Nachdem Davenport immer noch nicht mit der Sprache herausrückte, wurde auch Chase stutzig.
„Was ist mit ihr?"
„Nun..."
Er schaute mich an.
„Wie es aussieht, ist Juna schwanger."
„Bitte was?!", sah ich ihn schockiert an.
Chase verschluckte sich an seinem Wasser und musste erst einmal seinen Husten loswerden.
Unsere Blicke trafen sich.
„Sind sie sich sicher?", hakte ich noch einmal nach.
„Die Werte sollten stimmen. Es sieht ganz-danach aus. Aber du solltest zur Sicherheit zum Arzt gehen."
Ich nickte nur. Diesen Schock musste ich erst einmal verdauen.
Die Kraft in meinen Beinen schwand und ich musste mich setzen.
Davenport räusperte sich.
„Ich lasse euch mal kurz alleine."
Er verschwand im Hyperloop und ließ uns beide sprachlos zurück.
Chase lief mittlerweile auf und ab. Ich beobachtete ihn stumm dabei.
Erst nach einer gefühlten Ewigkeit blieb er stehen und schaute zu mir
„Ist... Ist es meines?"
Langsam nickte ich.
„Natürlich ist es deines. Von wem denn sonst?"
Er seufzte.
Erneute Stille.
Mit einem Baby hätte ich in letzter Zeit am wenigsten gerechnet. Und das zu diesem ungünstigen Zeitpunkt.
Roman und ein Großteil seiner Familie waren noch da draußen und sie waren wütender denn je. Chase und ich hatten uns gerade versöhnt. Was sollte ich denn mit einem Kind anfangen, wenn diese Beziehung, die wir führen so instabil war.
„Ich könnte abtreiben?", fragte ich ziemlich leise. Wahrscheinlich mehr mich als ihn.
„Willst du kein Kind?"
Mittlerweile stand er direkt vor mir, weshalb ich zu ihm aufschauen musste.
„Doch... Schon... Irgendwann."
Nun kniete er sich hin, um mit mir auf Augenhöhe zu sein.
„Du hast Zeit, dass zu entscheiden. Du musst nicht sofort eine treffen."
Seine Hand legte er auf mein Knie. Ich war so froh, dass er gerade hier war. Und vor allem, dass er nicht sauer darüber war.
„Ich denke, das sollten wir gemeinsam entscheiden," murmelte ich.
Chase nickte.
„Aber nicht mehr heute. Komm!".
Die Hand, die gerade noch auf meinem Knie lag, hing nun vor mir in der Luft. Ich ergriff sie und ließ mich auf die Beine ziehen. Doch damit nicht genug. Er packte mich und hob mich hoch.
Ein schwaches Kichern konnte ich mir nicht unterdrücken
Erst hatte ich gedacht, er würde mich zur Couch tragen, doch der Weg führte uns zur Wohnungstür.
„Wo willst du denn hin?"
„Ich bringe dich nach Hause."
Meine Stirn runzelte sich. Mein Haus stand in England. Wie wollte er das denn Anstellen. Zu Fuß von einem auf den anderen Kontinent?
Zu meiner Überraschung kamen wir aber nur eine Tür weit. In meine alte Wohnung.
„Ich dachte, Davenport hat sie schon weitervermietet", sagte ich, während ich auf die gewohnte Couch niedergelassen wurde.
„Das wollte er, aber ich hatte ihn gebeten, es nicht zu tun."
Fragend schaute ich ihn an, als er sich neben mich setzte.
„Ich hatte gehofft, dass du wieder kommst."
Mit diesen Worten zauberte er mir ein Lächeln ins Gesicht.
„Wirklich?"
Chase nickte. Dann richtete er sich ein Stück zu mir, nahm meine beiden Hände in Seine.
„Am liebsten hätte ich dich nie gehen lassen. Ich war sauer und enttäuscht. Und ich hatte Angst um deine Sicherheit, aber ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass du ans andere Ende der Welt ziehst."
Ich schaute ihn etwas traurig an.
„Ich habe es nicht ertragen, in deiner Nähe zu sein."
„Ich kann es dir nicht verübeln. Ich hoffe einfach, dass du mir verzeihen kannst?"
Lächelnd nickte ich.
„Das habe ich doch schon."
Seine Arme legten sich um mich, damit er mich fest an sich ziehen konnte.
Ich kuschelte mich in seine Arme und genoss seine Nähe.
Eine ganze Weile lagen wir zusammen auf der Couch. Niemand verlor ein Wort. Wir genossen einfach nur die Stille. Und beinahe wäre ich eingeschlafen, so Müde war ich durch die Ereignisse, die heute stattfanden. Doch etwas musste ich noch los werden.
„Chase?"
„Hm?"
„Kannst du mir etwas versprechen?"
Er schaute zu mir.
„Lass uns bitte nie wieder wegen meiner Sicherheit streiten. Und wenn etwas ist, dann sag es mir."
Ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen.
„Versprochen. Wenn du mir versprichst, dass du nichts Unüberlegtes tust. Erst recht jetzt nicht."
Ich nickte.
Mittlerweile war ich es sowieso Leid, dass ich im Mittelpunkt stand, was Gefahren anging. Ich wollte mit den Fähigkeiten, die Davenport mir gab, Menschen helfen. Nicht andersrum.
Ich schloss die Augen und kuschelte mich an seine Schulter.
„Keine Sorge, ich werde auf das Baby aufpassen," murmelte ich noch, nur um wenige Sekunden in tiefen Schlaf zu verfallen.
-
„Wie konnte das passieren?"
Bevor Chase die Wohnungstür öffnete, hörte man schon Brees Stimme.
Als wir eintraten, sahen wir direkt einen aufgebrachten Davenport.
„Was ist denn los?", wollte Chase sogleich wissen.
„Zuhause wurde eingebrochen. Sämtliche Geräte und Pläne wurden gestohlen. Unter anderem die Daten für eure bionische Chips."
Ich ließ mein Blick über alle Anwesenden gleiten. Besorgnis lag in ihren Gesichtern. Verständlich. Es war wahrscheinlich nichts Gutes, wenn jemand die Daten für die Bionik hatte.
„War das... Roman?", warf ich vorsichtig die Frage in den Raum, die mir als erstes in den Sinn kam.
„Möglich wäre es. Aber was will er mit all meinen Erfindungen?"
Das war ein guter Punkt. Ich bezweifelte, dass er damit etwas anfangen konnte. Nicht jeder war ein Genie, wie die Menschen aus dieser Familie.
„Chase, ich brauche dich Zuhause. Um alles genau zu überprüfen. Wir müssen unbedingt-"
„Nein", fiel der Angesprochene seinem Vater ins Wort.
Dieser schaute genauso verwirrt drein wie Bree.
„Ich gehe hier nicht weg!"
Chase schaute kurz zu mir, was von Davenport nicht unbemerkt blieb. Doch er schien den Wink zu verstehen und nickte seufzend.
„Schon gut. Leo kann sicher auch helfen."
Brees Blick haftete auf mir und Chase, welcher einen Arm um meine Hüfte legte, doch sie schien es nicht zu verstehen. Was im Grunde nicht so schlecht war. Ich denke Chase und ich mussten unsere neue Erkenntnis erst einmal verarbeiten bevor wir es den anderen sagen würden.
In Gedanken versunken lehnte ich mich gegen meinen Freund.
Was der Rest wohl dazu sagen würde? Das ich schwanger war? Ich wusste, dass das ganze Team es nicht so mit Babys hatte. Das könnte durchaus amüsant werden.
Ein leichter Stoß gegen meinen Arm zog mich aus meinen Tagtraum.
„Was lächelst du denn so?"
Ich schaute zu dem Mann neben mir, der mich neugierig musterte.
„Ach nichts", schmunzelte ich.
„Ich verstehe, du willst unter diesen Umständen bei Juna bleiben. Ich habe noch eine andere Aufgabe. Für das ganze Team."
Nun hatte Davenport wieder all unsere Aufmerksamkeit.
„Riker befindet sich zurzeit auf der bionischen Insel. Ich befürchte, Romans Familie wird versuchen, ihn zu befreien. Da wir nicht abschätzen können, ob sie wieder eine Möglichkeit zur Erpressung suchen."
Er schaute kurz zu mir, da ich der optimale Tausch für sie war.
„Ich möchte, dass ihr alle für eine Weile auf die Insel zieht. Für den Fall. Die anderen würden sich freuen ihre Mentoren wieder zu sehen und sie können euch den Rücken stärken, falls es soweit kommt. Außerdem würde ich hier gerne ein paar Umbaumaßnahmen tätigen."
Jeder schwieg. Kein Wiederspruch.
Somit stand der Plan.
Mal sehen, was es auf der Bionischen Insel alles so zu tun gab.
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Zwischen Bionic und Superkräften
FanfictionJuna ist neu in Centium City. Da sie von nun an im Daventower wohnt, lernt sie direkt auch ihre neuen Nachbarn kennen. Eine Bande junger Menschen mit ungewöhnlichen Fähigkeiten. Kaum hatte sie sich mit Kaz angefreundet, hatte sie es mit Superschurke...