Das restliche Essen verlief ohne Spider-Man. Dafür sprachen wir über die Arbeit und meine Zeit am College. Celine führte quasi eine Inquisition durch.
„Und welche Nebenaktivitäten möchtest du machen?"
„Absolut keine Ahnung", antwortete ich auf ihre Frage. „Es gibt zwar einen Medienkurs mit Film- und Fotobearbeitung, aber ich weiß nicht."
„Warum?", hakte sie nach.
„Ich war nie jemand, der sich außerhalb der Schule groß engagiert hat. Ja ich weiß, das gibt Bonuspunkte", rechtfertigte ich mich. „Zudem zusätzliche Kurse, heißt weniger Zeit und mehr Stoff zum Lernen."
„Du suchst gerade Ausreden, dass ist dir schon bewusst, oder?", neckte sie mich.
„Du kannst gerne in meinem Namen die Kurse belegen, Celine. Brauchst nur ein Umstyling", erwiderte ich.
„Vergiss es, Burke! Meine Haare gebe ich nicht her!" Damit entlockte sie mir tatsächlich ein leises Lachen. „Letztendlich musst du wissen, was du machst, Steph!"
„Ja. Ich denke ich bin in dem Alter frei entscheiden zu können. Danke dir für die Erinnerung."
Celine und ich ließen es uns gut gehen und kamen pappsatt aus dem Lokal.
„Danke für den Abend. Es war schön", bemerkte ich, lächelnd und umarmte meine Freundin zum Abschied.
„Fand ich auch. Komm gut nach Hause."
„Klar. Wenn ich Spidey treffen sollte, grüß ich ihn von dir."
„Oh ja bitte", lachte sie herzlich und somit trennten sich unsere Wege. Ich schüttelte nur meinen Kopf, steckte mir Musik auf die Ohren und ging entspannt Richtung Heimat.Wie immer verging das Wochenende viel zu schnell und ehe ich mich versah war der Montag wieder anwesend. Grummelnd stieg ich aus dem Bett und machte mich fertig.
„Guten Morgen", brummte ich verschlafen und machte mir mein Frühstück, was großteils immer ein Müsli war.
„Guten Morgen, Schatz. Hast du gut geschlafen?", erkundigte sich meine Oma, die ebenfalls schon wach war, da sie wieder unterwegs sein würde.
„Gut aber zu kurz." Während ich sprach setzte ich mich auf den Stuhl und begann mein Müsli zu Löffeln.
„Dann solltest du früher ins Bett gehen", tadelte sie mich.
„Ich kann auch direkt nach der Schule ins Bett und wäre noch immer müde", entgegnete ich mit vollem Mund.
„Du bist für ein paar Tage alleine. Wir müssen weiter weg fahren und kommen wohl erst am Mittwoch wieder", teilte sie mir schließlich mit.
„Oh", stieß ich aus. „Okay."
Auch wenn ich die sturmfreie Zeit genoss, war ich doch ungern alleine.
„Dann bis Mittwoch und fahrt vorsichtig", bat ich sie.
„Machen wir", antwortete sie und gab mir einen Kuss. Während meine Großeltern alles herrichten für ihre Fahrt, machte ich mich auf den Weg zur Uni. Meine Großeltern waren im Speditionsbereich selbstständig. Längere Fahrten waren daher nicht neu, aber die Sorge schwang immer mit. Dafür brachten sie mir immer eine Kleinigkeit von ihren Reisen mit. Heute stand unter anderem Sport auf der Agenda und mich grauste es schon jetzt. Wir wollten auf die Sportanlage und die üblichen Punkte abgrasen. Rennen, Weitsprung, Weitwurf, Sprint. Zu allem Übel auch noch mit den Jungs. Mein Elan war entsprechend vorhanden. Routiniert bewältigte ich meinen Weg und hielt unbewusst Ausschau nach Peter. Doch der war nirgends zu entdecken. War er etwa krank?, fragte ich mich und ließ die Außenwelt hinter mir. Mr. Wilson betrat überpünktlich das Klassenzimmer und wartete noch etwas bis die Schulklingel läutete. Von Peter war weiterhin keine Spur zu sehen. Ich hätte ihm ja gerne eine SMS hinterlassen, allerdings war er der einzige, der meine Nummer hatte. Mr. Wilson begann gerade die heutigen Punkte der Stunde auf die Tafel zu schreiben, als die Türe sich öffnete und Peter hineinschlüpfte.
„Mr. Parker, Sie sind zu spät", lautete der trockene Kommentar unseres Lehrers.
„Tut mir leid", begann er uns setzte seinen Weg fort. „Es wird nicht wieder vorkommen."
„Das möchte ich für Sie hoffen, Parker!"
Verstohlen beobachtete ich ihn aus den Augenwinkeln. Doch anstatt seine Sachen rauszulegen, bettete er seine Arme auf den Tisch und den Kopf obendrauf.
„Anstrengendes Wochenende?" flüsterte ich ihn zu. Fragend blickte er zu mir, als würde er meine Frage nicht verstehen.
„Kann man so sagen." Ich nickte nur und richtete meine Konzentration wieder auf unsere Mathestunde. Bio, Englisch und Geschichte war nicht anders und schwupp liefen wir auch schon Richtung Sportanlage.
„Willkommen zu unserer 1. Sportstunde."
Ich stand auf dem Platz, trug eine kurze navyblaue Shorts sowie ein Beiges Shirt mit dem Schullogo auf der linken Brust. Meine Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden. „Zuerst laufen wir uns alle erstmal warm. 2 Runden sollten genügen." Ich mochte ihre Euphorie schon jetzt nicht. Ich warf meinen Kopf in den Nacken und mischte mich unter die Gruppe. Ausdauer war nie meine Stärke gewesen. Zu meiner Überraschung bekam ich eine Runde ohne Pause problemlos zu Stande. Die Jungs wärmen sich hingegen mit einer Runde Fußball auf, was ziemlich unfair war. Sobald ich auch die 2. Runde hinter mich brachte sammelte ich mich bei den Mädels und es ging weiter mit ein paar Dehnübungen für den Weitsprung. In einer Reihe stellten wir uns auf und warteten bis der Vordermann den Sandkasten wieder verließ.
„Buuuuhhhh", grölten ein paar Kasper zu uns herüber. Peter stand etwas abseits und beobachtete nur das Treiben. Jeder hatte 3 versuche und meine waren alle bei 1,80 angesiedelt.
„Versuch deine Beine etwas höher zu bekommen, Steph. Aber es war schon nicht schlecht", lobte Mrs. Jones.
„Danke", murmelte ich nur und machte mich für die nächste Disziplin bereit. Dem 100 Meter Sprint. Wenigstens war Weitwurf der letzte Punkt für heute. Wie auch beim Weitsprung konnten wir unser Glück drei mal versuchen. Allerdings beließ ich es bei einem Lauf und setzte für die anderen beide aus. Also setzte ich mich auf die Tribüne und sah einfach nur zu.
„Hey", kam Peter langsam zu mir rüber. „Genug für heute?"
„Und wie", bekräftigte ich und streckte meine Beine aus und meine Waden zu massieren.
„Hast du dich verletzt?", fragte er sofort.
„Nein. Nein", antwortete ich lächelnd. „Ich bin es nur nicht mehr gewohnt." Ich lächelte sanft und hob meinen Blick. „Ist einfach nur etwas verkrampft. Mehr aber auch nicht." Seine fürsorgliche Art war rührend.
„Wirklich?", hakte er nach.
„Ich lüge dich schon nicht an, Peter", lachte ich leise. Und wie du es tun würdest, Herzchen, dachte ich.
„Okay", hauchte er wieder als wäre er gedanklich woanders.
„Ist bei dir denn alles okay?", fragte ich und legte meinen Kopf schief.
„Ja. Ja. Ja", wiederholte er und nickte energisch mit seinem Kopf. „Bei mir ist alles okay." Ich schwieg nur und sah zum Boden während ich meine Wade massierte. „Gehst du auf das Bonfire Fest?", fragte er aus heiterem Himmel.
„Ich weiß es noch nicht. Und du?" antwortete ich.
„Vielleicht. Ich weiß es auch noch nicht."
„Okay." Ich wusste nicht warum, aber irgendwas sagte mir, dass diese Konversation erzwungen war und ich konnte keine Idee auftreiben, dass es wieder etwas gelöster wurde. Stattdessen saßen wir nur da.
„Ich soll ein paar Bilder für unser College machen und ich wollte ... ich wollte dich fragen ob ich dich ... ob ich dich auch fotografieren dürfte. Also nur für das College." Da war er wieder. Der nervöse Peter Parker.
„Oh nein", stöhnte ich auf und legte meinen Kopf in den Nacken.
„Was ist?", zeigte er mir sein munteres grinsen, als ich zu ihm blickte.
„Vergiss es, Parker! Das letzte was ich möchte ist mein Bild irgendwo in einem Studentenblatt zu sehen", weigerte ich mich.
„Warum nicht?", wollte er wissen.
„Nein. Einfach nein. Bitte tu mir das nicht an", bettelte ich förmlich was mein Blick ebenso ausstrahlte.
„Okay. Okay, okay, okay", wiederholte er.
„Danke", antwortete ich erleichtert.
„Wie läufts im Museum?" erkundigte er sich plötzlich. Er kann sich wirklich daran erinnern?, dachte ich ungläubig.
„Gut. Ist zwar kein toller Job die Museumspolizei zu spielen aber es ist okay", erwiderte ich und zuckte eine Schulter. „Und bei Jameson?"
„Er fand dein Bild toll", haute er trocken raus.
„Eigentlich war es dein Bild, Peter."
„Was du bearbeitet hast", widersprach er.
„Stimmt. Ich sollte 50 % deines Lohns dafür verlangen", scherzte ich, was auch ihn ein wenig zum Lachen brachte.
„Ach komm." Empört warf er seine Arme zur Seite als wäre er kurz davor jemanden zu umarmen.
„Ja ist mein Ernst. Umsonst ist nichts auf der Welt", blieb ich ernst und zog meine Augenbrauen hoch.
„Es war freiwillig", verhandelte er weiter, was diesmal mich zum Lachen brachte.
„Du hast mich darum gebeten", korrigierte ich ihn energisch.
„Okay, okay okay", sprach er. „Ich gebe mich geschlagen!"
„1 : 0 für mich", triumphierte ich und lehnte mich etwas zurück.
„Gewöhn dich lieber nicht daran", warnte er mich vor.
„Achja?", fragte ich ungläubig.
„Ja", bestätigte er mir.
„Schade. Recht zu haben ist einer meiner Spezialitäten."
„Oh", tat er gespielt enttäuscht. „Dann sollte ich mich wohl besser vorsehen."
„Täte dir sehr gut geraten, Parker", lachte ich und boxte ihn spielerisch auf seinen rechten Oberarm. Wir lachen zusammen und es fühlte sich für diesen Moment an, als wären wir nicht im Unterricht.
„Jungs die Stunde ist vorbei", donnerte Welsh's Stimme zu uns herüber und auch Mrs. Jones winkte mich zu sich herüber.
Gesammelt kehrten beide Gruppen in die Umkleiden und ich war froh, den Tag hinter mich gebracht zu haben. Zurück am College legte ich meine Sachen in den Spind zurück und entdeckte auch das Plakat für die Bonfire Party am Freitag Abend. Wollte ich dort überhaupt hin? Würde Peter dort sein?
Als ich ihn im Augenwinkel erhaschte, schmiss ich förmlich die Türe meines Spinds zu und knallte sie mir unglücklicherweise auf meine Handknöchel.
„Autsch", zischte ich und nahm meine Knöchel an den Mund um diese zu kühlen. „He Peter!", rief ich, nahm mein Zeug in die Hand und eilte zu ihm.
„Hm?" gab er von sich und entferne einen seiner Kopfhörer.
„Wegen dem Bonfire am Freitag", begann ich und nässelte an meiner Hand herum. „Ich würde hingehen wollen", ergänzte ich.
„Okay", erwiderte er nur. Dann raffte er sich indem er für einen Moment seinen Kopf schüttelte und sah mich an.
„Also wenn du möchtest könnten wir... könnten wir zusammen dort hin?", fragte ich ein wenig zurückhaltend und setzte ein Lächeln auf. „Du musst aber nicht. Ich meine wenn du schon etwas anderes vorhast -„ Weiter kam ich nicht, da er mich bereits unterbrach.
„Nein. Ich würde... ich würde gerne mit dir... dorthin", antwortete er etwas zögerlich, als müsste er seine Worte im Kopf neu sortieren.
„Wirklich!" stieß ich aus und spürte wie mein Lächeln breiter wurde.
„Hm-hm", nickte er um seine Worte zu unterstreichen.
„Okay. Cool", lächelte ich und strich mit einer Hand über meinen Nacken.
„Ich kann dich abholen, wenn du möchtest", bot er mir an. „Ich meine wir wohnen nah beieinander."
„Ich hab kein Problem damit", bestätigte ich.
„Super", nuschelte er.
„Dann sehen wir uns morgen wieder zum Unterricht", sprach ich und tänzelte schon Richtung Ausgang wo ich gut gelaunt nach Hause fuhr. Das Grinsen, war kaum noch aus meinem Gesicht wegzudenken. Auch wenn die Lust, das Bonfire zu besuchen, gering war, wäre ich wenigstens nicht alleine. Ich vermutete sogar, Peter's Lust war ebenso im Keller wie meine. Allerdings war alles besser, als in der Bude zu sitzen, wenn ich eh alleine war.
Während ich in der U-Bahn saß vibrierte mein Handy. Es war meine Oma, die mir schrieb, dass sie gut angekommen waren. Ich antworte ihr und wollte mein Handy gerade wieder einstecken, als Celine mir schrieb.Steph! Du glaubst gar nicht was ich gefunden habe!!!
Im Anhang war ein Video mit dem Titel: Wer ist Spider-Man.
„Oh man", murmelte ich, klickte dennoch auf das Video, welches schon älter war. Viel war nicht zu erkennen. Ein schwarzer Fleck, der sich an den Wolkenkratzer Manhattans entlang hangelte. Ping. Die nächste Nachricht von Celine.Kannst du herausfinden, wer das ist? Du bist doch die Begabtere von uns beiden
Ich sah mir das Video mehrmals an, ehe ich einen Entschluss ziehen konnte.
Celine das Video ist knapp 1 Jahr online! Außerdem ist die Qualität schrecklich. Da kann ich nichts vergrößern!
Ich konnte nicht anders als meinen Kopf zu schütteln. Celine war wirklich unermüdlich was Spider-Man betraf.
Dann versprich mir, wenn er das nächste mal da ist, dass wir hingehen!
War sie jetzt komplett lebensmüde geworden? Das konnte sie ganz schnell wieder vergessen!
Ohne mich! Wenn du lebensmüde bist, dann tu dir keinen Zwang an, aber ich bin raus!
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ActionStephanie Burke ist eine 22-jährige Studentin. Nebenbei arbeitet sie im American Museum of Natural History und lebt noch bei ihren Großeltern. Doch bald wird ihr Leben gewaltig auf den Kopf gestellt... Das Urheberrecht der Charaktere und Unternehmen...