Ring, Ring, Ring, der Kandidat hat die volle Punktzahl!, feierte meine Libido innerlich. Peter und ich jedoch standen uns einfach nur schweigend gegenüber.
„Steph... ich", begann er doch er wusste nicht recht, was er sagen sollte. Aber auch ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte.
„Oh mein Gott", stieß ich aus und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Mir war der Satz eingefallen, welchen ich Peter damals sagte, dass ich gerne einmal wie er durch die Stadt schwingen sollte. „Oh mein Gott, das ist so peinlich", sprach ich durch meine Hände und spürte die Röte in meine Wangen steigen. Geniert fuhr ich mir mit meiner Hand durchs Haar und schämte mich plötzlich für diese Aussage.
„Steph... ich... ich konnte... konnte es dir nicht sagen", entschuldigte sich Peter, kam auf mich zu und legte seine Hände auf meine Arme. „Wenn ich gewusst hätte, dass du so ein verdammt kluges Köpfchen bist, hätte ich dir das Video nie gezeigt. Aber du wolltest Antworten und ich bat dich um Zeit", erinnerte er mich an unsere Konversation. „Ich konnte es dir nicht sagen, weil...", er stockte und nahm seine Arme runter. „Alle die es wussten sind gestorben und ich wollte nicht noch jemanden auf dem Gewissen haben", meinte er niedergeschlagen. Instinktiv wusste ich, dass er von Captain George und Gwen Stacy sprach. Und er musste diese Frage von meinen Augen abgelesen haben.
„George Stacy erfuhr es in der Nacht als ich gegen Conners kämpfte. Er starb, weil er mir half", flehte er förmlich und sah mich eindringlich an. „Gwen erfuhr es an dem Abend, als ich bei den Stacy's zum Essen eingeladen war."
„Und sie starb, weil sie dir half", resümierte ich und senkte meinen Blick.
„Ich kann nicht riskieren, dass es dir auch so ergeht, Steph." Als ich meinen Blick wieder anhob, bestätigte er seine Worte. Erst jetzt begriff ich, dass er meine Mutmaßung vollends bestätigte und weitere Fragen zeichneten sich in meinem Gesicht ab.
„Ich hab mich damals zu Oscorp eingeschleust, weil ich wissen wollte wer Conners war. Als ich mit einem Mitarbeiter zusammen stieß, erkannte ich bestimmte Symbole wieder und folgte ihm unauffällig. So konnte ich Räume betreten, die für die restlichen Mitarbeiter von Oscorp nicht zugänglich waren. Ich kam in einen Raum von den Spinnen, die mein Dad im Video erwähnte und wurde von einer gebissen", erzählte er mir aufrichtig.
„Das erklärt, warum Spider-Man nicht zu den Bösen gehört. Wegen der DNA", schlussfolgerte ich. Irgendwie kam es mir gerade so vor, als wäre ein Staatsgeheimnis gelüftet worden.
„Steph ich flehe dich an", bat mich Peter.
„Ich sag es schon keinem", erwiderte ich fluchtartig und fuhr mir erneut mit den Händen durch mein Gesicht. „Oh Gott und ich sagte noch zu dir, ich möchte unbedingt mal so schwingen wie er. Das ist absolut peinlich", japste ich und musste mich auf diese Nachricht setzen. „Das ist so peinlich, peinlich, peinlich", piepste ich durch meine Hände und wollte am liebsten im Erdboden versinken.
„Das muss dir nicht peinlich sein", sprach Peter und ich hörte wie er sich zu mir runter kniete.
„Doch. Ist es", widerlegte ich. Zwar ließ ich meine Hände sinken, aber meinen Blick hob ich nicht an. Das übernahm Peter, als er mein Kinn anhob und mich mehr oder weniger dazu zwang ihn anzusehen. Ein Grinsen schmückte seine Lippen.
„Du willst also schwingen ja?" meinte er ein wenig lebensfreudiger.
„Ja. Also nein. Oh mein Gott.", wieder verbarg ich mein Gesicht vor ihm und wollte weg.
„Und wie du willst", amüsierte er sich und zog mich auf die Beine.
„Untersteh dich Parker", warnte ich ihn und kniff meine Augen zusammen.
„Was denn?", fragte er gespielt unschuldig und hob fragend seine Augenbrauen „Spring auf", bot er an.
„Ich schwöre, wenn du mich fallen lässt, mach ich dir die Hölle heiß", drohte ich ihm und kletterte ihm auf den Rücken. Meine Füße kreuzte ich um seinen Bauch, was meine Hände auf seine Schultern gleich taten.
„Fertig?", fragte er.
„Hm-hm", gab ich nur von mir und ich hörte nur noch einen Zischen und spürte die abendliche Luft um mich herum.
„Oh mein Gott", rief ich aus und blickte nach unten. Alles war kleiner geworden, als Peter uns zurück in die Stadt schwang und mich auf dem Empire State Building wieder absetzte. Wie froh ich doch war, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
„Und? Wie fandest du es?" wollte er neugierig wissen.
„Schwindelerregend", kam ich zu Atem. Wir waren auf der obersten Plattform des Gebäudes und setzen uns wieder.
„Man darf nur keine Höhenangst haben", kommentierte ich ein wenig trocken.
„Man gewöhnt sich daran", amüsierte er sich.
„Bereust du es?" wollte ich wissen und blickte über New York. „Bereust du, mir das Video gezeigt zu haben?"
„Vielleicht ein wenig. Trotzdem bin ich froh, dich nicht mehr belügen zu müssen", gestand er.
„Danke", meinte ich aufrichtig und richtete mein Blick wieder auf ihn. Peter erwiderte meinen Blick und musterte mich aufmerksam. Ich lächelte sanft und bettete meinen Kopf auf seine Schulter. Peter währenddessen legte seinen Arm um meine Hüften. „Es ist eine herrliche Aussicht", stellte ich schwärmend fest.
„Das ist es", pflichtete er mir bei. „Ich war oft hier oben. Als Onkel Ben erschossen wurde, war alles noch ganz neu. Ich hab mich oft in eine leere Lagerhalle zurückgezogen. Nach Gwen's Tod war ich fast täglich hier oben. Ich fühlte mich sicher und hatte meine Ruhe von allem und jedem", öffnete er sich.
„Es ist ein schöner Rückzugsort", stimmte ich ihm zu und verfiel wieder im schweigen. Stattdessen schmiegte ich mich ein wenig enger an ihn. „Das ist viel besser als das Bonfire", unterbrach ich nach einer Weile die Stille und nahm meinen Kopf von seiner Schulter. Der Wind nahm etwas zu und ich begann ein wenig zu frösteln.
„Dir ist kalt", stellte er fest.
„Naja. Abend, Höhe, Wasser, ist keine gute Kombination", erwiderte ich und schmunzelte etwas. Ich zog meine Beine an meinen Körper und legte meine Arme herum. Ohne ein Wort legte Pete mir seine Jacke um, die ich enger um meinen Körper zog. Diesmal war es Peter der mich wieder enger an sich zog und erneut bettete ich meinen Kopf auf seine Schulter. Kurz darauf spürte ich einen leichten Druck auf meinem Kopf. Er musste also seinen Kopf auf meinen gelegt haben. Ich lächelte zufrieden und schloss meine Augen. Es war wirklich herrlich hier oben. Allerdings müsste ich morgen früh wieder auf die Arbeit, was mich stutzen ließ.
„Wir sollten zurück. Ich muss morgen wieder im Museum arbeiten", dürfte ich den Miesepeter spielen und machte mich soweit fertig.
„Oh. Dein Job. Entschuldige den hatte ich vollkommen vergessen", entschuldige sich Peter. Er wartete bis ich sicher auf seinem Rücken verharrte, schoß ein Netz ab und schwang mich vor die Haustüre.
„Wirklich praktisch", bemerkte ich ein wenig neidisch. Peter musterte nur seinen Netz-Shooter und lächelte.
„Wie lange musst du morgen arbeiten?" erkundigte er sich und rieb sich den Nacken.
„Bis um zwei. Danach wäre ich frei", meinte ich ein wenig geniert.
„Okay. Ich würde... ich würde dich abholen, wenn es okay ist", unterbreitete er mir den Vorschlag.
„Okay. Klar. Gern", lächelte ich und kramte den Schlüssel aus der Handtasche. „Danke für den Abend. Ich fand ihn sehr schön." Die Türe war bereits geöffnet und ein Fuß war auch schon über der Schwelle.
„Ja das... das fand ich auch."
„Gute Nacht, Peter. Bis morgen", wünschte ich ihm. Er wiederholte meine Worte und ich verschwand folgend gänzlich im Haus. Kaum, dass ich wieder in meinem Zimmer war und mich umzog hörte ich unten die Türe ins Schloss fallen. Sie sind zurück, dachte ich erleichtert.
„Willkommen zuhause", rief ich runter und lächelte dabei.
„Hallo mein Schatz", erwiderte meine Großmutter. Mein Weg führte mich ins Bad wo ich mich erstmal duschte und mein Gesicht wusch. Anschließend ging es ins Bett. Allerdings drehten sich die Gedanken in meinem Kopf. Peter war Spider-Man. Ich war seinem Geheimnis auf die Spur gekommen. Auch wenn ich zugab, dass Begeisterung anders aussah, aber ich konnte es ihm auch nicht verübeln, nach allem was passiert war. Ich drehte mich zur Seite und starrte zu meiner Zimmertüre. Meine Gedanken schweiften zu den Vorfällen ab. Die Echse, Electro. Was käme als Nächstes? Wollte ich es überhaupt wissen? Womöglich nicht. Ich sollte wohl eher die Ruhe genießen. Ich schloss meine Augen und ließ den Abend Revue passieren. Die Aussicht vom Empire State war gigantisch gewesen. Auch das Gefühl, in einer eigenen Blase zu sein und nichts von der Gegenwart mitzubekommen war sicherlich ein Gefühl, an dem ich mich niemals sättigen konnte. Allerdings wurde mir auch bewusst, dass, sobald es jemand erfahren, der davon keine Kenntnis erlangten sollte, der Kreislauf von vorne beginnen würde und soweit kannte ich Peter, dass er die Spirale nicht nochmal von vorne durchleben wollte. Ich seufzte leise auf und merkte, wie ich langsam in den Schlaf driftete.Pünktlich um 7 Uhr klingelte auch wieder der Wecker. Mühselig kam ich in die Gänge, aber als ich das Haus verließ, war der schlimmste Part bereits hinter mir. Der Weg zog sich heute besonders lange, zumindest kam es mir so vor. Umso erleichterter war ich, als ich die Tore des Museums hinter mir lassen konnte.
„Guten Morgen", nahm ich Marc's Stimme wahr.
„Morgen", antwortete ich ebenso gut gelaunt um meine Müdigkeit zu vertuschen. Am liebsten wäre ich weiter im Bett geblieben. Allerdings wollte Peter mich abholen, was mich den Tag ein wenig leichter starten ließ.
„Alles okay?", erkundigte sich Celine und schenkte mir ein Lächeln.
„Klar", antwortete ich. „Und bei dir?", wollte ich wissen.
„Ich bin froh, wenn ich nächste Woche Urlaub habe", stöhnte sie vor Erleichterung auf.
„Ach du hast ihn nun doch bewilligt bekommen?" fragte ich erstaunt.
„Hör mir auf, es war ein Kampf, sag ich dir", erzählte sie mir. Schließlich stellte sie sich neben mich und senkte ihre Stimme. „Ich musste etwas flunkern, damit der Chef ihn bewilligt", fügte sie leise hinzu.
„Du Kriminelle", kicherte ich und schloss die Türe meines Spindes.
„Du weißt von nichts, Steph!"
„Ich schweige wie ein Grab, Celine", versprach ich und lachte amüsiert auf.
„Würdest du tauschen und an die Kasse gehen?", bat sie mich. Sofort wusste ich, dass sie einfach nur pünktlich gehen wollte um in den Urlaub zu können.
„Dafür bist du mir was schuldig", forderte ich und sah sie warnend an.
„Du bist ein Schatz!", jubelte sie, schloss mich in ihre Arme und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Ich konnte nicht anders als zu lachen und machte mich schon an die Arbeit. Ich setzte mich an meinen Platz, fuhr die Computer hoch und öffnete die Programme. Anschließend prüfte ich unsere Kartenlesgeräte und errechnete mir unseren heutigen Tagesumsatz, damit wir im Plus waren. Auch wenn das keine große Kunst war. Wir schafften täglich unser Volumen. Der Start in den Tag war also schon mal geglückt. Dennoch war ich froh, als ich meine Mittagspause machen konnte. Da ich nichts mit hatte, holte ich mir etwas beim nächsten Bäcker in Midtown.
„Hey, ich hätte gerne einen Bagel mit Avocado und einen Cappuccino bitte", gab ich meine Bestellung auf, welche ich zwei Minuten später auch mitnehmen konnte. Doch gerade als ich mich umdrehte, flog ein Auto mit dem Dach voraus auf die Straße. Scheiße! Vorbei war die Ruhe, schoss es mir sofort durch den Kopf und suchte Schutz.
„Haben Sie eine Hintertüre?", fragte ich die Bedienung, die nach hinten deutete. „Alle raus", rief ich und scheuchte die Besucher Richtung Hintertür. „Los!", drängelte ich, verließ das Lokal jedoch zur Vordertür. Autos flogen durch die Lüfte und die Cops versuchten auch schon alles in ihrer Macht stehende zu tun. Ohne groß darüber nachzudenken, gesellte ich mich zur Menschentraube und wohnte dem Spektakel bei.
„Ich wusste, du würdest dir sowas nicht entgehen lassen", hörte ich Celine neben mir jubeln.
„Zumindest nicht freiwillig", bemerkte ich trocken. Ein Rhinozeros aus Stahl, stapfte durch die Straßen und hielt den gesamten Verkehr auf.
„Ach du scheiße", stieß ich hervor und wich ein paar Schritte zurück. Durch den Tumult, war es schwer sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Von irgendwo drang ein Schrei zu uns herüber. Meine innere Stimme riet mir zu verschwinden, allerdings konnte ich mich nicht bewegen.
Celine neben mir jubelte förmlich auf. Nach einer Weile gingen die Blicke gen Himmel und nach 5 Monaten kehrte Spider-Man zu seiner Arbeit zurück. Zugegeben, die Cops würden haushoch gegen Rhino verlieren.
„Im Namen der Bürger und den echten Rhinozerossen, befehle ich dir deine Hufen zu erheben!", drang Peters Stimme wie ein Windhauch an meine Ohren.
„Niemals", donnerte Rhino entgegen.
„Muss ich wohl runter kommen?", fragte Peter provokant, was sich Rhino selbstverständlich nicht entgehen lies. Kurz darauf ging das Treiben weiter und sämtliche Gegenstände wirbelten durch die Luft.
„Lass uns gehen", drängte ich Celine und wandte mich ab.
„Es fängt gerade erst an", protestierte sie. Meine Güte musste sie Todessehnsucht haben, dachte ich mir.
„Ich verschwinde", sagte ich zur Vernunft gekommen und wandte mich zum Gehen. Kaum das die Menge hinter mir war, zischte es über mir gefolgt von einem ohrenbetäubenden Donnern. Instinktiv duckte ich mich weg und versuchte mich in Sicherheit zu bringen. Nicht erwischen lassen, predigte ich immer und immer wieder. Mit mäßigem Erfolg. Irgendwas traf mich an der Schläfe, was wohl scharfkantig war, denn als ich zu der Stelle fasste, klebte etwas Blut an meinem Finger.
„Scheiße, scheiße, scheiße", fluchte ich, wischte mir über die Schläfe und sah zu, so schnell wie möglich zurück ins Museum zu kommen. Diesmal schaffte ich es ohne Zwischenfälle und konnte den Kampf in Midtown nur erahnen. Aber erstmal desinfizierte ich den Kratzer und klebte ein Pflaster drüber. Mein Appetit war mir vergangen und meinen Kaffee war irgendwo verloren gegangen. Mit leichten Kopfschmerzen nahm ich meine Arbeit, mit kleinen Erholungspausen, wieder auf. Ich kam sogar später raus als erwartet und hoffte, dass Peter nicht allzu langen warten musste.
„Hey", sagte ich erschöpft und trottete die Stufen hinab. Auch Peter sah ramponiert aus.
„Hey", antwortete er, zog jedoch seine Stirn in Falten, da der Wind meine Haare aus dem Gesicht wehte und somit den Kratzer auf dem Silbertablett servierte.
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ActionStephanie Burke ist eine 22-jährige Studentin. Nebenbei arbeitet sie im American Museum of Natural History und lebt noch bei ihren Großeltern. Doch bald wird ihr Leben gewaltig auf den Kopf gestellt... Das Urheberrecht der Charaktere und Unternehmen...