Allein im Sumpf

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Der Troll weinte.

Er zitterte am ganzen Körper, die Kälte ließ ihn frösteln. Zu ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich einsam, denn er hatte niemanden mehr.

Die Sümpfe - sein bisheriges Zuhause - kannte er in- und auswendig, doch jetzt kamen sie ihm trostlos und fremd vor. Ihre Wärme und Vertrautheit waren verschwunden, alles war kalt und fremdartig für ihn. Und voller Gefahren.

Das Brandmal an seiner Schulter schmerzte, doch der Schmerz in seinem Herzen war viel größer.

Mit gesenktem Haupt watete er durch den Morast. Er achtete nicht auf die tückischen Sumpflöcher, die unvorsichtige Wanderer das Leben kosten konnten. Die vielen Irrlichter rings um ihn herum nahm er nicht einmal wahr. Er lief einfach nur weiter, ohne Ziel, ohne Hoffnung. 

Er war allein und er hatte keinen Ort mehr, an den er gehen konnte.

Sie hatten ihn davongejagt. Seine Familie, Freunde und der Stamm – alle hatten sich von ihm abgewandt. Er hatte Schande über sie gebracht und dafür gab es nur eine Strafe – die Verbannung. Niemals würde er zurückkehren, denn das bedeutete seinen sicheren Tod ...

Doch verhieß ein Leben allein in diesem heimtückischen Sumpf nicht das gleiche? Konnte er ohne die Hilfe seines Stammes überleben? Es gab viele Gefahren hier. Für jeden anderen wäre er immer ein Feind – und noch dazu ein leichtes Opfer.

Hier im Sumpf galt das Recht des Stärkeren, denn nur die Stärksten überlebten! Doch er war allein und schwach. Das ideale Opfer.

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