6. Geheimnisse

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Ich tänzelte gerade die Treppen hinunter, als ich die Klingel der Haustüre läuten hörte.
„Ich bin sofort da", rief ich durch das Haus, schlitterte erstmal ins Wohnzimmer um meine Handtasche mit dem Geldbeutel und dem Handy zu holen, warf mir ebendiese Tasche über und rannte zur Haustüre, wobei ich mich im letzten Moment mit den Händen an der Tür abfederte.
„Hi", schnaufte ich ein wenig außer Atem und richtete mich wieder auf.
„Ist alles okay?", fragte Peter langsam.
„Ja. Ja klar", hastete ich. „Ich muss nur noch schnell meine Schuhe anziehen und dann können wir auch schon los", tat ich kund und ließ die Haustüre offen stehen. Ein kurzes Bücken und wie ein Kasper schlüpfte ich in mein Schuh, was Peter köstlich amüsierte. Mit vorgehaltener Hand versuchte er sein Lachen zu kaschieren.
„Machst du das öfter", kicherte er.
„Nur... wenn ich... in Eile... bin", hüpfte ich auf einem Bein und war endlich fertig. „Tadaaa", präsentierte ich stolz und schnappte mir noch die Hausschlüssel.
„Es war sehr amüsant", stellte er fest.
„Freut mich, wenn dir meine Show gefallen hat, Parker", tänzelte ich etwas vor ihm herum. Erst da bemerkte ich die Kamera.
„Ich merk schon, in dir steckt ein Fotograf", meinte ich und war wirklich gut gelaunt.
„Ist das so offensichtlich", meinte er ein wenig verlegen.
„Es sei denn, es ist keine Kamera, sondern ein Peilsender, der als Kamera getarnt ist und wir gehen nicht zum Bonfire sondern in ein Geheimversteck voller Schurken", fantasierte ich, formte meine Finger zu Krallen und lachte auf.
„Was?" Als ich zu Peter sah, musste ich noch mehr lachen. Sein Gesicht wusste nicht, ob es entsetzt oder überrascht sein soll.
„Das war ein Scherz, Peter", tröstete ich ihn und legte ihm eine Hand auf den Arm.
„Oh. Achso. Ja. Ja natürlich, ist ein Spionagegerät", wollte er in meinen Joke mit einsteigen, was ihm weniger gelang.
„Sorry. Ich wollte nicht pietätlos sein", entschuldigte ich mich und wechselte Augenblick das Thema. „Ich hab es mir übrigens nochmal überlegt. Mit dem Fotos meine ich. Also wenn... wenn du willst, dann mach ruhig."
„Ach wirklich?" Diesmal war er wirklich überrascht. „Es sind nur Fotos für das Studentenblatt und so."
„Ja geht in Ordnung", nickte ich bestätigend.
„Danke", lächelte er. Auf den Weg hörte ich es mehrmals klicken.
„Die Außenseiter sind auch da", hörte ich Philius, oder Phil genannt, zu uns herüber brüllen. Normalweise war ich angriffslustig aber ihm würdigte ich keines Blickes.
„Na wenn das nicht Parker und Burke sind", erhaschte ich Flash's fast kahl geschorenen Kopf.
„Kaum zu glauben, dass ihr euch am liebsten zerfleischt hättet", murmelte ich in Peter's Richtung.
„Kaum zu glauben, dass er mir beim Abschluss der High School alles Gute wünschte", antwortete Parker ebenso leise.
„Spidey scheint ja doch Wunder zu bewirken", flüsterte ich abermals und hob meine Stimme um Flash zu begrüßen.
„Voll cool, dass ihr da seid", tat er kund.
„Ja das war auch ein wenig spontan", antwortete ich. „Wie lange bist du schon da?"
„Schon etwas länger. Die Jungs und ich waren für den Aufbau zuständig."
„Na dann. Auf gehts um Spaß zu haben", frohlockte ich und ging mit Flash zu den Anderen. „Du kennst Peter also schon von der High School?", fragte ich interessiert.
„Ja. Ich hab erst viel zu spät kapiert, dass er eigentlich voll in Ordnung ist", meinte Flash.
„Lieber später als nie", bemerkte ich. „Aber deine Wandlung hat nicht zufällig etwas mit Spider-Man zu tun?", grinste ist und schielte ihn an.
„Spidey ist cool und die Weiber fahren voll auf ihn ab", antworte wenn schulterzuckend. Da kenn ich auch eine, die ihn sofort heiraten würde, dachte ich mir.
„Achja", seufzte ich und nahm mir einen roten Becher. „Der gute alte Spider-Man", fügte ich eher zu mir selbst sprechend hinzu. „Was ist da drinnen?" wollte ich wissen und sah zu Flash.
„Nur etwas Bier", antwortete Flash schulterzuckend.
„Wer's glaubt" gab ich forsch als Antwort zurück und trank einen Schluck. Snacks gab es auch in allerlei Ausführungen. Ich schnappte mir einen zweiten Becher den ich Peter reichte.
„Ich trinke nichts", lehnte er höflich ab, wie er immer war.
„Alles klar", gab ich zurück und behielt ihn dann eben für mich. Zusammen mit ihm erkundeten wir das Arsenal und das Bier ging mir auch schon ins Blut, sodass ich beschloss erstmal nichts mehr alkoholisches zu trinken.
„Bist du alleine zu Hause?", fragte Peter plötzlich als wir unter uns waren.
„Ja", antwortete ich gedrückt und sah auf meinen Becher, welchen ich in meinen Händen drehte. „Meine Großeltern mussten nach Philadelphia fahren. Sie sind sozusagen wie ein Kurier und längere Fahrten sind momentan die Tagesordnung. Morgen Abend kommen sie zurück."
„Wolltest du deswegen so plötzlich aufs Bonfire?"
„Weißt du, alles ist momentan besser als alleine im Haus zu sein. Klar ist sturmfrei mal ganz nett, aber jedesmal wenn sie das Haus verlassen, weil sie über Tage weg sind, ist als ob man durchdrehen würde. Jedesmal wenn sie deswegen das Haus verlassen, bete ich, dass sie auch wieder zurück kommen. Sie sind immerhin die einzigen, die ich noch habe, seit meine Eltern nicht mehr leben." Jetzt wurde ich sentimental, was ich den Alkohol zurechnete. Am Boden laß ich alle möglichen Dinge auf nur um sie dann wieder von mir zu werfen. „Für mich würde eine Welt zusammenbrechen, wenn ich wüsste ihnen wäre etwas passiert und kämen nie wieder nach Hause zurück." Meine Stimme wurde brüchig und ich spürte die Tränen in meinen Augen aufsteigen.
„Hey", tröstete noch Pete. „Sie werden wieder nach Hause kommen und deine Angst war völlig unbegründet." Tatsächlich verzog ich meine Mundwinkel ein wenig nach oben.
„Na ihr Turteltauben?" Drang eine amüsierte Stimme an unsere Ohren. Synchron drehten wir uns in die Richtung und es war Flash.
„Was passiert hier eigentlich noch?" erkundigte ich mich.
„Das Feuer wird entzündet sobald es dunkel wird und gefeiert. Das 1. Jahr an der Uni und so."
„Okay."
„Kommt doch wieder zurück. Die Party ist im vollen Gange."
„Wir kommen gleich nach", sagte ich und meinte kein Wort davon ehrlich.
„Vielleicht ... vielleicht sollten wir lieber wieder gehen", meinte er als wäre ihm unbehaglich.
„Wir sind doch erst gekommen!", entgegnete ich entrüstet und sah ihn an.
„Ja. Ja ich... ich weiß aber... ich denke es wäre wirklich besser." Litt er unter Stimmungsschwankungen?, fragte ich mich.
„Woher der Sinneswandel?" fragte ich misstrauisch.
„Kannst du mir nicht einfach vertrauen?" bettelte er förmlich und sah mich flehend an.
„Peter was ist los?" wollte ich eindringlich wissen.
„Ich... ich kann es dir nicht sagen, okay."
„Wenn du dann aufhörst zu quengeln", gab ich mich geschlagen und stand auf um unter anderem die Becher wegzuwerfen. Die Party war tatsächlich im vollen Gange und alle waren viel zu sehr mit trinken beschäftigt, sodass wir nach einer knappen Stunde uns heimlich wieder weg schleichen konnten.
„Möchtest du schon wieder nach Hause?", fragte ich Peter, als wir uns auf den weg machten.
„Nur wenn du möchtest." Seine Hände waren wieder in den Hose Taschen vergraben.
„Nicht wirklich", antwortete ich wahrheitsgemäß und seufzte auf. „Es ist Freitag und der Abend ist noch jung", fügte ich hinzu und streifte den Boden mit meiner Ferse. Wir gingen einige Schritte bevor Peter die Stille durchbrach.
„Okay komm mit", gab er plötzlich von sich, packte intuitiv meine Hand und zog mich förmlich hinter sich her.
„Wo bringst du mich hin?" wollte ich wissen und konnte nicht anders als zu lachen. „Siehst du gleich", gab er amüsiert von sich.
Himmel meine Lungen begannen schon zu brennen, während Peter noch nicht mal außer Atem war.
„Würde.... Würde es dir... vielleicht etwas ausmachen, etwas... langsamer zu machen?" fragte ich außer Atem.
„Oh", sofort bremste er ab und ich konnte nach Luft schnappen. „Entschuldige."
„Schon gut", keuchte ich und sammelte mich wieder ehe wir weiter gingen. Peter führte mich zur Grand Central Station.
„Ernsthaft?", fragte ich, als wir davor standen.
„Komm einfach mit", meinte Peter und zeigte mir den Weg. Wir durchquerten den belebten Bahnhof und betraten einen Tunnel. Etwas zögerlich drang ich immer weiter in die Dunkelheit.
„Sei vorsichtig", warnte mich Peter vor und geleitete mich sicher bis zu einem unterirdischen Bahnhof.
„Oh mein Gott. Es gibt ihn tatsächlich. Der Bahnhof von Präsident Roosevelt", erwiderte ich überrascht und sah mich ein wenig um. Der in die Jahre gekommenen Bahnsteig, war deutlich zu sehen. Überall Rost und jede Menge Spinnweben. Sofort rümpfte ich meine Nase und analysierte jeden Winkel nach den Krabbeltieren.
„Alles klar bei dir?" fragte Peter und hüpfte mit einer Leichtigkeit über die Drehschranke.
„Äh ja klar", sprach ich langsam und ließ meinen Blick über die Decke gleiten. Etwas unbeholfen krabbelte auch ich über die Schranke und Peter warf eine Münze ein, wo sich ein verlassener Wagon aus dem Boden erhob.
„Verdammt", fluchte ich und starrte den Wagen mit offenem Mund an.
„Warte ab wenn du das Innere siehst", sprach Peter enthusiastisch.
„Okay", antwortete ich etwas langsam und schloss zu Peter auf.
„Hey", grinste er. „Was ist los?"
„Spinnen. Überall Spinnen", antwortete ich angeekelt und machte mich klein.
„Sag nicht du hast Angst vor Spinnen?" Ein Lachen als auch etwas Ungläubigkeit mischten sich in Peters Stimme.
„Die Viecher sind einfach nur eklig", meinte ich und tastete mich langsam vor.
„Spinnen sind nützliche Tiere", erinnerte er mich und stieg in den Wagon. Ich verzog nur meinen Mund und stieg vorsichtig zu Peter in die U-Bahn, der sich vor einen Computer setzte.
„Ist das hier wirklich sicher?" fragte ich etwas unheilvoll und blickte nicht um. Überall waren Labor Geräte aufgestellt. Drei kühlschrankartige Geräte standen gefüllt mit Proben in einer Reihe.
„Was ist das? Ein Geheimlabor?" wollte ich wissen uns stellte mich hinter Peter.
„Du wirst nicht glauben, was mein Dad hinterlassen hat", gab Peter von sich und öffnete ein Video von Richard Parker. Er sprach über die Gründe, warum er und seine Frau verschwinden mussten, sowie über den Grund Peter zurückzulassen. Zu seiner eigenen Sicherheit. Richard sprach auch von den genmodifizierten Spinnen, was mir buchstäblich die Sprache verschlug.
„Wow", staunte ich nicht schlecht als Pete die Datei wieder schloss.
„Ich verstehe es endlich, Steph. Ich verstehe jetzt, warum sie gegangen sind", sprudelte es aus Peter heraus. „Ben und May hielten sich immer bedeckt und ich habe nie verstanden warum, aber jetzt weiß ich es. Ich weiß es endlich." Ich blickte von dem Bildschirm zu Peter, der mich hilfesuchend anblickte.
„Das... ist... unheimlich", zog ich den Satz in die Länge.
„Ich dachte alles wäre eine Lüge gewesen, aber das Video... das Video sagt etwas Anderes, Steph. Nichts war eine Lüge. Gar nichts." Ich konnte nicht anders als Peter in meine Arme zu schließen, der vor Erleichterung zu weinen begann.
„Hey alles gut", versuchte ich ihn zu beruhigen. „Alles gut."
Ich gab ihm die Zeit die er brauchte bis er sich wieder beruhigte. Ich lotste ihn aus den Wagon raus wobei er sich sanft von mir löste.
„Lass uns gehen", schlug ich vor, worauf er energisch nickte. Langsam ließen wir den Bahnhof hinter uns und es dämmerte bereits, als wir wieder an die Oberfläche kamen. Wir liefen zur Brooklyn Bridge und ließen uns an der Bucht nieder. Peter opferte sogar seine Jacke als Decke, damit wir uns nicht schmutzig machen.
„Ich bin froh, dass du deine Antworten erhalten konntest, Peter", sprach ich und sah auf die New Yorker Skyline. Doch dann fiel mir alles wie Schuppen von den Augen. „Warte mal", sagte ich und legte meine Stirn in Falten. „Wenn Oscorp wirklich diese ganzen Forschungen betrieben hat, dann -„
„Stammen alle Kreaturen, die Manhattan und Umgebung angegriffen haben von Oscorp", beendete er meinen Satz in gedämpfter Stimme.
„Das wollte ich sagen", stimmte ich zu.
„Dir entgeht nichts, oder?" lächelte er und las einen Stein auf.
„Ich denke nur logisch. Das ist alles", tat ich so, als wäre das keine große Kunst. „Aber warum unternimmt dann niemand etwas gegen das Unternehmen? Ich meine dann würde alles so laufen wie jetzt auch?", fragte ich.
„Oh glaube mir, es gibt Leute die alles vertuschen wollen und die Macht über Oscorp haben", antwortete Peter mit einem hasserfüllten Unterton.
„Es muss aber irgendein Beweis geben, dass alles war in der letzten Zeit passiert ist, auf Oscop zurückzuführen sind", rief ich entrüstet. „Oder denkst du das alles ist nur Zufall, dass die Stadt in Schutt und Asche gelegt wird und Oscorp weiterhin Marktführer ist?"
„Natürlich ist es kein Zufall", beantwortete Peter meine Frage und rappelte sich wieder auf. „Es sind die Anwälte, die alles unter den Teppich kehren und zur Tagesordnung zurückkehren. Max Dillon, war ein Angestellter von Oscorp. Nach seinem Unfall hörte man nie wieder etwas von ihm."
„Max Dillon? Du meinst den Kerl, der ganz New York ins Mittelalter zurück verfrachtete?"
„Genau den", bekräftigte Peter meine Frage „So war es auch mit Harry. Als Norman Osborn starb, war er der Inhaber von Oscorp. Einer der Anwälte hängte ihm etwas an, sodass Harry entmündigt wurde", erzählte er mir.
„Dann wundert es mich nicht, dass das Unternehmen weiterhin erfolgreich wirtschaften kann, wenn alle Komplikationen so der Öffentlichkeit verschwiegen werden", resultierte ich.
„Gut erkannt", lobte Peter und sah auf mich hinab.
„Aber wenn alle zu Schurken wurden, warum trifft das dann nicht auf Spider-Man zu?", wollte ich nun ganz genau wissen.
„Ich... ich weiß es nicht."
„Aber Richard sagte doch in dem Video, dass die genmodifizierten Spinnen-„, ich brach mitten im Satz ab und starrte mit aufgerissenen Augen zu Peter. Nun rappelte auch ich mich auf die Beine, den Blick weiterhin auf Parker gerichtet. „Allen Leuten denen bei und von Oscorp etwas passiert ist, wurde die böse Seite in ihnen verstärkt." Ich sah wie Peter sich versteifte und seine Lippen aufeinander presste, als wäre ich etwas auf der Spur. Ich ging alles nochmal chronologisch in meinem Kopf durch und ich hörte bildlich gesehen den Groschen in meinem Kopf fallen. Richard implantierte seine DNA in die Spinnen und Spider-Man war gut. In meinem Kopf ratterte es. Ich resultierte, dass Spider-Man und Richard verwand waren. Gut erkannt Sherlock. Du bist deinem Ziel nahe. Überleg weiter, meldete sich mein Unterbewusstsein. Richard Parker und Peter Parker! „Du bist Spider-Man!", schmiss ich ihm an den Kopf und sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an.

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