Kapitel 10

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Yoongi hatte sich dazu entschieden, sein Leben weiterzuführen wie bisher. Er wollte unbedingt noch ein Album veröffentlichen, bevor er starb, weswegen er viel mehr Zeit im Genius Lab verbrachte als üblich.

Auch bei den Tanzproben nahm er wie üblich teil, obwohl Seokjin ihm davon abgeraten hatte. Aber Yoongi wollte die anderen nicht einweihen.

"Yoongi-Hyung, du verpasst schon wieder deinen Einsatz", rief Hoseok mit leichter Frustration in seiner Stimme. Er trat näher zu Yoongi, um ihm zu helfen, die Schritte zu erinnern, aber Yoongi schüttelte nur den Kopf und versuchte weiterzumachen.

Plötzlich überkam ihn eine Welle intensiver Schmerzen und er griff sich a den Kopf, als ob er versuchte, den Schmerz zu lindern. Sein Gesicht war verzerrt vor Qual, und er konnte nicht länger stehen bleiben. Langsam sank er auf die Knie, seine Hände fest um seinen Kopf geklammert.

"Yoongi-Hyung, was ist los?" rief Jimin besorgt, als er sah, wie sein Freund zusammenbrach. Die anderen Mitglieder eilten zu ihm, aber Yoongi konnte kaum noch etwas wahrnehmen. Alles verschwamm vor seinen Augen und er fühlte sich, als ob er in einen dunklen Abgrund fiel.

Die Musik verstummte, und die Tanzprobe kam abrupt zum Stillstand, als die anderen Mitglieder um Yoongi herum versammelt waren, besorgt und hilflos angesichts seines Zustandes. Hoseok war der Erste, der sich neben ihn kniete, gefolgt von den anderen, die fragend und ängstlich auf ihn herabblickten.

"Wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen", sagte Namjoon mit ernster Stimme, während er versuchte, Yoongi zu stützen. "Schnell, helft mir, ihn hochzubekommen."

"Nein", hauchte Yoongi schließlich. "Ich bin gleich wieder okay."

Die anderen Mitglieder sahen sie besorgt und verwundert an. Passierte ihm so etwas öfter? Nur Seokjin wusste Bescheid und rannte schnell zu Yoongis Sporttasche, um die Kopfschmerztabletten herauszuholen, die der Arzt Yoongi verschrieben hatte. Sein Herz schlug schnell vor Sorge um Yoongi, während er sich bemühte, die richtige Medizin zu finden. Endlich entdeckte er die Packung und zog sie heraus, eilte dann zurück zu Yoongi, der von den anderen gestützt wurde.

"Yoongi, nimm das", sagte Seokjin, als er die Tabletten in Yoongis Hand legte. "Es wird dir helfen, die Schmerzen zu lindern."

Yoongi griff nach den Tabletten, aber seine Hand zitterte so stark, dass er Mühe hatte, sie zu halten. Seine Gesichtszüge waren von Schmerz verzerrt, als er die Medizin einnehmen wollte.

"Hier, lass mich dir helfen", sagte Jimin und reichte ihm vorsichtig eine Flasche. Yoongi nahm die Tabletten und spülte sie mit einem Schluck Wasser herunter, bevor er langsam seine Augen schloss und sich gegen die Schulter von Hoseok lehnte.

"Yoongi, meinst du nicht, dass-" Seokjin unterbrach sich selbst, überrascht darüber, dass Yoongi sofort nickte. "Soll ich oder wi-" Erneut nickte Yoongi nur.

Nun richteten sich fünf neugierige Augenpaare auf Seokjin. Langsam atmete er tief ein und hob dann seinen Blick, um den ernsten Gesichtern der Mitglieder zu begegnen. "Es tut mir leid, dass ich euch das nicht früher gesagt habe", begann Seokjin leise. "Aber Yoongi... er hat einen Hirntumor."

Ein betäubtes Schweigen erfüllte den Raum, als die Worte von Seokjin langsam in die Köpfe der anderen sanken. Hoseok brach das Schweigen zuerst, sein Gesicht verzerrt vor Bestürzung. "Ein Hirntumor? Aber... wie... seit wann...?"

Seokjin senkte den Blick, unfähig, den Blicken der anderen zu begegnen. "Es ist schon seit einiger Zeit. Wir haben es vor euch allen geheim gehalten, weil Yoongi es so wollte. Er wollte euch nicht belasten..."

Ein Klang der Überraschung entrang sich Namjoons Lippen, während Taehyung und Jungkook sprachlos blieben, ihre Augen weit und voller Schock.

Jimin brach das Schweigen schließlich und trat einen Schritt auf Seokjin zu. Seine Stimme bebte, als er sprach: "Und du... du hast das die ganze Zeit gewusst? Warum hast du uns nichts gesagt?"

Seokjin hob langsam den Kopf, seine Augen feucht vor Tränen. "Er... er wollte euch nicht verletzen. Er wollte nicht, dass ihr euch Sorgen macht... er dachte, es wäre besser, wenn ihr es nicht wüsstet..."

"Es tut mir so leid", erklang plötzlich Yoongis schwache Stimme. Er hatte sich hochgerappelt und stand nun auf zitternden Beinen hinter ihnen. Erst jetzt fiel ihnen auf, wie krank er wirklich aussah. Seine Kleidung saß ihm viel zu lose am Körper, was daran lag, dass er sich häufig übergeben musste und fast keinen Hunger verspürte. Seine Haut war bleich und er hatte tiefschwarze Augenringe, weil er nachts nicht schlafen konnte. Außerdem trug er eine Mütze, um die kahle Stelle von der Operation zu verbergen.

Jimins Augen füllten sich mit Tränen, als er seines Freundes betrachtete. "Hyung...", flüsterte er mit erstickter Stimme und ging langsam auf Yoongi zu. Er legte behutsam seine Hand auf Yoongis Schulter und spürte, wie der Körper seines Freundes vor Schwäche zitterte. "Warum hast du uns das nicht gesagt? Wir hätten dir helfen können..."

Yoongi senkte den Blick und wandte sich ab, unfähig, den Kummer in Jimins Augen zu ertragen. "Ich wollte euch nicht belasten", murmelte er leise. "Ich dachte, ich könnte das alleine durchstehen. Aber ich... ich schaffe es einfach nicht mehr."

Namjoon trat ebenfalls näher und legte seine Hand auf Yoongis Rücken, spürte die Kälte, die von seinem Körper ausging. "Yoongi-Hyung... wir sind hier für dich. Wir werden dich nicht alleine lassen. Wir werden für dich da sein, egal was passiert."

Die Tränen flossen nun ungehemmt über Jimins Wangen, als er Yoongi in die Arme schloss. Die Gruppe versammelte sich um ihren Freund. Sie alle wussten, dass sie nicht verhindern konnten, was kommen würde.

»𝟐𝟎𝟐𝟓« ᵐⁱⁿ ʸᵒᵒⁿᵍⁱ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt