Kapitel 148

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POV Emma

Es kam mir im großen und ganzen schon wie die richtige Entscheidung vor. Und entschieden war ja nichts. Aber es gab eine Person mit der ich das alles besprechen musste, deren Meinung mir fast am wichtigsten war. Leon war ja zwangsweise ohnehin zuhause und passte auf Flora auf, also konnte ich mich in der Stadt mit Flo treffen. Als ich in das kleine Café kam, das er so mochte, saß er schon da und blätterte in einer Zeitung. „Print ist tot hat mir mal jemand gesagt..." Ich setzte mich zu ihm, er legte die Zeitung weg und grinste mich an. „Das hab ich meiner besten Freundin gesagt, als sie meinte es wäre eine gute Idee Lektorin zu werden. Wie gehts dir? Du siehst scheiße aus..." „Mein allerbester und liebster Freund, wie immer charmant..." Er sah mich eindringlich an. „Also?" „Wir hatten Streit." „Hab ich mir gedacht. Wieso dieses mal?" Ich erzählte Flo von dem Besuch meines Vaters und dem Streit zwischen mir und Leon, und wir dieser eskaliert ist. „Ihr seid beide aber auch so krasse Drama bitches. Einer immer schneller eingeschnappt als der andere", sagte er augenrollend.

„Und jetzt?", fragte er und schlürfte an seinem Kaffee. „Würde ich auch gerne mal was bestellen, arbeitet hier denn niemand?" „Doch, die kommt gleich. Also?" „Ich glaube, ich hab eine Idee." Dann kam endlich die Kellnerin und ich bestellte einen Kaffee. „Und die wäre?" „Ich treffe mich mit jemandem vom Berliner Verlag wegen der neuen Stelle." „Auf keinen Fall...Berlin? Spinnst du? Diese Stadt ist voller Bekloppter. Kommt überhaupt nicht in Frage...vollkommen indiskutabel." „Der Typ ist aus Berlin..." „Achso...wann?" „Ich warte auf seinen Rückruf." „Und du willst wieder arbeiten? Ich dachte..." „Ja, aber irgendwie...ich bin, glaube ich, unzufrieden. Das Leben mit Flora zuhause ist nicht so wie ich mir das vorgestellt habe." „Und du denkst arbeiten gehen ist die Lösung?" „Ich will mir erst einmal anhören, was die mir anbieten." „Was sagt Leon?" „Das er mich unterstützt und so..." Flo nickte und war kurz still.

„Der hat das einfach abgenickt?" „Ja...klar", antwortete ich verwundert. „Nie im Leben." „Doch, ehrlich." „Leon wollte doch das du zuhause bleibst." „Ja, aber wir sehen ja schon beide, dass es so nicht laufen kann." „Hast du vor ihm gekniet als du es ihm gesagt hast? Ich meine...war das jugendfrei." „Idiot!" Ich warf ihm meine Serviette über. „Nein, im Ernst. Probiere es aus. Dann wirst du wissen was richtig ist. Wenn du so nicht zufrieden bist, musst du das probieren." „Also holst du mich nicht für komplett bescheuert." „Nein, ich hab mir schon gedacht, dass du langsam durch drehst, als du letztens einen Kuchen gebacken hast", sagte Flo mit hochgezogenen Augenbrauen. „Danke!" antwortete ich ironisch. „Das wird aber auch Streit geben, das weißt du?" „Ja, das ist mir klar. Aber ich...ich will nicht so eine Mutti sein, die nur zuhause rumhängt und unser Leben organisiert. Ich will was gleichberechtigtes." „Mit Leon? Nem Profifußballer?" „Ich weiß..." Ich massierte meine Schläfe... „Emma, alles ist möglich. Aber geh diesen Weg nicht, weil du denkst der ist reibungslos. Das wird er nicht sein." „Ja." Wir saßen noch eine Weile zusammen und redeten über seine Arbeit und wie es mit David so lief.

Auf dem Heimweg war ich komplett in Gedanken versunken. Hatte ich mich einfach irgendwie verlaufen und ich suchte nur nach irgendeinem Weg zurück? Wieso war ich so unzufrieden mit jeder Lösung? Wieso konnte ich nicht einfach wissen was ich will?

Zuhause angekommen, saß Leon mit Flora am Esstisch und fütterte sie. „Da bist du ja endlich!", sagte Leon als ich reinkam. „Ich war gerade mal eine Stunde weg. Was ist denn?" „Alles war cool...ich hatte alles im Griff. Dann hat es geklingelt. Dann fing Flora an zu weinen. Und dann hat auch noch andauernd das Telefon geklingelt. Irgendjemand hat versucht dich zu erreichen." „Naja, aber deshalb brauchst du doch nicht so gestresst zu sein." Ich stellte meine Tasche ab. Ich nahm das Telefon und rief die Nummer zurück.

„Behring?" „Hallo, Emma Goretzka hier, sie haben versucht mich zu erreichen. Aber ich war leider nicht zuhause." „Ah, ja klar! Frau Goretzka, Alex Behring, ich bin der Leiter vom Berliner Standort. Sie wissen worum es geht?" „Ja, das weiß ich schon." „Super! Ich bin Anfang September in München. Würde bei ihnen der 6. passen?" „Ja, sicher. Kein Problem!" „Perfekt. Die genauen Infos schicke ich ihnen dann zu. Ich freue mich!" „Ich mich auch, danke!" Ich legte auf.

„Wer war das?", fragte Leon direkt. „Herr Behring vom Verlag." „Am 6. September triffst du dich mit ihm?" „Ja. Den Termin hat er vorgeschlagen." „Da bin ich beim DFB", antwortete Leon verwirrt. „Ich hatte nicht vor dich mitzunehmen." „Schon klar. Was ist mit Flora?" „Ich lass mir was einfallen, keine Sorge. Ich lasse sie nicht alleine im Auto." Leon holte sein Handy raus. „Das ist ein Freitag." „Keine Ahnung", gab ich zurück, auf der Suche nach was essbarem in unserem Kühlschrank. „Wieso sieht unser Kühlschrank immer aus als wären wir ausgeraubt worden?" „Emma, wer hat denn Freitag Abends ein Bewerbungsgespräch?", fragte Leon und Knies dabei seine Augen zusammen. „Bisher hat niemand was von Abends gesagt..." „Na schön. Gut für dich!" Er kümmerte sich weiter um Flora und ich ging nach oben um mich umzuziehen.

Flo hatte Recht. Das würde auf keinen Fall ein Weg werden, der weniger Streitereien bereit hielt. Ich holte tief Luft. Ich war mir eigentlich so sicher gewesen, aber Leons Reaktion gerade wischte das alles in einem Schlag wieder weg. Auf keinen Fall würde er das einfach so hinnehmen. Und vor allem nicht, wenn das bedeutete das er dafür auch mal Kompromisse machen müsste.

Ich ging wieder runter, wo Leon gerade telefonierte. Als ich runterkam legte er sofort auf. „Wer war das?" „Serge, die Jungs treffen sich heute Abend. Ich fahre nachher auch hin. Wird auch vielleicht spät. Bin noch bisschen oben trainieren." Leon ging nach oben und ließ mich einfach stehen. 

POV Leon

Ich hatte noch etwas trainiert und war dann duschen, zog mir was an und ging runter. Emma saß auf dem Sofa und las in einem Buch. „Wo ist Flora?" „Englischer Garten - genießt das Wetter." „Du könntest einfach sagen, dass sie schläft." „Und du keine Fragen stellen, die du dir offensichtlich selbst beantworten kannst." Ich holte tief Luft und drückt Emma einen Kuss auf die Stirn. „Bin weg!" „Ja..ciao!" Ich zog die Tür hinter mir zu. Wieso war die sauer? Sie bekam doch was sie will...ihr altes Leben zurück, in das Flora und ich uns irgendwie einfügen sollten. Ich machte mich auf den Weg zu Serge. Als ich ankam waren schon einige von der Mannschaft da und waren im Wohnzimmer versammelt um FIFA zu spielen. Ich ging in die Küche um mir was zu trinken zu holen.

„Leon, alles klar?" Ich drehte mich um und Manu kam rein. „Hey, ja klar. Und bei dir?" „Sicher. Wie läuft es zuhause?" „Ganz okay..." „Willst du reden?" „Nein, alles gut." „Leon, wenn du doch jemanden brauchst, ruf mich an." „Mache ich! Danke!" Im Grunde wollte ich ja gar nicht sauer sein. Aber es enttäuschte mich einfach. Wieso wollte Emma das? Bei anderen lief es doch so auch gut. Wir hatten ein anstrengendes Leben als Fußballer, da tat es einfach gut, wenn man eine Frau hatte, die einem den Rücken frei hielt. Aber meine wollte raus aus diesem Leben. Für Emma war das nicht genug. Und ich verstand einfach nicht wieso. Ich ging zu den anderen ins Wohnzimmer und hatte einen lustigen Abend. Als alle schon weg waren half ich Serge noch etwas beim Aufräumen.

„Du willst doch sicher lieber nachhause, Goretzka! Fahr ruhig." „Quatsch, ich half dir." „Seit wann kannst du es nicht abwarten zu Emma zu fahren?" „Damit hat das doch gar nichts zu tun." „Ist was passiert?" „Eigentlich haben wir uns gerade erst vertragen. Ich war blöd zu ihr, sie entschuldigt sich dafür und dann sagt sie mir, dass sie wider arbeiten will..." „Ist doch okay...oder?!" Serge sah mich verwirrt an. „Ja, klar! Aber wieso, Serge? Sie wollte bei Flora bleiben. Für uns als Familie da sein." „Das ist ja immer noch." „Ja, aber dann müssen wir uns in ihren Kalender rein quetschen oder was?" „Dir ist es also lieber wenn sie sich in deinen rein quetschen muss?", fragte Serge grinsend. „Ja...das mein Job ist so ist war klar. Aber warum wirbelt sie jetzt alles durcheinander?" „Sie hat es vielleicht probiert und kommt so nicht klar. Aber Emma liebt dich. Wie sie dich ansieht, Alter...die macht alles für dich." „Weiß nich..." „Mach keine Witze! Du und die Kleine, ihr seid immer bei ihr an Eins. Sie will vielleicht einfach einen Ausgleich. Lass es auf dich zu kommen. Und rede mit ihr!" „Ja...vielleicht hast du recht." „Definitiv habe ich Recht. Und jetzt fahr heim zu deiner Frau..." „Danke, Serge!" „Immer...halt mich auf dem laufenden. Und entspann dich etwas. So eine findest du nur einmal. Verkack das nicht!" Wir verabschiedeten uns und ich fuhr wieder nachhause. 

New Chapter - Teil 1 - Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt