Kapitel 5

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Den Abwasche habe ich anschließend schlicht in die Küche gestellt, da ich mich zumindest jetzt nicht weiter damit beschäftigen wollte. So lange, wie Chris noch bei mir ist, will ich auch die Zeit mit ihm gemeinsam nutzen. Immerhin waren die letzten Wochen nervenzerreißend genug und jetzt gerade scheint es so, dass alles wieder gut werden würde.

Als ich die Auflaufform gerade mit Wasser volllaufen lasse, schweift mein Blick einmal durch die Küche. An der Seite stehe die Weingläser und ich weiß, dass ich eine offene Flasche – ich hatte letzte Woche ein Glas daraus getrunken – hier noch stehen habe. Das Wasser stelle ich daher aus und gehe etwas weiter zum Wohnzimmer hin, lehne aber in der Tür und schaue zu Chris hin. Dieser hängt kurze Zeit an seinem Handy, aber als er bemerkt, dass ich zu ihm sehe, legt er eben dieses wieder umgedreht auf den Tisch und lächelt mich sanft an.
Juliette: Willst du auch ein Glas Wein?"
Auch wenn Chris noch lächelt, in sich überlegt er erneut, legt sich wieder die Worte zurecht, bevor er unsicher lacht.
Chris: Ich habe mein Auto bei der Halle stehen."
Juliette: Du kannst gerne über Nacht bleiben, wenn du magst."
Dieses Mal musste ich mir den Ruck geben, eben das hervorzubringen, was ich vorhin auf dem Gelände der Halle gedacht hatte. Meine innere Unruhe versuche ich zu überspielen, cool zu wirken und ich weiß nicht, ob mir Chris dieses Benehmen abkauft. Aber immerhin fängt er wieder an zu lächeln und nickt danach.
Chris: Dann würde ich ein Glas nehmen, July."
Ich wünschte, ich müsste nicht über den Namen so glücklich lächeln. Ich wünschte, dass er nicht recht hätte. Dass ich diesen Namen mag, dass ich es liebe, wenn er mich so nennt. Weil eben nur er das macht und kein anderer. Es ist bei ihm etwas Besonderes.

Da die Flasche Wein im Schrank im Wohnzimmer steht, muss ich mich nur darum bemühen, dass wir beide jeweils ein Glas vor uns stehen haben. Beide halte ich in der Hand fest, mache mit dem Ellenbogen das Licht in der Küche wieder aus und gehe zurück ins Wohnzimmer, damit ich wieder zu Chris gehen kann. Die Gläser stelle ich auf dem Tisch ab, ein letzter Gang zum Schrank, um den Wein zu holen, den ich anschließend mit dazustelle und zuletzt setze ich mich neben Chris aufs Sofa und schaue wieder zu ihm hin. Schweigend lassen wir die Blicke zueinander schweifen, fixieren einen Moment die Augen des jeweils anderen und bekommen kein Wort hervor. Irgendwann lächelt Chris schwach, lockt mir daher auch ein Grinsen hervor und er ist dann derjenige, der mit einer kurzen Geste auf den Wein zeigt.
Juliette: Oh, ja klar. Entschuldige."
Beinahe stoße ich das eine Glas um, er kann das vorher noch festhalten, ich versuche nicht gleich im Bode zu versinken und schenke uns beiden jeweils etwas ein. Vor allem mache ich das auch, damit ich mich hinter den ersten Schlucken verstecken kann.
Chris: Es ist irgendwo niedlich, wie schnell dir was unangenehm ist."
Ich wünschte, ich könnte dagegen etwas entgegnen, aber stattdessen senke ich meinen Blick im mein Glas und höre kurz darauf das Lachen von Chris, da dies wohl genau die Reaktion darstellt, die er erwartet hatte und als »niedlich« beschreibt.

Während ich mein Glas in der Hand halte, drehe ich mich in Chris' Richtung, damit wir etwas näher aneinander sitzen und uns ebenfalls auch anschauen können. Chris beobachtet jede kleine Bewegung von mir, legt seinen Kopf ein wenig zur Seite und hat ein schwaches Lächeln auf den Lippen. Den Wein in meinem Glas schwenke ich ein wenig hin und her, meide seine Blicke, unter denen ich untergehen könnte, aber natürlich schafft er es wieder, meine Komplette Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Dafür lässt Chris langsam und bedacht eine Hand über mein Bein streichen und schafft es somit auch, dass über meinen gesamten Körper ein Schauder läuft.

Mein Blick liegt auf seiner Hand, die langsam über mein Bein geht und hätten wir uns vorhin nicht ausgesprochen und ausgetauscht, würden wir noch einfach in diesem Deal stecken, dann hätte ich das als klare Annäherung und Start von unserer Zeit betrachtet. Subtil und nicht zu geradeheraus, langsam herantasten, was zwischen uns passieren kann. Irgendwie fühlt sich das jetzt auch danach an, aber anders. Viel bedachter und vorsichtiger, was kommen kann und wird. Als würde nichts weiter passieren, als würde er es einfach nur so machen, trinkt er etwas aus seinem Glas und lässt seinen Blick anschließend durch das Zimmer wandern. Meine Hand umgreift das Glas ein wenig zu fest, die Situation muss ich erstmal richtig begreifen und dabei habe ich ihn die ganze Zeit bei mir.
Chris: Steht bei dir viel in den nächsten Tagen an?"
Juliette: Eigentlich nicht."
Ich erwarte, dass da indirekt eine Frage mitschwingt, die er noch nicht gestellt hat, aber sie kommt nicht. Stattdessen grinst Chris mich frech an und versucht nicht zu lachen.
Chris: Wolltest du nicht den Garten machen?"
Juliette: Erinnere mich bitte nicht daran!"
Unter seinem Lachen lasse ich mich gegen die Lehne des Sofas fallen, stöhne genervt auf und trinke danach mein erstes Weinglas aus. Chris reicht mir seine freie Hand, dafür hatte er sein Glas kurz zur Seite gestellt und nimmt meines entgegen, damit er es auf den Tisch stellen und mir wieder was einschenken kann. Die ganze Zeit geht er mit den Daumen vorsichtig über mein Bein und scheint auch nicht so, dass er damit aufhören will. Soll er bitte auch nicht...

Das Glas wird mir wieder in die Hand gegeben, er selbst trinkt ebenfalls aus und gießt sich etwas ein, während ich erneut jede seiner Bewegungen verfolge.
Juliette: In den letzten Tagen ist mir immer wieder etwas dazwischen gekommen und irgendwie..."
Als Chris sein Glas wieder in der Hand hat und zu mir sieht, bekommt er auch mit, dass ich ihn genaustens mustere und ein wenig grinsen muss.
Juliette: Kam mir jemand dazwischen."
Darüber kann er nur milde lachen und wieder etwas aus seinem Glas trinken, in dem er danach seinen Blick verweilen lässt. Ich merke, dass er etwas fester an meinem Bein drückt und frage mich, warum er gerade nervös ist. Wovor er bitte Angst haben sollte.
Juliette: Aber du bist eine sehr angenehme Ablenkung, Chris...

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