In der nächsten Zeit zeigte Khione dem Shiharu die kalte Schulter. Wann immer sie ihm begegnete, verlor sie kein Wort und sah an ihm vorbei. Ihr war egal, dass er sie kindisch nannte, aber sie ließ es sich nicht gefallen, so belogen und betrogen zu werden.
Sobald ihr Fieber gesunken war und sie sich davon erholt hatte, verlangte Makhah, dass sie sich das Bett teilten. Stumm kam Khione ihrer Pflicht nach, und war froh darüber, dass er sie nur nahm, wenn er zuerst das Schlafgemach aufsuchte. Bei der kleinsten Berührung versteifte sie sich, aber aus Angst vor noch mehr Schmerzen hielt sie still, in der Hoffnung, dass es bald vorbei war. Es tat trotzdem jedes Mal weh, zumal sich Makhah keine Mühe gab und immer verbissen aussah, wenn sie ihn flüchtig ansah. Für ihn war es genauso eine lästige Pflicht. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass er grober war, doch statt etwas zu sagen, träumte sie sich in eine Welt, in der es weder Qualen noch Sorgen gab. Das half ihr, die Momente zu überstehen. Meist zog sich Khione danach einen Tag zur Erholung in ihr Schlafgemach zurück, wo sich Sabah rührend um sie kümmerte. Wenigstens ließ Makhah ihr den Rückzugsort ohne Kommentar.
Holte er sie zum Reitunterricht, kam sie seinen Befehlen auf dem Platz nach, schwieg jedoch eisern und konzentrierte sich nur auf Sakari. Mehr als ein Nicken oder Kopfschütteln entlockte er ihr nicht.
Auch beim Abendessen kam ihr kein Wort über die Lippen. Anfangs versuchte der Shiharu, sie zum Sprechen zu bewegen, wurde dann ungehalten und nahm verbissen sein Mahl zu sich. Es juckte sie nicht, wenn er wütend über ihr Verhalten war. Das hatte er sich selbst zuzuschreiben. Sie kam problemlos ohne Kommunikation mit ihm aus.
Um ihm so wenig wie möglich zu begegnen, verbrachte Khione die Zeit zwischen den Unterrichtsstunden und dem Sprachunterricht bei den anderen Arakis und half ihnen, ihre tägliche Arbeit zu verrichten. Darunter fiel das Bestellen der Felder, die rund um Pah Koha lagen. Durch das Tal waren sie weiter verstreut und kleiner, aber sie brachten genug Ernten ein und versorgten den Terikan über den Winter. Da Khione mit der Arbeit vertraut war, reichten die bisher gelernten Wörter zur Verständigung aus. Trotzdem versuchte sie sich an der Sprache und sah ihre ersten Fortschritte im Unterricht bei Kabiha und Tehew. Ihr Eifer wurde zur Kenntnis genommen und man kam ihr entgegen, indem betont langsam gesprochen wurde. Dadurch fing Khione an, sich im Kreis der Arakis wohlzufühlen.
Am liebsten war sie jedoch bei Pahra. Die ruhige, manchmal sarkastische Art der Heilerin gefiel ihr und sobald Khione nichts mehr zu tun hatte, gesellte sie sich zu ihr. Von ihr lernte sie die Kräuterkunde der Arakis und die Herstellung von Salben. Bei sonnigem Wetter sortierten sie die frischen Kräuter aus und hängten sie zum Trocknen. Die Arbeit war mühsam, aber notwendig, da manche Pflanzenteile eine negative Wirkung bei der Trocknung bekamen.
So erfuhr Khione mehr über Nacae, die Sabah bei der Versorgung des Brandmals genannt hatte. Verarbeitete man die oberirdischen Teile zu Pulver oder Brei, wurde es auf die Wunden gestreut und mit den Blättern der Pflanze abgedeckt. Sie waren ein natürlicher Wundverband. Die gelben, länglichen Blüten wurden oft für Tee genutzt. Nicht nur, weil der Geschmack erfrischend war, sondern er diente auch zur Stärkung der körperlichen Abwehrkräfte. Die Arakis vertrauten auf die positive Wirkung.
Eines Nachmittags saß Khione gemeinsam mit Pahra vor ihrem Flügel der Burg und lauschte den gleichmäßigen Hammerschlägen von Kagaiye. Seit der Eheschließung traute sie sich nicht mehr in seine Nähe, dabei war sie nicht einmal wütend auf ihn. Er hatte das getan, was Makhah von ihm verlangt hatte.
Vor Khione stand ein Mörser aus Stein, indem sie Wurzeln zu einem Brei verrieb. Die Arbeit erforderte Kraft und da sie am liebsten Bäume ausreißen würde, hatte sie sich dafür angeboten. Ihr gefiel der ätherische Duft, der ihre Sinne belebte und für freies durchatmen sorgte, ohne in der Nase zu brennen.
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Araki - Krieger des Nordens
Lãng mạnAraki - die barbarische Rasse im Norden der Welt Azura. Ausgerechnet von ihnen wird die junge Khione auf ihrer Flucht vor den Entführern mit einem Pfeil abgeschossen. Schnell wird ihr klar, wie unerwünscht und gehasst sie im Araki-Clan von Shiharu M...