𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 93

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Dag überlegte, wie er es hinbekommen konnte, auch diese Nacht bei Carla zu schlafen. Isabelle hatte sich diesbezüglich nicht geäußert, ob er erwünscht war oder nicht, weshalb er ein wenig unschlüssig war, wie er das Thema am besten beginnen sollte.

Im Grunde war sie nach der verpatzten Therapiestunde eh komplett ruhig. Sie redete eigentlich gar nicht mit ihm.

Worüber er auch einerseits froh war, obwohl das Gespräch damit ja immer noch ausstand, welches dringend geführt werden musste.

Er schaltete den Fernseher aus, der eh nur nebenbei lief. Isabelle war jetzt schon eine längere Zeit in der Wanne. Vielleicht sollte er einfach gehen. Auffallen würde es ihr bestimmt nicht.

Sein Blick fiel auf die Uhr. Es war schon fast halb neun. Wenn er sich beeilen würde, könnte er um viertel vor bereits bei Carla sein und mit ihr den Rest des Abends sowie die Nacht verbringen.

Dag stand auf, als zeitgleich die Badezimmertüre geöffnet wurde. Er verharrte in seiner Position und wollte abwarten, bis sie ins Schlafzimmer ging, jedoch erschien plötzlich ihr Antlitz und sie sah ihn an. »Kommst du?«

»Wo-hin?« , fragte er irritiert.

»Ins Bett.«

»Weil?«

»Wie weil?« , gab sie schnippisch von sich. »Hast du wieder nicht genau zugehört?«

»Du ... du willst das durchziehen, was diese Mara geschwafelt hat?«

»Es ist uns're Aufgabe.«

»Für? Um danach anständig miteinander zu reden?«

»Sie weiß, was sie tut.«

»Nein, sie denkt, wir wollen das mit uns hinbekommen und gibt uns deshalb solche Aufgaben auf, die uns aber nicht zu dem Ziel führen, wo wir eigentlich hinrudern sollten.«

»Wo ruderst du denn hin?«

»Isy, sei doch nicht so stur.«

»Komm jetzt.« , sagte sie nach einigen Sekunden und stampfte ins Schlafzimmer.

Dag folgte ihr, jedoch nicht mit dem Gedanken diese Aufgabe umzusetzen. Das Gespräch musste endlich her. Ob sie das wollte oder nicht. »Wir sollten langsam mal da anfangen, wo es wichtig wäre.« , sprach er.

Isabelle setzte sich auf die Matratze und sah ihn an. »Fang schon an.«

»Okay. Also ... erst einmal sollten wir schauen, dass wir auf normale Weise kommunizieren können. Wir konnten doch früher immer über alles reden, und ... du bist mir wichtig Isabelle. Und ich will, dass es dir gut geht. Ich ...«

»Ich meine damit, mich anzufassen. Ich will es schnell hinter mich bringen.« Sie legte sich unerwartet hin und öffnete ihren Bademantel, worunter sie nichts trug. »Ich bin nicht für langsam, damit du bescheid weißt. Beeil dich einfach, steck ihn rein und ...«

»Was? Das habe ich nicht damit gemeint.« , sagte er. »Ich werde nichts in der Art tun.«

»Dag, es ist uns're Aufgabe. Meinst du etwa, mir gefällt es?! Allein der Gedanke, wo du eventuell überall schon damit warst ...« Sie zeigte auf seine untere Region. »... ekelt mich extrem.«

»Ich werde nicht mit dir schlafen.«

»Wow. Wieso? Bin ich dir nicht jung genug?« Sie schloss den Bademantel und setzte sich auf.

»Komm nicht wieder damit an. Verhalte dich wenigstens jetzt mal erwachsen.« , sagte er. »Ich will nicht mit dir schlafen und du im Grunde auch nicht mit mir. Und genau deshalb wird auch nichts geschehen.«

»Du hast doch sonst keine Probleme mit Leuten zu ficken, obwohl sie das nicht wollen.«

»Wie bitte?« , gab er ein wenig erbost von sich.

»Du hast mich schon verstanden.« , antwortete sie und stand auf. »Als ich um mein Kind getrauert habe, hast du es immer wieder bei mir versucht, ohne je daran zu denken, wie ...«

»Jetzt reicht's.« , schrie er sie an, woraufhin Isabelle zusammenzuckte. »Unser Kind. Merk' es dir endlich. Rio ist auch mein Sohn. Nicht nur du hast ihn verloren.« Er sah sie ausdrücklich an. »Und ich wollte nicht mit dir ficken, wie du es ach so lieb betonst Isabelle ... ich hab' einfach deine Nähe gesucht. Ich habe dich gebraucht. Ich habe dich vermisst. Doch du hast mich alleine gelassen.«

Sie sah ihn ein wenig länger an, ehe sie theatralisch auflachte. »Oh ja. Ich bin die Böse, weil ich getrauert habe.« Sie trat näher und schubste ihn leicht. »Du vergisst ganz, ich habe mein Kind, ja mein Kind tot auf die Welt bringen müssen. Du warst nicht da. Du hast mich alleine gelassen. Ich musste da alleine durch.«

»Ich habe mich sofort auf den Weg zu dir gemacht. Also tu nicht so, als hätte ich währenddessen faul am Strand gelegen.« , meckerte er im selben Ton zurück. »Du willst nicht wissen, wie es mir unterdessen ging.«

»Wie es dir ging?« Sie schubste ihn abermals. »Du hast nicht dasselbe durchgemacht wie ich. Und deswegen hast du auch nicht getrauert. Nein, du hast dir was zum ficken gesucht, und ...«

»Ja, ich habe ihn nicht auf die Welt gebracht, aber er lag auch ohne Leben in meinen Armen. Vergiss das mal nicht. Ich musste mich genauso von ihm verabschieden.«

»Das ist nicht dasselbe.« , fauchte sie, schubste ihn erneut und stampfte an ihm vorbei in die Küche.

Dag folgte ihr. »Isy. Bleib stehen.«

»Nein. Ich kann mir dein Gelaber nicht mehr reinziehen. Wie du alles schön redest, und dich mit mir vergleichst, obwohl du nicht dasselbe durchgemacht hast wie ich.«

»Weil ich ihn nicht auf diese Welt gebracht habe?« , hakte er nach. »Okay. Habe ich nicht. Trotzdem habe ich auf die gleiche Art und Weise mein Kind verloren. Unseren Sohn Isy. Wir haben unseren Sohn verloren. Nicht nur du.«

»Du kannst nicht von Unser reden.« , schrie sie ihn an. »Du hattest keinerlei Bindung mit ihm.«

»Das ist deine Ansicht? Bin ich demzufolge auch nicht Nias Vater, weil sie nicht in meinem Bauch herangewachsen ist?«

»Hör auf Nia da jetzt mit reinzuziehen.«

»Warum? Weil dir dann bewusst wird, wen du alles von dir wegstößt?«

»Du bist ein Arschloch. Ein egomanisches Arschloch.«

»Vergiss nicht das sexbesessene Monster, das ich anscheinend auch noch laut deiner Diagnose bin.« , gab er sarkastisch von sich.

»Bist du das etwa nicht?« , fragte sie. »Du hast rumgefickt, während ...«

»Ich habe nicht rumgefickt.« , unterbrach er sie. »Du hast mich von dir gestoßen. Du hast mir klar und deutlich gemacht, dass du mich nicht mehr willst. Das du mich nicht mehr brauchst. Carla war für mich da. Sie kam in mein Leben, als ich dringend jemanden benötigt habe. Ohne sie, wäre ich vielleicht gar nicht mehr hier. Ich wäre an dem Schmerz, den ich alleine mit mir ausmachen musste zugrunde gegangen Isabelle. Also erzähl' nicht immer, ich hätte dumm und wahllos rumgefickt. Ich liebe sie.«

»Du ... du liebst sie?«

Dag hatte es ausgesprochen. Zurücknehmen konnte er es nicht mehr. Er nickte. »Ja. Ich ... ich liebe sie.« , gab er nun in einem ruhigen und leisen Ton wieder.

Isabelle sah ihn an und sprach anschließend fast tonlos. »Du triffst sie noch?!«

»Ich wollt' die ganze Zeit mit dir reden. Das mit uns ... ist vorbei. Das weißt du selbst. Du quälst dich doch selber. Du willst mich gar nicht wiederhaben. Du ...«

»Du warst in keinem Hotel. Du warst bei ihr.«

Er nickte. »Ja. Ich war bei ihr.« Dag wollte nicht mehr lügen. Erneut stampfte sie an ihm vorbei, eilte ins Schlafzimmer und schloss die Türe. Er folgte ihr abermals und klopfte. »Lass uns bitte reden.«

Laute Musik erklang von der anderen Seite, um ihn zu übertönen.

Dag setzte sich auf den Boden. So sollte es natürlich nicht ablaufen.

Ich brauch dir nicht zu erklären wie schön das wär' so für immer BAND 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt