𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 71

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»Fühlst du ... dich denn gerade wohl ... mit der Entscheidung deiner Tochter betreffend?« , fragte Mara Isabelle, die mit Abstand neben Dag auf der Couch ihrer Wohlfühl-Praxis saß.

»Es ist das Beste, wenn wir erst uns're Sache hinbekommen.« , gab sie als Antwort.

Mara blickte Dag an. »Und ... du? Siehst du es genauso?«

Er zuckte mit den Schultern. »Wenn es für Isy das Beste ist.«

»Nein Dag, du hast meine Frage nicht verstanden.« , sprach sie. »Wie siehst du das Ganze?«

»Ich ... ich ... also ... na ja, meine Entscheidung wäre, ...«

»Ja deine Entscheidungen.« , fiel Isabelle ihm mit einem Auflachen am Anfang ins Wort hinein. »Wo deine Entscheidungen uns ja hingeführt haben, sehen wir ja jetzt.«

Dag schnalzte minimal mit der Zunge und lächelte dann theaterreif. »Ja. Hier sitzen wir nun.«

Mara blickte abwechselnd auf beide, eh sie Worte fand. »Meine therapeutische Erfahrung zeigt, dass viele Paare an einer Therapie teilgenommen haben, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen oder den Partner ... besänftigen zu wollen. Ihre Ziele waren von Anfang an unehrlich.« Sie machte eine kurze Pause, weil keiner der beiden darauf reagierte. »Seid ihr ... ehrlich zueinander?«

»Natürlich sind wir ehrlich.« , meinte Isabelle.

Maras Blick ging zu Dag. »Du bist eher ... schweigsam? Irre ich mich, oder ist das nur ... der Moment?«

»Eigentlich redet er viel.« , übernahm seine Frau die Antwort.

»Lass ihn doch selbst antworten.«

»Ich denke, jeder Mensch ist mal ... in sich gekehrt. Das hier ... so eine ... Paar-Therapie, ist etwas ... völlig Neues für mich.« , gab Dag in einem schnelleren Ton mit kleinen Pausen von sich.

»Dich beschäftigt also etwas?!«

Isabelle grunzte auf, blieb jedoch still, als sie Maras Augenausdruck bemerkte.

»Ich ... ich bin halt jemand, der viel nachdenkt.« , beantwortete Dag nun.

»Das ist gut. Zumindest teilweise. Wenn man viel nachdenkt, sind viele Dinge ... gut durchdacht.«

Er registrierte den Blick, den Isabelle ihm seitlich zuwarf. Sie ging allen Anschein nach, den Betrug gedanklich durch. »Teilweise.« , antwortete er deshalb.

Mara notierte sich irgendwelche Dinge, zu denen beide keinen Einblick hatten. Dennoch hatte sie auch ihr Aufnahmegerät laufen. »Wie sieht das Zusammenleben derzeit aus?« , fragte sie anschließend.

Dag sah wie gehabt kurz zu Isabelle, um ja nichts Falsches zu sagen.

»Ja, es läuft gut.« , antwortete diese.

»Getrennt zu sein ist schwer, zusammen leben noch schwieriger.« , argumentierte Mara. »Lebt ihr zusammen, oder ... wohnt ihr ... beieinander?«

Dag fühlte sich wie bei einem Verhör. Schuldig bis aufs Blut und versuchte, dies irgendwie ... zu verschleiern. Wieder war der Blick der Therapeutin auf ihn gerichtet. »Wir ...« , begann er und überlegte. »... also ... wir ...«

»Es tut mir leid, das ich dich jetzt unterbreche. Also ich bin jetzt mal total ehrlich zu euch.« Mara lächelte die Zwei an. »Meiner Meinung nach habt ihr es nicht gemeinsam entschieden, dies hier durchzuführen. Um euch zu helfen, benötige ich die Wahrheit. Ihr müsst mir beide da schon ein Stück weit entgegenkommen, damit ich euch auch behilflich sein kann.«

»Wir sind ehrlich.« , sprach Isabelle. »Wir sind hier. Wir beide wollen das.«

»Ich gebe euch mal ein Beispiel.« , überging sie ihre Worte. »Sind sich die Ehepartner nicht sicher, was sie wollen, konzentrieren wir uns vorrangig darauf, was man in so einer Situation tun kann und was beide benötigen. Sollten sie sich nicht einig werden, dann besteht immer die Gefahr, dass einer von den Partnern sich bemüht und der andere ihm alles zusätzlich erschwert.«

»Wir wollen es beide.« , wiederholte Isabelle.

»Reicht eure derzeitige Motivation, um die Beziehung ... wieder gedeihen zu lassen?« Sie sah aufs Neue abwechselnd auf beide Gesichter. »Ohne all das, werdet ihr euch nämlich nicht nach vorne bewegen. Das wird ein Stillstand.«

»Ja, die reicht.« , antwortete abermals Isabelle.

Maras Blick war jedoch wiederum auf Dag gerichtet, der merkte, wie nervös er dadurch wurde. Kontinuierlich befeuchtete er seine Lippen und versuchte, ihr bloß nicht in die Augen zu schauen.

»Okay.« , gab sie daraufhin wieder und notierte sich zum wiederholten Male etwas. »Ich bin weiterhin ehrlich. Das wird ein langer Weg. Eure Kommunikation stimmt nicht einmal.«

»Was?« Isabelle lachte auf. »Das stimmt nicht.«

»Doch. Dem ist so. Und deshalb bekommt ihr auch direkt eine Hausaufgabe auf.«

»Okay. Kein Problem.«

»Ich will, das ihr miteinander redet.«

»Ja, wie gesagt kein Problem. Wir reden ... andauernd.«

»Ich glaube ja eher, ihr ... streitet und besprecht sonst nur das Nötigste. Ich will aber, dass ihr anregende Unterhaltungen führt.«

»Okay.« Weiterhin war es Isabelle, die antwortete, während Dag schwieg.

»Ihr werdet ausgehen. Geht Essen. Spazieren. Irgendwie so etwas. Da, wo man nichts anderes noch machen kann, als miteinander reden.«

»Das könnten wir rein theoretisch auch zu Hause machen.«

»In eurem Heim wird es nicht klappen.« Sie schüttelte den Kopf auf Isabelles Aussage hin. »Da könnt ihr euch aus dem Weg gehen. Also ... geht heute Abend raus, macht euch schick, und unterhaltet euch.«

»Über?«

»Alles Mögliche. Nur halt keine Vorwürfe oder sonst etwas. Redet über ... die Politik, den Weltfrieden. Ich weiß es nicht. Alles ... nur nicht eure Beziehung. Nicht was war. Nicht was ist. Und nicht was sein wird.«

»Und das soll ... helfen?«

»Dadurch werde ich definitiv noch einen besseren Einblick in euer Verhältnis bekommen. Beim nächsten Treffen erzählt ihr mir dann, was so eure Themen waren. Wie ihr euch gefühlt habt. Und und und.«

»Das bekommen wir hin.« , meinte wiederum Isabelle, während Dag nickte und sich ein Lächeln aufzwang.

Ich brauch dir nicht zu erklären wie schön das wär' so für immer BAND 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt