Kapitel 160

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Oktober 2019

POV Emma

Mein Vater hatte sich spontan für heute angekündigt. Er war auf der Durchreise. Früher freute ich mich immer wenn wir uns spontan trafen und wir dann zusammen ins Stadion gingen. Aber jetzt...ich hatte etwas Angst davor. Der letzte Besuch war nicht gerade ein Volltreffer und Leon war auch alles andere als begeistert. Er blockte alles ab von dem er dachte es würde mir weh tun. Ich war ihm dankbar dafür, es war schön sich so beschützt zu fühlen. Andererseits machte es die Situation nicht gerade leichter. Er würde ja auch nicht lange bleiben, nur diesen einen Tag. Wir würden uns alle zusammen das Spiel ansehen und dann würden wir noch zusammen essen und das wars dann.

Ich machte die Wohnung fertig und räumte noch auf. Wieso sah es hier immer aus als wäre eine Bombe eingeschlagen? Unglaublich... Leon trainierte und Flora schlief. Dann klingelte es und ich machte meinem Paps auf und wartete etwas ungeduldig auf ihn in der Wohnungstür. Als er aus dem Fahrstuhl kam umarmten wir uns. „Emmilein...du hast mir so gefehlt!" „Du mir auch Papa! Komm rein." Er ging vor und setzte sich an den Esstisch. Ich schloss die Wohnungstür und machte uns beiden einen Kaffee.

„Emma, ich will mich für das letzte Mal entschuldigen. Ich hab mich absolut unmöglich verhalten und hätte niemals das Verhalten deiner Mutter rechtfertigen dürfen. Es tut mir wirklich leid. Kannst du mir verzeihen?" Ich holte tief Luft... „Natürlich, aber ich würde lügen wenn ich sagen würde, dass mich das nicht wirklich verletzt hat." „Ich weiß, Emma. Es tut mir leid." „Papa, kann ich dich was fragen? Du musst mir keine Antwort geben..." „Du kannst mich alles fragen, Kleines!" „Warum bist du immer bei Mama geblieben?" Papa schluckte schwer und sah mich dann an. „Weil ich deine Mutter wirklich liebe, Emma. Sicher hat sie viele seltsame Zeiten. Wobei das nie so schlimm war, wie das was im letzten Jahr so abging." „Wieso tut sie das?" „Deine Mutter hat sich immer so auf Ben eingeschossen. Ich kann dir nicht mal sagen warum. Egal was wer beruflich macht oder wie sie aussehen oder wie viel Geld sie haben. Das interessiert mich nicht. Mich interessiert nur, das du glücklich bist. Und Emma. Das bist du. Du strahlst. Und das ist doch alles was zählt. Warum deine Mutter das eher bei Ben sieht als bei Leon weiß ich nicht." Ich blies meine Backen auf. Ich hasste diesen Namen, Ben. Ich konnte ihn nicht mehr hören...Wie lange sollte der noch immer wieder in meinem Leben auftauchen?

„Okay, Paps, ich will das Thema irgendwie abhaken. Ich will die wenigen Stunden mit dir genießen. Ich will dir was schönes erzählen..." Papa sah mich erwartungsvoll an. „Bist du schwanger?" „Nein, sag mal...sehe ich so aus oder was?" „Nein, ich dachte nur..." „Sei still. Leon wittert so ein Gespräch kilometerweit gegen den Wind." „Also will Leon und du nicht?" „Was haben immer alle mit dem Thema? Ich will auch aber nicht jetzt. Ich hab nämlich einen neuen Job." Papa lachte zuerst und fragte mich dann aus. Er war stolz auf mich und fand die Idee gut. „Außerdem kaufen wir ein Haus." „Ihr? Oder er?" „Wir...also ich habe dazu finanziell nicht viel beizutragen. Aber Leon sichert mich und Flora wirklich gut ab, Paps." „Das will ich hoffen..." „Willst du es sehen?" „Haben wir dafür Zeit?" „Klar, ich sag nur Leon schnell Bescheid."

Ich ging schnell oben und klopfte bei Leon an. „Was los? Ist dein Papa schon da?" „Ja, wir haben auch schon geredet. Ich will ihm das Haus zeigen, aber danach müssen wir direkt los. Kümmerst du dich um Flora?" „Klar...kein Problem!" Leon begleitete mich noch nach unten um meinen Vater zu begrüßen. „Leon, wie geht es dir? Was macht dein Bein?" „Passt schon, nächste Woche steige ich wieder voll ins Training ein." „Sieht nicht so aus, als hättest du eine verpasst!", scherzte mein Papa. „Leon, ich will mich auch bei dir entschuldigen." „Das ist wirklich nicht notwendig, wenn du dich bei Emma entschuldigt hast..." Leons Blick war nicht gerade nett. Er funkelte meinen Vater richtig an. „Hab ich gemacht, Junge. Es tut mir leid..." Paps lächelte und Leon ging einfach wieder nach oben.

„Papa, er ist nur so, weil..." „Schon gut, er hat das Recht sauer zu sein." „Danke für dein Verständnis. Dann komm...lass uns fahren!" Zusammen mit meinem Papa fuhr ich zu dem neuen Haus. „Das sieht hier aber alles ziemlich chic aus, Emma!" „Ja, ist nicht mehr Giesing. Aber das Haus ist wirklich schön!" Ich parkte in der Auffahrt. Es gab viele Bäume, teilweise war das Haus mit Efeu bedeckt. Es sah perfekt aus...ich liebte es wirklich. Ich schloss auf und zeigte Papa zuerst die obere Etage, dann unten. Zum Schluss das große Wohnzimmer, die Terrasse und der Garten. „Aber man muss schon noch einiges machen." „Papa..." „Es ist unglaublich, Emma. Was kostet es?" „Ich weiß es nicht genau." „Was schätzen wir?" „Es ist Grünwald. Ein großes Haus. Leon will ein bisschen was umbauen..." „7-stellig?" „Mit Sicherheit." Papa lachte. „Wie hat er dich dazu bekommen? Es ist schön, aber eigentlich passt es nicht zu dir, so ein Haus zu kaufen." Ich musste lächeln. „Mit der Idee die er von uns in dem Haus hat. Wie unsere Kinder im Garten mit dem Hund spielen und wir sitzen auf der Terrasse und sehen zu...ich will das, Papa! Ich will einfach all das mit Leon." Ich drehte mich wieder zu Papa, der mich anlächelte. „Das macht Sinn! Hat er clever gewacht oder?!" „Sag's ihm nicht...der kriegt eh schon zu oft sein Wille. Aber ja...das hat er sehr clever gemacht."

Noch eine Weile sah mein Papa sich um und dann mussten wir uns schon auf dem Weg machen zum Stadion und Leon und Flora unterwegs noch einsammeln. Es war natürlich viel Verkehr, aber wir schafften alles rechtzeitig und kamen pünktlich am Stadion an. Ich mit Flora und Papa suchten uns draußen auf der Tribüne schon mal einen Platz, während Leon drinnen noch hundert Hände schüttelte und Smalltalk machte. Dann genossen wir alle zusammen das Spiel, naja genossen war zu viel gesagt...Bayern verlor in der zweiten Halbzeit mit 1:2 gegen Hoffenheim. Dementsprechend gedrückt, war die Stimmung nach dem Spiel.

Wir entschlossen uns noch hier im Stadion zusammen zu essen. Wir suchten uns also nach dem Spiel im VIP Bereich einen Tisch und aßen mit Papa noch was. Papa und Leon unterhielten sich über das Haus, Leon erzählte von den Plänen für den Umbau, Papa gab Ratschläge. Es war wirklich gut, dass die Stimmung mit Papa so gelöst war. Ich hatte mir also um sonst Sorgen gemacht. Es war ein schöner Abend. Sodass es mir wirklich leid tat, als wir uns wieder verabschieden mussten.

„Lass uns wieder mehr telefonieren. Und schick mir mehr Bilder von der kleinen! Ich verpasse so viel von meiner Enkelin." „Mache ich Papa. Ich...Sag Mama liebe Grüße. Und erinnere sie vielleicht mal dran, dass sie ein Problem mit mir hat und nicht mit Flora!" Mein Papa sah mich mitleidig an. „Mache ich, Emmilein...und ich komme so schnell ich kann wider vorbei!" „Das würde mich freuen! Ich habe dich lieb, Papa!" „Ich dich auch, Emma. Pass auf dich auf!" „Leon..." Mein Papa gab Leon die Hand. „Danke, dass du so gut auf meine Kleine aufpasst. Ich finde es wunderbar, wir glücklich du Emma machst." „Danke!" Die beiden verabschiedeten sich auch. Papa streichelte noch einmal Flora und machte sich dann auf den Weg.

Wir drei machten uns auch auf den weg nachhause. Leon redete wie ein Wasserfall über das Spiel, während dem gesamten Heimweg. Zuhause kümmerte sich Leon um Flora. Zwischen die beiden passte kein Blatt Papier. Nachdem ich mittlerweile schon fertig fürs Bett war, wunderte ich mich wo Leon war. Er saß mit Flora auf dem Sessel und summte sie in den Schlaf. Ich hatte eine sehr glückliche Tochter...da war ich mir sicher. Denn ich glaubte nicht, dass es ein Kind gab, dass so sehr von seinem Vater geliebt wurde. Leon vergötterte Flora. Es war so unglaublich süß...auch wenn ich bei den beiden immer minimal außen vor war.

„Leon?", fragte ich leise. Er sah mich an und lächelte. „Ich komme gleich...sie schläft jeden Moment ein." Ich blieb im Türrahmen stehen und beobachtete die beiden. Nach ein paar Minuten schlief sie ein und Leon legte sie in ihr Bettchen und kam zu mir. „Weißt du eigentlich wie sehr ich dich dafür liebe, dass du so ein toller Vater bist?" Ich lächelte ihn an und er gab mir einen Kuss auf die Nasenspitze. „Ist das so?" „Natürlich. Ich bin mit dir so glücklich, das hätte ich mir vorher nicht mal träumen lassen." „Geht mir genauso, Liebling. Du bist einfach wirklich meine Traumfrau. Von Sekunde eins an." Ich musste lächeln. Dieser Mann, mein Mann, brachte mich um den Verstand...natürlich im positiven Sinne.

„Ich liebe dich, Leon." „Und ich liebe dich, Emma! Und jetzt lass uns schlafen gehen. Morgen wird ein langer Mittag..." „Oh stimmt...Floras erste Wiesn!" „Ja, gehst du sonst hin?" „Nein, ich hasse das...Überall dämliche Musik und so viele betrunkene Männer. Außerdem diese dämliche Tracht..." „Ich finde es auch nicht berauschend. Aber wir müssen nicht ewig bleiben. Und dann freue ich mich schon darauf, wenn du zuhause die dämliche Tracht schnell los werden willst!" Leon wackelte mit den Augenbrauen. Ich rollte mit den Augen und ging ins Bett. Das würde morgen nämlich wirklich die Hölle werden. 

New Chapter - Teil 1 - Leon Goretzka FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt