Des Löwen Herz

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In den opulenten Gemächern von Casterlystein, wo die goldenen Schatten der Fackeln die Wände in warmes Licht tauchten, saß Tywin Lannister mit seinen Beratern um einen massiven Eichentisch versammelt. Die Karten des Reiches lagen vor ihnen ausgebreitet, und die Luft war schwer von der Spannung, die über den Männern lag.

Tywin, dessen stechende Augen jeden in ihrem Bann hielten, runzelte die Stirn, während er die Strategiekarten studierte. Sein Griff um den goldenen Kelch mit Wein war fest, doch selbst der edle Tropfen vermochte nicht, seinen wachsenden Unmut zu besänftigen. Neben ihm saß Cersei, seine stolze Tochter, deren Blicke voller Misstrauen auf den Karten ruhten.

In diesem Moment betrat Raya den Raum, eine einfache Magd mit einer Schürze aus grobem Stoff. Ihre Anwesenheit schien niemanden zu stören, denn sie war für gewöhnlich unsichtbar in den Augen der vornehmen Gesellschaft. Leise und unauffällig schlich sie um den Tisch herum und schenkte den Anwesenden Wein ein, ohne dass sie viel Beachtung fanden.

Als sie murmelte, dass sie eine Idee für eine Strategie habe, die jedoch unkonventionell sei, hob Tywin überrascht den Kopf. Seine Augen fixierten die junge Frau, die sich sonst im Schatten hielt. "Was hast du gesagt?", fragte er mit einem Hauch von Neugier in seiner sonst so kühlen Stimme.

Raya zögerte kurz, als sie bemerkte, dass ihre Worte gehört worden waren. Doch dann trat sie einen Schritt näher an den Tisch heran und senkte die Stimme, um sicherzugehen, dass nur Tywin sie hören konnte. "Es ist nur eine Idee, Mylord", flüsterte sie, während ihr Blick dennoch selbstbewusst war. "Aber vielleicht könnten wir die Verteidigungslinie an dieser Stelle verstärken und die Truppen in einem Überraschungsangriff hierher verlegen."

Tywin hob eine Augenbraue, während er ihre Worte verarbeitete. Ihre Idee war unkonventionell, aber sie hatte Potenzial. Er drehte den Weinbecher zwischen seinen Fingern, während er sie weiter betrachtete. "Eine interessante Perspektive, Magd", sagte er schließlich, bevor er sich an seine Berater wandte, um die Details zu besprechen.

Während die Männer um ihn herum weiter diskutierten, konnte Tywin nicht aufhören, über Rayas Worte nachzudenken. Ihre Unerschrockenheit und ihr scharfer Verstand hatten seine Aufmerksamkeit geweckt. Vielleicht gab es in dieser bescheidenen Magd mehr, als es auf den ersten Blick schien.

Die Tage vergingen, und Tywin fand sich immer öfter in Rayas Nähe wieder. Zwischen den offiziellen Treffen und strategischen Diskussionen fanden sie Momente der Privatsphäre, in denen sie ihre Gedanken und Ideen austauschen konnten.

Raya, die sonst kaum Beachtung fand, blühte unter Tywins Aufmerksamkeit auf. Sie fühlte sich geehrt, dass der mächtige Lord ihre Meinung schätzte und sie als Verbündete betrachtete. Ihre Gespräche waren geprägt von einem Gefühl der Vertrautheit, das sich zwischen ihnen entwickelte.

In den stillen Stunden der Nacht fanden sie sich oft in einem abgelegenen Teil von Casterlystein wieder, wo sie unbeobachtet waren. Hier teilten sie nicht nur Gedanken über Strategien, sondern auch persönliche Geschichten und Träume. Tywin lernte eine Seite an Raya kennen, die jenseits ihrer Rolle als Magd lag - eine Seite voller Intelligenz, Mut und Leidenschaft.

Doch während sie ihre Verbindung vertieften, blieb sie weiterhin im Verborgenen. Tywin war sich bewusst, dass die Welt um sie herum ihre Beziehung nicht verstehen würde. Es war eine fragile Allianz, die im Geheimen blühte und ihre Stärke aus der Diskretion zog.

Als die Sonne langsam hinter den Bergen versank und der Tag zu Ende ging, fanden Tywin und Raya sich wieder in den prunkvollen Gemächern von Casterlystein. Ihr letztes Gespräch wurde abrupt unterbrochen, als die Tür sich öffnete und ein Diener eintrat, um Tywin zu einem dringenden Treffen zu rufen.

Tywin erhob sich von seinem Platz und wandte sich Raya zu, ein Hauch von Bedauern in seinen Augen. "Wir müssen für heute getrennte Wege gehen", sagte er leise, bevor er sich auf den Weg machte, um seinen Pflichten als Lord nachzukommen.

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