Kapitel 1

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Lia:

Noch nie ist mir stark bleiben so schwer gefallen. Ich war auf den Weg zu einem Anwalt und mir war zu weinen zu mute. Doch ich musste stark bleiben. Ich versuchte mit aller macht ruhig zu bleiben. Egal, wie sehr mein Herz auch schmerzt. 

"Bereit?" Fragte mein Papa einfühlsam. Ich gucke ihn an. "Nein." sage ich und steige aus. Ich gucke das Gebäude vor mir an und wäre am liebsten einfach gegangen. Doch ich musste dort rein. Ich musste das tun. 

Ich ging in das Gebäude rein, wenn auch ängstlich. Ich ging rein und mein Papa sagte der Rezeptionistin wo ich hin wollte. Sie winkte uns durch und wir gingen einen Flur lang, dann in einen Raum. Ein Mann saß an einem Schreibtisch und als er uns sah, stand er auf. Er reichte mir die Hand und ich nahm sie und begrüßte ihn höfflich. Auch wenn ich das Gefühl hatte, wie ein Roboter gesteuert zu werden. Ich fühlte mich, als würde ich mir nur zusehen. Als würde ich meinen Körper nicht steuern. 

Wir setzten uns. "Sie sind hier, weil sie sich scheiden lassen wollen." Sagt der Anwalt und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. 

"Ja." Sagte ich heiser und räusperte mich. Ich wollte nicht zeigen wie mich all das mitnahm. "Verstehe. Was ist der Grund?" Fragt er vorsichtig. "Er hat mich belogen. Er hat geheimnisse vor mir. Ich fühle mich in der Ehe nicht mehr wohl." Sage ich und fühle mich wie eine Verräterin. Doch ich musste an Carlos denken. Ich konnte nicht bei Aiden bleiben und ihn in Gefahr bringen. Ich konnte mich nicht weiter belügen lassen. 

Ich konnte nicht so egoistisch sein und bei einen Mann bleiben der unseren Sohn in Gefahr brachte nur, weil er nicht die Wahrheit sagen konnte. Dabei war das alles was ich wollte, bei ihm sein. Ihn lieben, kuscheln und einfach ihn bei mir haben. Ich wollte, das mein Herz mit seinem in Gleichklang schlug. Ich wollte, das er mich glücklich machte. Ich wollte, in seinen Armen liegen und mich geborgen fühlen. Ich wollte, sicher bei ihm sein. Das würde ich auch sein, wäre da nicht dieser Vertrauensbruch. Hätte er mich nicht belogen. 

"Verstehe, aber haben sie an Paartherapie gedacht?" "Nein, das wird nichts bringen. Die Lügen sind zu groß." "Hat er sie betrogen?" "Nein." Sage ich heiser. "Das sind keine großen Gründe. Aber es haben sich Leute mit weit weniger Gründen scheiden lassen. Nur das Problem bei ihnen ist, das bei ihnen mehr auf das Spiel steht. Wie die Firma zum Beispiel." Erklärt mir mein Anwalt. 

"Wenn sie damit meinen, das ich einen Anteil will. Nein, ich will nichts davon. Ich will nur die Scheidung. Ich will meinen Namen und mein altes Leben wieder." Sage ich und gucke auf seinen Schreibtisch. Ich versuchte stark zu bleiben. Doch es tat so unendlich weh. Jedes mal fragte ich mich, wie ich noch leben konnte. Mir viel immer nur eine Antwort ein, Carlos. 

"Das macht es nicht wirklich einfach. Aber ich werde ihren Mann die Unterlagen schicken. Wird er sich aber nicht freiwellig scheiden lassen, dann werden wir vor Gericht müssen." Sagt er. "Ich weiß, das haben sie schon am Telefon gesagt." Sage ich und sehe ihn an. Er nickt und erklärt mir alles weitere. Dann gehe ich. Ich flüchte förmlich aus diesem Gebäude. 

Mein Papa fährt uns nach Hause und es ist eine weitere Stunde ohne ihn vergangen. Eine Stunde die noch mehr auf mein Kaputten Herz lastet. Diese 2 Tage ohne ihn waren der Horror und jetzt musste ich mein ganzes Leben ohne ihn sein. Diese Erkenntnis nahm mir meine Luft. 

"Komm ich fahre uns zum See." Sagt mein Papa als er meinen Atem und meine Tränen bemerkt. "Nein, gib mir zwei Minuten und dann geht es wieder. Ich muss zu Carlos." sagte ich und er nickte Besorgt. 

Ich beruhigte mich mit aller Kraft die mir geblieben war und das war wenig. Ich fühlte mich ohne ihn, tot. Wie Ferngesteuert. Doch tot. 

Zweite Chance?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt