IMVELO || Woodwalkers FF

Kapitel 91_Von dir, vor sieben Jahren - Teil 8 / Rache-Kreislauf

Kapitel 91_Von dir vor sieben Jahren - Teil 8 / Rache-Kreislauf

Ivan warf keinen Blick zurück, als er Kimura folgte. Er konnte nur hoffen, dass ihm niemand folgte. Dass er niemanden in Gefahr brachte. So wie Zaan. Noch immer hallten dieselben Worte wieder und wieder durch seinen Kopf. Ich habe ihn sterben lassen.

Er war Einsatzleiter, er hätte seinen Schüler beschützen müssen. Er hätte schneller reagieren müssen. Wenn er diesen Angriff nur eine winzige Sekunde früher abgefeuert hätte - vielleicht hätte das Zaan schon gerettet ...

Mühelos erklomm Ivan die Felsen, über die die Brücke gespannt war - dort, wo er Kimura zuletzt gesehen hatte. Training im offenen Gelände hatte er nicht wenig gehabt, vermutlich müsste er Kimura dafür sogar dankbar sein.

Doch im Moment sah er nur, was die letzten Minuten geschehen war. Und Kiba und Carag. Hoffentlich blieben sie wirklich bei Zaan. Hoffentlich waren sie dort sicher.

Als Ivan die Brücke erreichte, feuerte er einen direkten Blitzangriff ab, nur Zentimeter von Kimura entfernt in die Luft. Sofort blieb dieser stehen und drehte sich um. Seine Schutzfähigkeit war noch immer aktiv, eigentlich wäre es egal gewesen, wenn Ivan ihn getroffen hätte.

Trotzdem war es besser gewesen, Vorsicht walten zu lassen. Dieser Angriff war nur ein winziger Bruchteil der Energie gewesen, die Ivan bereits in sich aufgeladen hatte und mit dieser Attacke, hätte er versehentlich alles entladen können.

„Bleiben Sie stehen", befahl Ivan mit überraschend ruhiger Stimme. „Sie sind verhaftet."

Irgendwie war dieser Satz zu simpel, fast schon lächerlich. Trotzdem schien er irgendwas in Kimura ausgelöst zu haben - die Erkenntnis, dass Ivan es ein für alle Mal beenden wollte, hier und jetzt. Und auch, dass er keine Angst mehr hatte. Weder vor Kimura noch vor seiner eigenen Kraft.

Angst konnte Ivan sich jetzt nicht erlauben. Vielleicht wäre Zaan noch am Leben, wenn er nur den Mut gehabt hätte, vorher gegen Kimura zu kämpfen.

„Geht es deinen Schülern gut? Die Nachricht von eurem Verlust muss sie sehr getroffen haben. Wissen sie es bereits?"

„Nein", antwortete Ivan knapp. Jetzt verbarg er die Präsenz seines Imvelo nicht mehr. Das war sowieso unmöglich, wenn er es aufladen wollte. Kurz wirkte Kimura überrascht, als er die Spannung bemerkte - vermutlich hatte er nicht mit bereits so viel geladener Energie gerechnet.

„Sie haben genug getan", fuhr Ivan genauso ruhig wie schon zuvor fort, während in Sekunden ein Sturm aus Blitz und Energie aufkam und um sie herumwirbelte. „Es reicht."

Nach der ersten Überraschung, fing Kimura sich schnell wieder und erwiderte Ivans Blick kühl und überlegen. „Sicher, dass du mich damit angreifen willst? Was, wenn du meinen Schutz durchdringst oder ich ihn auflöse?"

„Sicher, dass Sie es riskieren wollen?", entgegnete Ivan angespannt. „Sie haben meinen Schüler getötet, mein Leben und das von noch so vielen anderen zerstört. Ich hätte nicht länger als ein paar Tage mit meinem Gewissen zu kämpfen."

Tatsächlich glaubte Ivan für eine Sekunde Unsicherheit in Kimuras Augen aufflackern zu sehen. „Ich weiß, dass du das nicht tun wirst, Ivan. Du würdest niemals jemanden umbringen, selbst wenn es der Teufel selbst ist", meinte er, aber in seine Stimme hatte sich ein zweifelnder Unterton gemischt. „Auch der Teufel ist schließlich nur ein gefallener Engel."

Dieses Mal antwortete Ivan nicht mehr und konzentrierte sich stattdessen auf sein Imvelo. Um Kimuras Schutz zu durchdringen, würde er alles brauchen, was er hatte. Dieser Angriff musste noch viel größer werden als der in der Scheune.