Viktor Valenzo trat vor die Menge, seine Stimme ruhig und autoritär. "Bitte bleiben Sie ruhig", rief er, doch selbst seine Worte schienen in der Dunkelheit zu verhallen. "Wir werden alles tun, um sicherzustellen, dass alle hier sicher sind. Bitte bleiben Sie zusammen und folgen Sie den Anweisungen der Bediensteten."
Plötzlich erhellte ein weiterer Blitz den Saal, und für einen kurzen Moment konnte Isabella sein Gesicht sehen, das von Sorge und Unruhe gezeichnet war. Trotz seiner Bemühungen, Ruhe zu bewahren, konnte auch er die Ernsthaftigkeit der Lage nicht verbergen. Doch bevor sich die Dunkelheit erneut über den Saal legte, geschah etwas Unerwartetes.
Die Lichter flackerten kurz auf und dann, mit einem Surren, erhellte das warme Glühen der Kronleuchter erneut den Raum. Ein erleichtertes Murmeln ging durch die Menge, und die Spannung, die den Saal umhüllt hatte, ließ etwas nach.
Viktor Valenzo atmete hörbar aus und richtete sich zu voller Größe auf. "Das ist gut", sagte er lächelnd mit fester Stimme, die über den Saal hallte. "Die Stromversorgung scheint wieder hergestellt zu sein. Ich möchte mich in aller Höflichkeit für den Verlauf dieses Abends entschuldigen. Ich bin überzeugt, dass es keine weiteren ungeplanten Überraschungen geben wird."
Die Menge antwortete mit höflichem Applaus, doch Isabella spürte, dass eine gewisse Anspannung immer noch in der Luft hing. Während der Gastgeber sich um die Beruhigung der Gäste bemühte, wanderte ihr Blick unruhig durch den Saal.
Einige Gäste begannen Grüppchen zu bilden und sich nieder zu lassen, um zu sehen, was als nächstes geschehen würde.
Als Viktor sich abwandte, um mit einigen der Gäste zu sprechen, nutzte Isabella die Gelegenheit, sich unauffällig aus dem Gedränge zu schleichen. Die Erleichterung, dem stickigen Saal zu entkommen, war greifbar, als sie sich in einen ruhigen Korridor begab.
Doch ihre Erleichterung währte nur kurz, denn als sie sich umdrehte, um weiterzugehen, stand sie plötzlich wieder Auge in Auge mit jemandem: Sofia. Isabella hätte beinahe aufgelacht oder die Augen verdreht, natürlich konnte sie hier nicht alleine gelassen werden.
Ein unbehagliches Schweigen legte sich zwischen sie, während die kleine Bibliothekarin versuchte, die Aufregung in ihrem Inneren zu unterdrücken. Ihre Gedanken rasten, während sie versuchte, herauszufinden, was sie sagen sollte. Warum war Sofia hier? Hatte sie sie verfolgt? Was wollte sie von ihr?
Sofia lächelte kühl, und Isabella spürte einen Schauer über ihren Rücken laufen. "Isabella, Isabella", sagte sie mit einem spöttischen Unterton. "Was führt dich hier her, so abseits allen Geschehens?"
Isabella wunderte sich kurz, woher sie ihren Namen kannte und rang nach Worten, während sie versuchte, ihre Fassung zu wahren. "Ich... ich wollte nur etwas frische Luft schnappen", antwortete sie schließlich und hoffte, dass ihre Stimme nicht zitterte.
Sofias Lächeln vertiefte sich, und sie trat näher an Isabella heran, sodass sich fast ihre Körper berührten. "Du bist so eine schlechte Lügnerin, Isabella", sagte sie leise, ihre Stimme wie ein giftiger Hauch in der Dunkelheit. "Ich weiß, dass du hier nicht nur wegen der frischen Luft bist und außerdem gibt es hier keinen Ausgang."
"Ich weiß nicht, wovon du sprichst", versuchte Isabella ihr zu erklären, obwohl sie innerlich bebte. "Ich bin nur hier, um..."
Sofia schnaubte verächtlich und schüttelte den Kopf. "Spare dir deine Lügen, Isabella", sagte sie spöttisch. "Ich habe dich beobachtet. Ich weiß alles ganz genau!"
Isabella schwieg und sah sie nur an. Wieso sollte sie es auch versuchen sich wieder rauszureden, es brachte doch nichts. Sie trat ein paar Schritte zurück. Sofia lächelte gefährlich, als sie nicht mehr antwortete. Sie hatte sie in die Ecke gedrängt.
"Du hast es auf Viktor abgesehen, nicht wahr? Du denkst, du könntest ihn verführen und dir seinen Reichtum sichern."
Isabella fühlte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg, und Mut durchzuckte sie. "Das ist lächerlich,", erwiderte sie mit Nachdruck. "Ich habe keine Absicht, Mr. Valenzo irgendwie zu verführen. Ich bin nur eine Bibliothekarin, die versucht, ihren Job zu machen."
Sofia lachte spöttisch, und Isabella konnte den Ausdruck von Überlegenheit in ihren Augen sehen. "Oh bitte, Isabella", sagte sie mit einem gehässigen Grinsen. "Glaubst du wirklich, dass ich das glaube? Du bist hier, um deinen eigenen Vorteil zu suchen, genau wie ich. Aber ich werde dich nicht gewähren lassen."
Isabella spürte, wie sich ihre Angst in Wut verwandelte, und sie richtete sich mit einem festen Blick auf. "Was auch immer du denkst, Sofia, du liegst falsch", erklärte sie entschlossen. "Ich habe keine Absicht, Mr. Valenzo irgendetwas anzutun, ob sexueller oder anderer Natur. Aber wenn du mir nicht glaubst, dann ist das deine Entscheidung."
Sofia hob eine Augenbraue, ihre Miene ausdruckslos. "Interessant", murmelte sie und trat einen Schritt näher. "Dann erkläre mir doch, Isabella, wie es kommt, dass du meinen Namen kennst. Du warst heute nicht auf der Gästeliste."
Isabella stockte. "Wie ich deinen Namen kenne? Also, nun, ich... ich habe dich einfach gehört, wie dich jemand angesprochen hat", stammelte sie, während sie sich bemühte, eine plausible Erklärung zu finden.
Sofias Lächeln wurde breiter, aber es erreichte nicht ihre Augen, die kalt und berechnend wirkten. "Eine interessante Antwort", sagte sie langsam und trat noch näher an Isabella heran, bis ihre Gesichter sich beinahe berührten und sie keine Möglichkeit hatte noch weiter auszuweichen. "Aber glaubst du wirklich, dass ich das glaube? Du hast mein Interesse geweckt, Isabella. Und glaube mir, ich werde herausfinden, was du hier wirklich suchst."
Isabella spürte sich von Sofias Nähe unbehaglich. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, als Sofia begann, ihre Wange sanft zu streicheln, ihre Lippen zu einem spöttischen Lächeln verzogen. "Ich bin sicher, wir könnten eine Menge Spaß haben, Isabella", flüsterte sie mit verführerischer Stimme, während sie sich noch näher an Isabella heranlehnte, "auch wir drei gemeinsam."
Isabella konnte spüren, wie sich eine Welle der Panik in ihr aufbaute, als Sofia ihre Grenzen überschritt. Sie wollte sich von ihr losreißen, doch sie fühlte sich wie gelähmt, gefangen in Sofias eiskaltem Griff.
In diesem Moment trat plötzlich Viktor Valenzo in den Korridor, sein Blick finster, als er die Szene vor sich sah. "Was geht hier vor sich?", fragte er mit einer autoritären Stimme, die keinen Widerspruch duldete.
Sofias Hand glitt schnell von Isabellas Wange, und sie zwang sich zu einem unschuldigen Lächeln, als beide herumwirbelten und Viktor Valenzo im Türrahmen stehen sahen, sein Blick finster und unerbittlich"Nichts, mein Lieber", antwortete sie leichtfertig und warf Isabella einen herausfordernden Blick zu, bevor sie elegant an Viktor vorbeischwebte und ihm eine Hand auf die Brust legte, während sie sich zu Isabella umdrehte. "Wir haben uns nur unterhalten. Nicht wahr, Isabella?"
Die Angesprochene schluckte schwer und nickte stumm, während sie Viktor ansah, dessen Miene undurchsichtig blieb. Sein Blick glitt zwischen den beiden Frauen hin und her, bevor er endlich sprach. "Isabella, könnten Sie bitte einen Moment mit mir kommen?", sagte er ruhig, aber seine Stimme ließ keinen Widerspruch zu.
Isabella nickte gehorsam und warf Sofia einen nervösen Blick zu, bevor sie Viktor folgte, dankbar, dass er sie aus dieser unangenehmen Situation gerettet hatte.
Hinter ihr leckte sich die schlanke Frau über die Lippen und lächelte stumm. Das Spiel hatte gerade erst begonnen.
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Manicomio ✓
Romance☆ SHORTLIST ONC 2024 ☆ «Die goldenen Einladungen von Victor Valenzo waren mehr als bloße Papierschnipsel mit Schriftzug; sie waren Kunstwerke.» Viktor Valenzo, exzentrischer Milliadär und ein Mann, dessen Charme und Reichtum jede Frau verzaubert. Al...