Die kalten Wände des Gerichtssaals umgaben mich, während ich gelangweilt auf meinem Stuhl saß. Den Tag hätte ich so viel sinnvoller verbringen können, aber Dank dieser Schlampe Aurelia Jones saß ich seit Wochen bei irgendwelchen Anwaltstreffen oder Verhören.
Ich sah zu meinem Anwalt rüber, der angestrengt neben mir saß. Sein Hemd war klatschnass und auf seiner Stirn bildeten sich weitere Schweißtropfen. Er hatte anscheinend mehr Angst davor, dass ich in den Knast wandern würde als ich selbst.
Krass, wie wichtig Geld in der heutigen Generation für manche Menschen war. Für mich spielte es nie eine Rolle, aber das lag womöglich daran, dass ich es immer hatte.
Nach noch zwei weiteren Stunden der Verhandlung wurde dann endlich das Urteil verkündet. Nur Sozialstunden, keine Gefängnisstrafe. Der Anwalt konnte sich auf jeden Fall über einen saftigen Check freuen. Hochnäsig verließ ich den Gerichtssaal.
Das alles wäre niemals passiert, hätten mich diese Karamellbraunen nicht verzaubert. Als ich ihren Namen erfahren hatte, war mir sofort klar, dass sie nicht die Wahrheit sagen würde. Schließlich hatte ihre Familie meiner das Leben zur Hölle gemacht und versuchte es nun anscheinend immer noch.
Als sie auf dem Parkplatz stand, hatte sie aber so schüchtern und gar nicht wie eine Bitch gewirkt. Tja, aber das war sie. Mein Kumpel hatte mir sogar erzählt, dass sie mittlerweile den Ex ihrer Schwester fickt. Vermutlich das Arschloch, das sie in dem Toilettengang angeschrien hatte.
Aufgeregt stieg ich in meinen Porsche ein und fuhr ins Gym. Sport half mir immer dabei, runterzukommen. Jedoch konnte ich mein Training nicht ganz vollenden, da ich durch einen Anruf unterbrochen wurde.
Eigentlich schaltete ich mein Handy immer stumm und hörte deswegen nie, wen es klingelte. Diesmal erklang jedoch mein Notfallton, den ich nur für ganz bestimmte Menschen eingestellt hatte. Meine Mum, meinen Bruder – als er noch lebte, und Jacky. Meine Ex oder besser gesagt die Mutter meines Sohnes.
Als ich Ihren Namen auf dem Bildschirm erblickte, ging ich ohne zu zögern ran. War irgendwas mit meinem Sohn? Ich hatte ihn nun schon seit fast 3 Wochen nicht gesehen, obwohl wir eigentlich geteiltes Sorgerecht hatten, aber durch die ganzen Gerichtstermine hatte ich nicht wirklich die Zeit für ihn.
„Hey J.D störe ich? „Es ist wichtig", erklang ihre Stimme am Telefon. „Was ist denn so wichtig? " Ich musste mich erst einmal setzen, da mich ein Schwindelgefühl überkam. Vielleicht hatte ich es doch mit dem Auspowern übertrieben. Am anderen Ende blieb es einen Moment ruhig, bis ich ein schweres Schlucken hörte.
„Es geht um Thomas", erklang Jackys Stimme. Was? War irgendwas mit Tommy? Verdammt. Meine Atmung geriet aus dem Gleichgewicht und mein Herz schlug so schnell, dass ich dachte, es würde zerspringen.
„Nein, nicht um unseren Sohn." J.D. Es geht um deinen Bruder. „Ich hab da was." Erleichtert atmete ich auf. Mein Herz hatte gerade einen gewaltigen Sprung gemacht.
Unseren Sohn nach meinem Bruder zu benennen hatte bisher noch zu keinen Verwechslungen geführt, da er erst 2 Jahre alt war und Thomas' Verschwinden schon fünf Jahre her war. Außerdem hatten Jacky und ich ihm den Spitznamen Tommy verpasst.
Trotzdem schreckte ich immer auf, wenn man seinen vollen Namen irgendwo sagte. So war das also, wenn man Vater war. Hätte man mir noch vor drei Jahren gesagt, dass ich bald Vater werden würde, hätte ich jedem einen Vogel gezeigt. Schließlich hatte ich nicht einmal eine feste Freundin gehabt. Jacky war nur einer von vielen One-Night-Stands gewesen, von denen ich dachte, er wäre einmalig.
Als sie sich jedoch dann bei mir gemeldet hatte, um mir mitzuteilen, dass sie schwanger war, ist sie ein wichtiger Mensch meines Lebens geworden. Während ihrer Schwangerschaft waren wir sogar ein paar Monate zusammen gewesen, hatten dann aber eingesehen, dass zwischen uns nicht wirklich die Funken sprühten. Das Einzige, was uns wirklich verband, war unsere Liebe zu Tommy.
„J.D., bist du noch da?" Riss sie mich aus meinen Gedanken. „Ja...ja bin ich. Was ist mit meinem Bruder? Jacky arbeitete selbst bei der Polizei und da ihr Vater der Polizeichef von Meron war, hatte sie gute Verbindungen.
„Du musst unbedingt kommen, J. D." „Ich erzähle es dir lieber persönlich", forderte sie mich auf. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und stieg sofort ins Auto und fuhr zu ihr.
Wenn es um meinen Bruder ging, war ich ziemlich nervös, weshalb mein Oberarm anfing zu zucken. Hatte man seine Leiche gefunden? War er lebend gefunden worden?
Viel zu schnell fuhr ich vor ihr Haus vor. Sie öffnete mir die Tür und umarmte mich zur Begrüßung. Gespannt sah ich sie an, konnte aber in ihrem Blick bereits lesen, dass er womöglich nicht lebend gefunden worden war.
Dann gingen wir ins Wohnzimmer, wo Tommy auf einer Spielmatte saß, und daneben... Nein, das konnte nicht sein. Neben meinem Sohn saß Aurelia Jones und spielte mit ihm. Die Schlampe, die mich beinahe ins Gefängnis befördert hatte. Wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten. Jetzt würde es gleich knallen, darauf konnte sie sich einstellen.
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Das Blut der weißen Rose
RomanceFünf Jahre sind seit dem mysteriösen Verschwinden von vier Teenagern vergangen, und in dieser Zeit hat sich vieles verändert. Besonders für Aurelia und Jaden, Geschwister der Vermissten. Aurelia ist nun endlich mit dem Mann ihrer Träume zusammen, z...