PrologFrüher:
Der Strand war Menschenleer und man hörte nichts weiter als das Rauschen der sich überschlagenden Wellen, die wehenden Fahnen und das Krächtzen der paar Möwen, die in ihren Nestern Schutz vor dem heranrückenden Sturm suchten. Nur ein kleines Mädchen, mit blauer, übergroßer Pulliejacke und kurzer Hose saß ins Meer starrend im Sand, ihre Beine umschlungen. Doch Lillie war nicht die Einzige die sich bei so einem Wetter draußen aufhielt. Sie hörte ein paar Schritte neben sich und spürte einen durchdringenden Blick auf ihrem Rücken. „Hey, du", begrüßte sie ein Mädchen, das sich neben ihr niederließ.
Lillie reagierte nicht.
Das unbekannte Mädchen schwieg kurz, fing dann aber an zu Erzählen. „Ich bin traurig", sagte sie „Ich soll eine Person finden, von der ich nichtmal weiß ob es sie wirklich gibt. Und ich suche schon total lange nach ihr." Sie zählte an ihren Händen 9 Finger ab. Das Mädchen meinte doch nicht Jahre, oder? Vielleicht Monate oder Wochen? Lillie schaute zum Mädchen auf, sie schien im Gleichen Alter wie sie zu sein. Es hatte kurze und volle rotbraune Haare, dunkelbraune Augen und einen blassen, dreieckigen Kopf.Die kühle Meeresbrise die Lillie ihre schwarzen Haare ins Gesicht bließ, bescherte ihren freien Beinen eine Gänsehaut. „Für die Anderen ist es auch wichtig, aber mir ist es wichtiger!", sagte das Mädchen voller Überzeugung. „Das ist meine Chance mich zu beweisen und wenn ich das vermassle..." Tränen flossen ihr über das Gesicht. „Dann... dann stoßen sie mich aus und ich bin ganz allein." Der Himmel verdunkelte sich und das Mädchen zeigte auf ihren offenen Mund, mit zwei besonders spitzen Zähnen. Zwei Reiszähnen.
Wie bei Vampiren.„Hast du denn gar keine Angst?" Lillie nickte und das tat sie im Glauben dass das Vampirmädchen jeden Moment auf sie losgehen könnte. Doch sie redete einfach normal weiter. Das Vampirmädchen drückte den Sand in ihrer Hand zusammen. „Aber weißt du", sagte sie „Starke Menschen lächeln durch ihren Schmerz hindurch." Ihr Mund verzog sich zu einem breiten, weißzähnigem, Lächeln, obwohl ihr die Tränen immer noch über die Wangen liefen und ihr trauriges Lächeln unfassbar gequält aussah. „Und starke Menschen", fügte sie hinzu. „sind super cool, richtig?"
Lillie saß einen Moment nur so da, dann zuckten ihre Mundwinkel und bildeten ein kleines Lächeln. „Richtig" Bei diesen Worten guckte das Vampirmädchen sie erst mit großen Augen an, doch lächelte danach nochmal. „Ich bin Bethy und du?" „Ich bin Lillie" Der Himmel donnerte kräftig und das Meer tobte wie wild. „Ich bin auch traurig, wegen meiner Familie. Sie sind vor zwei Jahren..." Lillie hielt kurz inne, als wäre das Wort zu gefährlich um es auszusprechen. „gestorben." Sie guckte kummervoll zu Boden und vergrub ihre nackten Füße im Sand, der von den ersten Regentropfen nass wurde. Sie vermisste ihre liebenswerte, kleine Schwester und ihre liebevolle Mutter, die immer ein offenes Ohr für sie hatte und sie vermisste ihren lockeren Vater und ihre große Schwester, mit ihren Vorlesezeiten. Aber das Bethy hier bei ihr war schenkte ihr auf unerklärliche Weise Trost. Bethy hörte ihr zu und wirkte keineswegs aufdringlich oder abgeschreckt von ihrer Geschichte, nach der sie -bis heute- kein einziges Mal gelächelt hatte.
Heute:
Kapitel 1.Heute saß die 15 jährige Lillie allein, in ihrer blauen, immer noch etwas zu großen Pulliejacke, am Strand und schaute in die ferne über das Meer hinüber. Das Einzige das sie bei sich trug war ein ungewöhnliches Musikinstrument, bestehend aus fünf, mit Kringeln verzierten Holzröhren, eines davon kaputt. Ungewöhnlich war es aber nicht nur wegen seines Aussehens. Es brachte Lillie an einen Ort weit entfernt von der trüben Realität. An einen Ort frei von Vorurteilen und Schwerkraft. Wenn man eine bestimmte Melodie darauf spielte. Doch an die konnte sie sich nicht mehr erinnern, wie auch immer sie so etwas besonderes vergessen konnte.
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Lilith
VampireVampire sind nicht böse. Das ist die Meinung der 15 jährigen Lillie, die aufgrund eines Traumas aus ihrer Kindheit unter einer Art Abstumpfung ihrer Gefühle leidet und sich Nichts mehr wünscht als das alles wieder normal wird. Doch ihre Zukunft wird...