Elara, die Alchemistin, kaute auf ihrer Unterlippe. Der Baron drohte, ihr gesamtes Labor niederzureißen, wenn sie nicht bis zum Morgengrauen ein Gegenmittel für die Seuche braute. Elara hatte zwar vielversprechende Ansätze, aber die entscheidende Zutat fehlte: Drachenblüte.
Diese seltenen Blumen wuchsen in den Ewigen Schatten, einem magisch versiegelten Reich hinter einem schimmernden Nebelvorhang. Nur Zauberkundige konnten ihn durchqueren, doch Elara besaß keinerlei Magie.
Panisch rannte sie durch die Gassen der Stadt und landete schließlich vor der heruntergekommenen Taverne "Zum brummenden Greifen". Fenn, der zwielichtige Zauberer, saß dort an einem Tisch und kippelte seinen Humpen.
"Fenn", stieß Elara hervor, "ich brauche deine Hilfe."
Fenn grinste frech. "Hilfe hat immer ihren Preis, Alchemistin."
Elara bot ihm alles an, ihr Labor, ihre Forschungsergebnisse. Fenn schüttelte den Kopf. "Nein, etwas Wertvolleres."
Er flüsterte ihr seinen Preis ins Ohr. Elara zuckte zusammen, aber die Not der Stadt wog schwerer als ihr Stolz. Sie willigte ein.
Fenn zeichnete mit einem Finger magische Runen in die Luft. Der Nebelvorhang vor den Ewigen Schatten zerriss für einen kurzen Moment. Elara stürmte hindurch, das Herz in der Brust hämmernd.
Grelle Lichtreflexe blendeten sie. Riesige Pilze leuchteten fahl, und zwischen ihnen wuchsen die Drachenblüten, violett und pulsierend.
Schnell pflückte sie einige und rannte zurück zum Nebelvorhang. Dieser begann jedoch zu schrumpfen, die magischen Runen zu verblassen.
"Fenn!", schrie Elara verzweifelt.
Eine Gestalt löste sich aus dem Nebel. Fenn, aber anders. Dunkler, mächtiger, mit glühenden Augen.
"Der Preis", sagte er und streckte die Hand nach den Blüten aus. "Vergiss nicht, was du mir geschuldet hast."
Elara musste handeln. Sie schleuderte ihm die Blüten entgegen und spürte, wie uralte Energien sich in ihr erhoben. Verzweifelte Entschlossenheit und das brennende Bedürfnis, die Stadt zu retten, weckten in ihr einen Funken verborgener Magie.
Die Blüten trafen Fenn und explodierten in einem violetten Lichtblitz. Der Nebelvorhang riss auf, Fenn stolperte zurück und der Eingang zu den Ewigen Schatten verschloss sich mit einem ohrenbetäubenden Knall.
Elara wankte zurück in die Stadt, die Blüten fest in der Hand. Sie war zwar geschwächt, aber die Magie pulste noch in ihr. Sie würde das Geliehene zurückzahlen, aber zuerst musste sie die Menschen retten.
Im Labor arbeitete sie fieberhaft und stellte das Gegenmittel her. Stunden später war es geschafft. Die Seuche konnte eingedämmt werden. Elara, die Alchemistin, die ohne Magie begonnen hatte, war nun eine Magierin wider Willen. Und sie wusste, der Preis würde fällig werden, aber sie würde ihn zu ihren Bedingungen begleichen.
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Der geliehene Zauber (GER/Deutsch)
FantasyDer geliehene Zauber: Wo Alchemie auf verbotene Magie trifft Elara, die Alchemistin, steht mit dem Rücken zur Wand. Um eine tödliche Seuche aufzuhalten, braucht sie eine seltene magische Zutat: die Drachenblüte. Doch diese wächst nur in den gefährli...