay?« , erkundigte sie sich bei ihr, nachdem diese weiterhin stumm war ... wie bereits während der kompletten Zeit als beide Männer dort zu sehen waren.

Isabelle nickte. »Klar. Natürlich. Wird immer besser.« , sprach sie. »Jetzt waren es schon tausend Frauen.«

»Dir ist klar, das die meisten Dinge erfunden sind und halt nur gut zum Reim passen.«

»Jaja. Ich glaube, die Kleine war nicht die Erste.«

»Das glaube ich nicht.«

»Wieso? Er war doch schon länger so seltsam.« Sie schnaufte verachtend auf, während ihre Mimik ihren Gemütszustand widerspiegelte.

»Wie du?« , erwiderte Katja.

»Ich hab' eine sehr schwere Zeit hinter mir.« Sie wurde auf der Stelle lauter.

»Er etwa nicht?«

Isabelle lachte abwertend und glockenhell theatralisch. »Allen Anschein nach nicht. Der Herr hat seine Midlife-Crisis doch toll durchgezogen.« Sie klatschte. »Irgendwie hoffe ich, es hat mehrere gegeben.«

»Weil?«

»Es mir halt zeigen würde, das er ein großes Problem hat und nicht einzig in diese junge Schnalle gefallen ist.«

»Aha.« Katja fielen keine Worte ein.

»Ich hoffe, sie weiß davon. Allein der Gedanke, dass sie sich für einen Moment besonders gefühlt hat.« Sie steckte sich den Zeigefinger tief in den Rachen, um ihre Abneigung deutlicher zu machen.

»Ist das also weiterhin für dich ein ... Rachefeldzug? Ihr und ... ihm gegenüber.«

Isabelle schnaufte auf. »Hätte ich sie etwa gewinnen lassen sollen? Es zulassen, dass sie hinter meinem Rücken lachen?«

»Also ich kenne Dag genauso lang wie du, und ich glaube nicht, dass er je auch nur in Versuchung gewesen wäre, sich über dich lustig zu machen.«

»Bist du blind?« , schnurstracks wurde sie lauter. »Er hat eine andere gevögelt. Ich bin die Lachnummer. Für jeden.«

»Nenn' mir eine Person, die über dich lacht?«

»Ich muss niemanden aufzählen.« , antwortete sie. »Ich bin die Betrogene. Diejenige, die nicht gut genug war für ihren Mann.«

Die Blondine sah zu ihrem Sohn, der nicht weit entfernt am Esstisch für eine Klausur büffelte. Dass Isabelle ihn nicht rein nett angesprochen hatte, als sie zu Besuch kam, fand sie nicht gerade vortrefflich.

~ Wird Zeit das du dich wohl mal bei Nia für dein Verhalten entschuldigst. ~

Katja wusste nicht genauestens, was zwischen ihren Kindern vorgefallen war, aber sie empfand Isabelles Haltung, dass immer der männliche Part schuld sein musste sehr ... altbacken.

Ihr Er-wird-schon-wissen-was-er-macht, fand ihre Freundin daraufhin in hohem Grade abwertend und projizierte sie zu allem Überfluss direkt auf ihr eigenes Dilemma.

Was auch sonst?!

Somit begann Isabelles Erscheinen einfach ausgedrückt direkt mit der Diskussion was für ein Arsch Dag sei. Woraufhin Katja sich fragte, wozu sie überhaupt alles durchzog und zudem noch die Premiere ansah.

So viel Rachegelüste konnte man doch gar nicht in sich tragen. Geschweige denn ... damit in Frieden leben.

Isabelles Handy vibrierte und sie sah drauf, woraufhin sie kurz danach eine Mail abschickte.

»Wer war's?« , fragte Katja interessiert.

»Ramona.«

»Aha. Was wollte die liebe Ramona denn?« , hakte sie weiter mit einem gewissen Unterton nach.

Isabelle blickte sie nun an. »Dieses Er-wäre-vergeben ... was die anderen Wörter bedeuten sollten. Verfallen und so weiter.«

»Er hat einiges gebechert, wie man erkennen konnte. Ich denke, er ...«

»Ja. Genau. Wir haben Probleme und er besäuft sich.«

»Sie feiern Premiere.«

»Er hat immer Ausreden parat für all seine Taten. Dass er das Problem ist, will er nicht einsehen. Immer schiebt er alles schön von sich weg. Die Verantwortung. Die Trauer. Einfach alles. Er ...«

Katja prüfte mit einem Blick nochmal Robin, der sich bereits kurz nach Isabelles Worte Air-Pods angezogen hatte, eh sie ihre Freundin unterbrach. »Seit wann liebst du ihn nicht mehr?«

»Was?«

»Wann hast du aufgehört, Dag zu lieben?«

Isabelle lachte schnaufend auf. »Was ist das für eine idiotische Frage?«

»Eine sehr wichtige.« Wieder dieses Aufschnaufen, eh sie eine weitere Nachricht erhielt und ihre Aufmerksamkeit darauf lenkte. Katja riss ihr das Handy aus der Hand. »Ich mein's Ernst.«

»Spinnst du?«

»Komm schon. Hau raus? Wann genau hast du aufgehört?«

»Deine Frage ist so dermaßen sinnlos.«

»Nein. Das ist sie nicht. Wenn du dich mal selbst damit auseinandersetzen würdest, dann ...«

»Dann was?«

»Dann würdest du vielleicht in der Lage sein, die komplette Sache menschlicher anzugehen. Und einen gesunden Weg finden, so dass ihr zwei miteinander ... auskommt.«

»Meine Methoden, wie ich meine Ehe irgendwie ...«

»Du willst es doch gar nicht.« , sprach Katja und fuhr ihr über den Mund. »Du willst gar nichts hinbekommen.«

»Unterstell' du mir nicht, wie ich ...«

»Das ist die Wahrheit. Ich erkenn' dich einfach nicht wieder. Du hast ihn geliebt. Und wenn diese Liebe wirklich weg sein sollte, verstehe ich dennoch nicht, dass du ihn mit Vorsatz wehtun möchtest.«

»So ich sage es jetzt das letzte Mal. Es war sein Wunsch. Er hat mich darum gebeten, dass er wieder einziehen darf. Meine Gefühle sind nicht weg. Sie sind anders. Mit der Zeit verändert sich halt alles. Und durch ... Geschehnisse kann man auch nicht verlangen, dass ich mich weiterhin wie eine dumme naive Teenagerin verhalte, die auf einer Bühne steht und einem Lockenkopf dabei zusieht, wie er sich mehr und mehr in sie verliebt.«

Katja betrachtete sie ein wenig länger. »Natürlich ist es nicht wie früher. Das Leben funkt einem immer dazwischen. Aber so läuft es bei jedem Menschen ab.«

Isabelle stand auf. »Ich hab' schon zu viel im Leben verloren. Ich verliere nicht mehr.« , sagte sie und verabschiedete sich von ihrer Freundin.

Ich brauch dir nicht zu erklären wie schön das wär' so für immer BAND 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt