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Ihre zierliche Silhouette verschmolz mit dem goldenen Sonnenlicht, dass durch die Vorhänge in das Zimmer drang.
Ihr warmes Lächeln, was durch zwei braune Haarsträhnen perfekt umrahmt wurde, erhellte den großen Raum mehr als es das Sonnenlicht je hätte tun können.
Ihre blassen grünen Augen, die er auch unter Millionen erkannt hätte, blitzten auf und warfen ihm einen Blick zu, der sein Herz in tausend Stücke zerrissen.
Ihre weichen Lippen, die er schon unzählige Male geküsst hatte, ein Geschmack den er nicht gewillt war jemals zu vergessen, kamen seinen immer näher. Kirsche, ihre Lieblingsfrucht.
Sobald er nach ihr greifen und die verbleibenden Zentimeter zwischen ihren Lippen schließen wollte, verblasste ihre wunderschöne Erscheinung allmählich in der Dunkelheit.
Und es blieb einzig allein das zurück was sie war und für immer bleiben würde: eine weit entfernte Erinnerung.
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Auch ohne einen einzigen Blick auf das Display seines Handys zu wagen wusste er wie spät es war.
3:27, wie jede Nacht. Wie jede Nacht in denen er aufwachte.
In denen er schlaflos aufwachte, weil er an sie dachte.
Der Raum war mit kompletter Stille und Dunkelheit überzogen und außer seinen tiefen Atemzügen war nahezu kaum ein Geräusch wahrnehmbar. Und selbst wenn es nur den Hauch eines Geräusches gegeben hätte, er hätte es nicht wahrgenommen.
Ein kleines Raunen verließ seinen Mund als er sich aufsetzte und seufzend durch seine blonden Ansätze fuhr, die kaum mehr zu erkennen waren. Er hatte ohnehin nie gewusst warum er damit aufgehört hatte, aber mit Sicherheit war sie der Grund dafür, so wie sie es für alles seid 3 Monaten war.
Schweigend ließ er seinen Blick durch die dunkle Wohnung schweifen. Eine Wohnung in der mehr Erinnerungen steckten als ihm lieb gewesen wären und die er genau deswegen nicht verlassen konnte.
Nicht verlassen konnte um sie hinter sich zu lassen.
Vereinzelt stahlen sich wenige Strahlen hellem Mondlichts durch die Vorhänge und offenbarten so einen Teil seines Gesichts in der Dunkelheit. Zu gut kannte er diesen Anblick und zu oft hatte er ihn inzwischen gesehen.
Sein Lachen, etwas dass einst nur zu ihr herüber drang, als sie dort drüben am Vorhang stand, weil es einzig allein ihr gewidmet war und nun etwas wovon er nicht einmal im Begriff war ob er es überhaupt noch besaß.
Seine tiefen blauen Augen, dessen Leuchten versiegt war weil es schon lange keinen Grund mehr dafür gab.
Seine leeren Lippen, die ihre zu lange nicht mehr gespürt, nicht mehr geküsst hatten.
Und seine Arme, die ihren zierlichen Körper einst so fest umschlungen hielten, dass er niemals damit gerechnet hätte sie einst aus seinen Armen zu verlieren.
Und doch fühlte es sich so an als wäre sie immer noch bei ihm, wenn er nachts schlief. Wenn er nachts schlief und in eine andere Welt abtauchte wo sie noch immer bei ihm verweilte. Nur um Nachts aufzuwachen, während Schweißperlen über seine Stirn liefen, um festzustellen, dass sie nicht hier war.
Nur um jede Nacht heimlich neben sich ins leere zu Greifen, um festzustellen, dass sie nicht hier war.
Und es nie wieder sein würde.
Er hatte nicht bemerkt, dass er eine kleine Kiste unter seinem Bett hervorgeholt hatte, die keinenfalls den Anschein hatte als sei sie nie wieder geöffnet und dort vergessen worden, was einzig allein der Tatsache zu verschulden war, dass er sie jede Nacht hervorholte.
Erst als sich sein Griff um einen kleinen hölzernen Bilderrahmen schlagartig festigte und er diesen schwer atmend aus seiner Sichtweite befördern wollte, bemerkte er, dass er es wieder getan hatte.
Getan hatte, wo er sie doch eigentlich vergessen wollte - vielleicht aber auch nur sollte.
Er setzte an, holte mit seinem Arm aus und sah das Bild bereits an der Wand zerschellen und in tausend Scherben vor sich liegen, wie es sein Herz bei jenem Anblick gerade tat.
Doch auch wenn er diesen Anblick nicht ertragen konnte, so konnte er es nicht.
Er konnte es nicht und so blieb einzig allein sein Herz in einem Scherbenhaufen zurück, nicht jedoch das Bild.
Schweigend ließ er es sinken, sodass es allmählich in seine Sichtweite trat und er es erneut musterte. Vorsichtig strichen seine Finger über das schwarze, glatte Holz des Rahmens.
„Auch wenn ich es wöllte, ich kann dich nicht vergessen."
Er hatte nie verstanden warum sie genau das getan hatte was er nicht konnte, warum sie ihn vergessen hatte, wenn sie doch alles war an das er dachte. Das einzige war, was er nicht vergessen konnte. Warum sie ihn hinter sich gelassen hatte, wenn es alles war was er nicht konnte.
Hastig stopfte er das Foto zurück in die kleine Holzkiste ohne einen Blick auf die Sachen zu wagen, die ebenfalls ihren Platz darin gefunden hatten. Und sperrte eine von den Erinnerungen weg, die ihn immer davon abhalten würden sie zu vergessen und mit seinem Leben weiter zu machen.
Doch inzwischen war er sich überhaupt nicht mehr sicher, ob er das überhaupt noch wollte: sie vergessen.
Immer wieder erschien ihre wunderschöne Erscheinung nun vor seinem Auge so deutlich, als würde sie noch immer in ihrem gelben Sommerkleid im Sonnenlicht tanzen. Sie hatte es schon bei ihrer ersten Begegnung getragen. Es war ihr Lieblingskleid und sie trug es wie kein anderes. Es hob sich perfekt zu ihrem sonst eher gebräunten Tan ab und passte perfekt zu ihren grünen Augen, die ihm schon bei ihrer ersten Begegnung aufgefallen waren.
Immer wieder tauchten Bilder davon auf, wie sie es getragen hatte und es sich dabei bei jeder Bewegung perfekt an ihren Körper schmiegte. Wie sie in diesem Kleid getanzt hatte, als gäbe es kein Morgen. Und wie er sie dabei angeschaut hatte, als wüsste er schon lange, dass sie die einzige war, die er jemals wollte. Bilder davon, die er nie vergessen würde - nie vergessen konnte - nie vergessen wollte.
„Nein, es stimmt... ich möchte dich nicht vergessen...“
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Distant Memories of Her || [n.h. oneshot] ✓
Fanfiction*** Sobald er nach ihr greifen und die verbleibenden Zentimeter zwischen ihren Lippen schließen wollte, verblasste ihre wunderschöne Erscheinung allmählich in der Dunkelheit. Und es blieb einzig allein das zurück was sie war und für immer bleiben wü...