Kapitel 74 - False Roses and Devil's Snares

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Valentinstag. Einst hatte ich mir gesagt, dass mir dieser Tag nichts bedeute. Doch nun, wo es soweit war, konnte ich nicht leugnen, dass ich mich selbst wohl belogen haben musste. Im Grunde war es ein ganz gewöhnlicher Tag. Man stand in der Früh auf, schwang seine Beine aus dem Bett, machte sich wie jeden Morgen fertig und ging in die große Halle, um zu frühstücken. Nur mit dem beträchtlichen Unterschied, dass ich heute dieses beklemmende Gefühl in der Brust trug. Eine Art seltsame innere Leere, die schmerzte. Nicht deshalb, weil ich kein Valentinstagsdate hatte. Darüber war ich im Grunde ganz froh, weil es mir viele Unannehmlichkeiten ersparte. Es war jene Sorte von Leere, die einem die Tatsache vor Augen hielt, dass man diesen Tag nicht mit der auserwählten Person verbringen würde. Nicht, weil man eine Absage kassiert oder zurückgewiesen worden war, sondern weil es ganz einfach nicht möglich war. In Wahrheit, so absurd es auch klingen mochte, waren meine Erwartungen, eine stille Hoffnung, enttäuscht worden. In diesem Moment wunderte ich mich einmal mehr, weshalb ich überhaupt Hoffnung in mir trug, ihn eines Tages wiederzusehen. Er war immerhin vor meinen eigenen Augen gestorben. Es war kein Funken Zweifel vorhanden, dass er auch wirklich tot war, und es gab nichts, was ihn wieder zurückholen konnte.

Nicht wahr?

Ich schüttelte den Kopf, um all diese Gedanken loszuwerden, blieb an meinem Bettrand sitzen und starrte Löcher in die Luft.

„Fang jetzt bloß nicht an zu heulen." murmelte ich mir erbost selbst zu, doch da füllten sich meine Augen bereits mit Tränen und eilig tat ich daran, sie mit meinem Handrücken zu trocknen. Die Schnittwunden gruben sich immer noch tief in dunkelroter Farbe in mein Fleisch, doch die Heilung war gut vorangeschritten. Die Wunde begann zu jucken, als sie mit meinen salzigen Tränen benetzt wurde. Die Murtlap Essenz von Snape hatte ich inzwischen vollkommen aufgebraucht, doch um mehr hatte ich ihn nicht gebeten. Snape erst vor wenigen Tagen gesagt, dass mir Narben bleiben würden und ich hatte nur genickt, denn es war mir egal. Ich hatte gewonnen, ich war nicht schwach vor Umbridge geworden und das war alles, was zählte.

Reiß dich zusammen... ging es mir unaufhörlich durch den Kopf, knirschte dabei mit den Zähnen. Hier herumzusitzen und zu trauern, würde ihn nicht zurückbringen und meinen Tag genauso wenig besser machen, das wusste ich. Cedric hätte nicht gewollt mich so zu sehen. Also tat ich das, was ich immer tat, oder vielmehr versuchte: Weitermachen.

Mein Blick wanderte zu meinem Nachtkästchen, öffnete die oberste Schublade und zog das schwarze Buch hervor. Der Einband war ganz warm. Das musste bedeuten, dass er mir geantwortet hatte. Auf meine Frage hin, ob er etwas über den Massenausbruch aus Askaban wüsste. Mit einem Mal verspürte ich eine seltsame Aufregung.

Als ich die Seite aufschlug, kam der mittlerweile vertraute Schriftzug zum Vorschein.

„Du hast nichts zu befürchten. Du bist sicher, das verspreche ich dir."

Das musste bedeuten, dass er etwas darüber wusste, nicht wahr? Konnte ich ihm vertrauen? Wie konnte er mir ein solches Versprechen abliefern, obwohl er noch nicht einmal in meiner Nähe war? Bedeutete das ----

Langsam ließ ich das Buch in meinen Schoß gleiten, schloss es mit einem abrupten Schlag, der dumpf von den Wänden widerhallte und gab es zurück in das Nachtkästchen unter einen Stapel anderer Bücher. Ständig hatte ich in den letzten Wochen versucht, ihm etwas über meinen leiblichen sowie Adoptivvater zu entlocken, doch seine Antwort war stets dieselbe gewesen. Eine, die mir nur allzu vertraut war: Er konnte mir erst dann etwas darüber erzählen, wenn die Zeit reif war.

Zugegeben, hatte mich das ziemlich gekränkt, nach allem, was auch bei mir zuhause geschehen war. Weshalb ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, der vielleicht nie kommen würde? Ich wollte nicht länger warten. Alles, was ich wollte, waren Antworten.

Till the End (Harry Potter FanFiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt