„Wenn du nicht gleich zur Ruhe kommst, dann scheuere ich dir eine, dass du die nächste Woche ruhig bist!" schrie Ezra mir ins Gesicht und plötzlich war ich still. Mein Kopf war still, meine Gedanken und alles um mich herum auch. Zumindest für ein paar Sekunden, denn dann fing ich an zu schluchzen.Für eine Weile sagten wir beide nichts. Dann half Ezra mir, mich gerade hinzusetzen, blieb aber auf mir sitzen, dass ich wahrscheinlich nicht doch noch wegrennen würde. Ich konnte Ezra nicht mehr in die Augen schauen.
Ein Schamgefühl, was ich in diesem Ausmaß garnicht kannte, breitete sich immer weiter in mir aus. Ich wollte sterben, so schrecklich fühlte ich mich. „Was ist passiert?" fragte Ezra mich, nahm mein Gesicht wieder in die Hand, dass ich ihn auch schön anguckte.
Ich weinte und weinte und es dauerte bestimmt einige Minuten, bis ich mich soweit beruhigt hatte, dass ich überhaupt sprechen konnte. „Er hat mir was zu trinken angeboten, erst hab ich auch nur ein Wasser genommen, aber dann hat er angefangen mir Vorwürfe zu machen. Ich hab mich so unglaublich schlecht und unwohl gefühlt. Ich wusste garnicht was ich machen sollte. Ich wollte das doch überhaupt nicht." schluchzte ich weiter.
Mittlerweile liefen mir schon so viele Tränen und so viel Schnodder vom Gesicht, dass ich es nicht mehr auseinander halten konnte. Ich musste erbärmlich aussehen, hatte ich alles kaputt gemacht? Wer würde mich nach so einer Aktion noch lieben? Ich tat es ja nicht einmal selber.
Ezra tat so viel für mich und hatte sich jetzt auch noch selber in Schwierigkeiten für mich gebracht und das war mein Dank? Ich musste echt eine egoistische Person sein, wenn ich erwarten würde, dass er jetzt noch etwas mit mir zutun haben möchte. Warum zerstörte ich nur alles um mich herum.
„Und warum bist du jetzt so durchgedreht?" fragte Ezra mich weiter. Ich konnte an seinem Gesicht oder an seinem Tonfall nicht ablesen, was gerade in ihm vorging.
„Es tut mir so leid, bitte glaub mir. Es tut mir so schrecklich leid. Wenn ich erst einmal angefangen habe, dann kann ich einfach nicht mehr aufhören, es tut mir so leid, bitte." flehte ich ihn an und weinte und weinte. „Du denkst doch nicht wirklich, dass du ohne Alkohol stirbst oder?" fragte er mich weiter.
„Es fühlt sich aber so an!" schluchzte ich weiter. „Es tut mir so leid, ich bin ein schrecklicher Mensch. Es tut mir so verdammt leid." Ezra wischte mit die Tränen und den Schnodder aus dem Gesicht, wobei zumindest die Tränen innerhalb Sekunden wieder mein ganzes Gesicht runterliefen.
„Das war dir zu viel heute, stimmt's?" fragte Ezra mich weiter. „Ich weiß es nicht, es tut mir so unendlich leid, ich hasse mich. Du hast das nicht verdient, es tut mir leid, ja?" so sehr ich mich auch bemühte, ich kam aus dem Heulen nicht mehr raus.
„Du kannst dich hassen, wieviel du willst, ich werde dich trotzdem für immer lieben, okay?" „Nein, du hast jemand besseren als mich verdient. Du brauchst jemanden, der dir gut tut. Ich darf nicht so egoistisch sein und dich für mich behalten." schluchzte ich immer weiter. Ich konnte nicht mal richtig annehmen was Ezra gerade zu mir gesagt hatte.
„Tja ich hab mir das auch ein wenig anders vorgestellt, wie ich dir das sage, aber wir können daran nichts mehr ändern, nur noch damit arbeiten." seufzte Ezra, dann stand er auf und half mir hoch. Als ich stand zog er mich in eine feste Umarmung und ich krallte mich direkt in seinen Pullover. „Es tut mir so schrecklich leid." wimmerte ich und krallte mich immer weiter an Ezra ran.
„Wir fahren nachhause, okay?" fragte er mich nach einer Weile vorsichtig und ich nickte heftig. „Danke." flüsterte ich. Wir stiegen zurück ins Auto und Ezra fuhr uns beide zurück zu seinem Nachhause und zwar nicht in den Park, sondern in das andere Haus.
Während der Fahrt gab ich keinen Mucks von mir und versuchte die ganze Zeit runter zu kommen. Ezra streichelte die gesamte Fahrt über meinen Oberschenkel.
Bei ihm Zuhause angekommen, stiegen wir aus und Ezra nahm vorsichtig meine Hand, um mich ins Haus zu führen. Immer noch redete ich kein Wort, ich wollte nicht noch mehr Schaden anrichten, als ich es schon getan hatte.
Nachdem wir unsere Schuhe ausgezogen hatten, führte Ezra mich in sein Schlafzimmer und forderte mich auf, mich hinzulegen. Genau das tat ich auch, ich hätte mich nicht mal getraut, ihm zu widersprechen. Nicht weil ich Angst hatte, sondern weil ich nichts mehr zusagen hatte.
Ezra legte sich auf die andere Seite seines Bettes und ich schaute ihn erwartungsvoll an. Redeten wir jetzt? Wir sollten reden, es war längst noch nicht alles geklärt. „Es tut mir wirklich schrecklich leid, Ezra. Ich konnte einfach nicht mehr klar denken, ich hatte nur noch das eine im Kopf. Es tut mir so leid." entschuldigte ich mich weiter und weiter.
„Lass es gut sein für heute, Marlon. Wir reden morgen, ich möchte, dass du dich erstmal ein wenig erholst und schläfst. Morgen können wir in Ruhe alles noch einmal durchgehen, okay?" unterbrach Ezra mich und ich nickte kräftig.
Ich würde gerne mit ihm kuscheln, aber ich traute mich nicht danach zu fragen. Solang es nicht von ihm ausging, sollte ich die Füße stillhalten. „Jetzt komm schon endlich her, die Welt ist nicht untergegangen, okay?" seufzte er und öffnete seinen Arm, damit ich mich endlich bei ihm ankuscheln konnte.
Wann wir mal wohl einen ruhigen Abend haben würden? Ich sollte vielleicht nicht so große Töne spucken, denn ich hatte diesen Abend versaut und das bis ins letzte.
„Ich bin morgen komplett hier, also schläfst du erstmal aus und dann können wir ganz in Ruhe reden, ja?" „Okay." flüsterte ich. „Gute Nacht, Marlon." „Gute Nacht." antwortete ich.
Ich musste wohl das Glück auf Erden haben, dass Ezra noch mit mir reden wollte. Ich hatte ihn wirklich alles andere als verdient. Wäre ich nicht so kaputt, dann könnte ich mir zumindest überlegen, wie ich ihm danken könnte. Aber es war wahrscheinlich sowieso sinnvoller jetzt schlafen zu gehen und nicht noch mehr Schaden anzurichten.
Ich kuschelte mich also noch enger an Ezra ran und versuchte dann zu schlafen. Morgen könnten wir hoffentlich alles klären.
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Ein Leben ohne Gesetze (BoyxBoy)
Historia CortaMarlon ist Polizist und gerät eines Tages zufällig in eine Geiselübergabe. Dort trifft er auf einen gesuchten Schwerverbrecher, welcher ein gewisses Interesse an ihm pflegt. Gleichzeitig ist er einer der wenigen Menschen, die ihn selber nicht nur al...