Kapitel 52

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P r i s h t i n ë , K o s o v ë

„Wow..", flüsterte ich leise, als wir aus dem Privatjet traten, umhüllte mich sofort die warme Luft Kosovos, die wie eine sanfte Umarmung meine Haut streichelte. Nach 11 Stunden Flugzeit fühlte sich der Moment des Ausstiegs aus dem Flugzeug wie eine Befreiung an, als ob ich endlich angekommen wäre, nach einer langen Reise durch die Dunkelheit.

Jeder Atemzug war erfüllt von dem süßen Duft der Heimat, von Erinnerungen an vergangene Tage und verlorene Träume. Es war, als ob die Luft selbst meine Seele umarmte und mich daran erinnerte, wer ich wirklich war, wo meine Wurzeln lagen und wohin ich gehörte. Ein Gefühl der Erleichterung und der Freude durchströmte mich, als ich endlich wieder festen Boden unter meinen Füßen spürte, als ich die vertrauten Geräusche und Gerüche meiner Heimat wahrnahm. Es war, als ob ein Teil von mir nach Hause gekommen war, nach Jahren der Abwesenheit und des Fernwehs. Und in diesem Moment wusste ich, dass ich endlich angekommen war.

Enes nahm sich gelassen eine Zigarette und zündete sie an, während ein selbstsicheres Grinsen seine Lippen zierte. "Ich hoffe, dass ich dich gut genug auf Kosovo vorbereitet habe", sagte er und blies den Rauch langsam aus.

"Wir haben in den 11 Stunden, in denen wir geflogen sind, jeden existierenden patriotischen Song gesungen, also Ja, ich denke, dass ich genug vorbereitet bin", erwiderte ich lachend und kuschelte mich an Enes, der mich liebevoll in den Armen hielt.

"Das war noch gar nichts, du musst sehen, wie gut ich singen kann, wenn ich meine Qifteli spiele."

Mein Empörung war kaum zu übersehen. "Du kannst Qifteli spielen und sagst mir das erst jetzt?" Ich schlug ihm beleidigt auf den Arm und zwickte ihn fest, was ihn leise zischen lies.

"Kadall o Gruja jem, sobald wir zurück sind, werde ich es dir zeigen", versprach er mir.
"Und mir beibringen! Will es nämlich auch können", strahlte ich und sah ihn wie ein kleines Kind ganz aufgeregt an.

Jahrelang hatte ich versucht, mein Heimatland zu vergessen, die Erinnerungen zu verdrängen und meine Muttersprache zu verlernen. Doch durch all die Jahre der Abwesenheit hatte sich ein Stück meines Herzens nach Kosovo gesehnt, nach den Klängen der Sprache, die mir vertraut war, nach den Farben und Düften meiner Kindheit.

Und nur durch Enes und seine Leidenschaft für unsere Kultur und Sprache fand ich langsam, aber sicher, die verlorene Liebe zu meinem Erbe wieder. Es war, als ob mit jeder Konversation, mit jedem Lied, das wir sangen, ein Teil meiner Seele nach Hause zurückkehrte. Enes war mehr als nur mein Ehemann; er war mein Anker zurück zu meinen Wurzeln, zu meiner Identität. Und dafür würde ich ihm für immer dankbar sein.

Die tiefe Stimme von Enes durchdrang meine Gedanken und riss mich aus meiner emotionalen Achterbahnfahrt. "Mirë si erdhë ne Kosovë", sagte er ruhig. Unter Tränen sah ich zu ihm auf, dankbar für alles, was er bereits für mich getan hatte.

"Danke.. danke, dass du das für mich getan hast", schluchzte ich leise, meine Worte von einem Gefühl der Erleichterung und Dankbarkeit getragen. Enes nahm mich behutsam in seine starken Arme, und ich spürte die Wärme seines Körpers, die mich wie ein Schutzschild umhüllte. Seine Hand strich sanft über meinen Kopf, ein zärtlicher Trost inmitten meiner Tränen.

"Ich wollte sehen, woher du kommst, ich war nämlich noch nie zuvor in Kosovo", erklärte Enes, und ein überraschtes Lächeln huschte über mein Gesicht. "Wie kann es sein, dass du bereits überall auf der Welt warst, aber noch nie in Kosovo, das direkt an Albanien grenzt?", fragte ich neugierig, während Enes weiter meine Tränen wegwischte. "Um ehrlich zu sein, hat es mich nie hierher gezogen, da wir auch keine Geschäfte in Kosovo haben", antwortete er, während sein Blick sich auf die fernen Hügel Kosovos richtete. „Aber jetzt spo kam qare, se e kom Grujen tKosoves, da möchte ich selbstverständlich alle deine Erinnerungen sehen, die du an dieses Land hast." „Wenn du nur wüsstest", flüsterte ich mit gebrochener Stimme und sah zum Himmel hinauf, und dachte an Leandra.

Don't touch meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt