Kapitel 69 - Matthias

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Komischerweise pochte Matthias Herz ungewöhnlich heftig, als er das Bild von Aaliyah und den Elefanten an Jonas schickte. 

„Fertig?", schrie Aaliyah und ein wenig verwirrt nickte er. 

„Ja... ja", murmelte er, woraufhin sie weiter zum nächsten Gehege lief. Auf einmal bemerkte er Esra, die neben ihm stand. 

„Alles okay? Du wirkst etwas durcheinander", sagte sie leise, was er aber schnell mit einem Lächeln abtat. 

„Ja, alles okay", sagte er viel zu schnell und folgte mit den Händen in den Hosentaschen Aaliyah, die bereits die Nase an die Scheibe des nächstes Geheges presste. 

„Findest du mein Outfit wirklich schrecklich?", fragte Esra auf einmal, was Matthias innehalten ließ. Ein Lachen entfuhr ihm und er betrachtete sie noch einmal genauer. Objektiv gesehen war es sogar ganz hübsch, aber es schien einfach nicht zu ihr zu passen, wenn man sie kannte. 

„Nein, das sieht schon okay aus. Ist nur ungewohnt an dir", besänftigte er sie, bekam dafür aber einen Stups gegen den Oberarm. Aber sie lächelte und das tat ihr mit Sicherheit ziemlich gut. Allerdings interessierte ihn nun doch etwas.

 „Und... mit deinem neuen Freund?", fragte er vorsichtig und dachte für einen kurzen Moment an all das Blut und Esras Panik zurück, bevor sie ins Krankenhaus gekommen war. Beinahe erschrocken sog sie die Luft ein. 

„Ich... ich habe ihn seitdem nicht mehr gesehen. Ich habe sein Zeug, das er bei mir hatte in einen Karton gepackt und warte darauf, dass er es abholt", sagte sie, richtete gleichzeitig aber den Blick nach oben, als würde sie Tränen zurückhalten. 

„Das tut mir wirklich leid", sagte er und wieder einmal wurde ihm bewusst, dass Esra wirklich Pech mit ihren Männerbekanntschaften hatte. Dabei hatte sie wirklich einen Kerl verdient, der nett zu ihr war und sie nicht im Stich ließ. 

„Ach, das muss es nicht", winkte sie ab und beschleunigte ihre Schritte. Matthias schluckte schwer, denn auch wenn Esra manchmal wirklich nervte, war sich doch ein ziemlich großer Teil seines Lebens und würde es vermutlich immer sein. 

Allerdings schlich sich ein kleiner Gedanke in seinen Kopf. Wie würde es sein, wenn auch Aaliyah erwachsen war? Wenn sie selbst entscheiden konnte, wann sie zu ihm zu Besuch kam und wenn sie nicht mehr von Esra abgeholt werden musste? Wenn Esra nicht mehr regelmäßig irgendwelchen Papierkram mit zu ihm brachte, bei dem die Unterschrift beider Erziehungsberechtigter benötigt wurde? Würde Esra vielleicht einfach so ab und zu mal zum Essen vorbei kommen? 

Komischerweise machte ihn diese Vorstellung ein wenig schwermütig, denn auch wenn sie beide als Paar nicht wirklich zusammengepasst hatten, verbanden ihre Kinder sie auf eine Weise, die besonders war. 

Kopfschüttelnd vertrieb er den Gedanken, denn bis dahin dauerte es noch einige Jahre. Er schloss zu ihr auf und gemeinsam erreichten sie Aaliyah, die interessiert das Schild neben dem Gehege der Tiger las. Sie hatte dabei den Finger unter die Zeile gelegt und formte bei Lesen die Worte mit den Lippen, was unheimlich süß aussah.

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Einige Stunden später ließ Matthias sich erschöpft auf den Beifahrersitz in Esras Auto fallen. Die nicht wirklich erholsame Nacht hing ihm tatsächlich in den Knochen und er war froh, wenn er zu Hause wäre. Hoffentlich war Aaliyah genau so müde wie er selbst, sodass sie nach dem Abendessen vielleicht noch ein wenig Fernsehen guckten und dann schlafen gingen. Apropos Essen! 

„Esra, könnten wir vielleicht auf dem Weg kurz im Supermarkt halten? Ich bräuchte noch was zu Essen", fragte er und sah ein wenig verlegen zu ihr. Als sie seinen Blick erwiderte, sank er in sich zusammen, denn es war eindeutig, dass sie darauf eigentlich keine Lust hatte.

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