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MATTEO

Ich folge ihr in die hinteren Flure, meine Schritte gedämpft, während ich sie im Stillen beobachte. Als wir außer Hörweite der Menge sind, lasse ich einen sarkastischen und enttäuschten Applaus erklingen. Mein Herz schlägt schneller vor Enttäuschung und Frustration. Sie dreht sich um und mustert mich. Keine Emotionen, nichts.

Ich lasse meine Hände sinken und gehe auf sie zu. »Du hast den Tod vorgetäuscht?«, frage ich. »Wieso, hm? Wieso zum Teufel hast du das getan?!«, zische ich und werde immer lauter. Sie sieht so anders aus. Schwarze schulterlange Haare, Narben und emotionslos. »Ihr habt mich zerstört«, sagt sie. »Ihr?« »Du bist mit Malo Durand gut. Mein Feind, der mich umgebracht hat!« »Du lebst!« »Ich war aber tot! Nach der OP habe ich es doch geschafft. Da, wo du dachtest, es wäre vorbei, habe ich angefangen zu atmen«, schildert sie. »Das macht kein Sinn verstehst du? Ich habe dich gerettet! Ich. Habe. Dich. Gerettet. Obwohl wir keine Verbündeten mehr waren!«, fauche ich. »Ich bin dir auch dankbar dafür, aber das wars auch. Dank dir, hat Mamá nicht nochmal ihr Kind verloren.« Ich senke mein Blick und versuche klar zu denken.

»Hast du mich also nie-« Als ich wieder zu ihr Blicke, hat sie die Pistole auf mich gerichtet. Ich bleibe dennoch ruhig und schaue sie ausdruckslos an. »Du bist mein Feind. Wir sind Feinde, Matteo«, sagt sie. »Du siehst mich als dein Feind?«, frage ich enttäuscht. »Als was sollte ich dich sehen? Du bist mit den Leuten, die mich Tod sehen wollen.« »Ich würde sogar für dich, die Mafia aufgeben, aber du.. du bist blind vor Wut.« Ihr Griff um die Pistole verstärkt sich. »Schön«, murmele ich.

»Schieß mich an«, sage ich. »Na los, mach schon. Du hast ja keine Angst mehr.« »Reiz mich nicht«, murrt sie und kommt mir näher. Die Pistole berührt schon meinen Stirn.

Plötzlich fängt ihre Hand an zu zittern und sie lässt sich schwer auf den Flur fallen. Ihre Schultern beben vor den Tränen, die unaufhaltsam über ihre Wangen fließen. Ich stehe unschlüssig da, während sie die Pistole locker in ihrer Hand hält, als wäre sie zu schwer für sie, um sie überhaupt noch zu benutzen.

Vorsichtig beuge ich mich zu ihr hinunter und nehme die Waffe weg, meine Hand zittert leicht, als ich sie berühre. Dann schlinge ich meine Arme um sie und halte sie fest. Sie lehnt sich schwer gegen mich, ihre Worte erstickt von ihrem Schluchzen.

Wir sitzen beide auf dem kalten Flur. Meine Hände liegen auf ihrem Rücken, der langsam kalt wird. »Shht«, flüstere ich und schließe meine Augen.

Während sie weiter weint, streiche ich sanft über ihren Rücken, meine Finger gleiten beruhigend über ihre Wirbelsäule. Ich flüstere leise beruhigende Worte in ihr Ohr, versuche, sie aus ihrem Zustand der Verzweiflung zu lösen.

»Ich bin hier bei dir.« Meine eigene Stimme klingt brüchig, als ich versuche, meine eigenen Emotionen unter Kontrolle zu halten.

Langsam lässt ihr Schluchzen nach, ihre Atmung wird ruhiger, als ob meine Worte langsam in ihr Inneres eindringen würden. Ich halte sie weiterhin fest, meine Arme ein sicherer Hafen in diesem stürmischen Meer aus Schmerz und Trauer.

Nach einer Weile löst sie sich langsam von mir und sieht mir in die Augen, ihre Augen gerötet und verweint. Sie wischt die Tränen weg und steht langsam auf. »Ich sollte gehen«, sagt sie. »Ich habe noch ein Meeting«, ergänzt sie. Ich stehe ebenfalls auf, leicht enttäuscht, doch nicke.

Als sie an mir vorbeigeht, atme ich aus und spüre eine Träne auf meiner Wange. Meine Schwäche ist zurück und sie ist nicht mehr dieselbe. Ich habe sie verloren, oder? Ihre Gefühle sind nicht mehr gleich. Noch vor. ein paar Minuten wollte sie mich töten.

Ich kehre zurück in den Saal und stelle mich neben meinen Brüdern hin. Luigi legt sein Arm um mein Schulter und klopft. »Ist alles Ok?«, fragt er. Ich nicke, mein Blick nach vorne gerichtet und komplett abwesend.

»Merda, das alles ist so unglaubwürdig«, murmelt Emiliano. »Ich kanns nicht glauben«, fügt er hinzu. »Ich auch nicht«, stimme ich ihm zu. »Sie ist also die Führerin der El cártel de la serpiente«, meint Luigi. »Das ist wirklich.. wie konnte sie ein Jahr lang verheimlichen, dass sie lebt?« »Ich weiß es nicht«, sage ich und trinke ein Schluck Wasser.

»Wer ist das neben ihr?«, hakt Emiliano. Ich schaue in ihre Richtung und sehe, dass sie eine neue Maske an hat. Es bedeckt komplett ihren Gesicht und steht ihr einfach perfekt.

Meine Augen schweifen zu dem Typen, der neben ihr steht und ihr sehr nah ist. Er ist größer als sie, aber nicht größer als ich. Wer ist das? »Ich kenne ihn nicht«, stelle ich fest. »Woher weißt du das? Du hast noch nicht einmal sein Gesicht gesehen.« »Ich spüre es. Vielleicht ist es ein Mitglied.«

Was rede ich mir da ein? Vielleicht ist er ja ihr Freund? Es war ein Fehler, sie damals gehen zu lassen.

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Unbeschreiblich, wie sehr ich Matteo liebe💞😩

Endlich haben sie sich wieder gesehen, das bedeutet, dass sich die Geschichte langsam dem Ende zuneigt..

His dark obsessionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt