jake »hangman« seresin | trust me

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Mit brennenden Augen starre ich auf die Email vor mir. Blinzelnd, immer wieder, in der Hoffnung, dass sich die geschriebenen Worte doch noch ändern könnten. Ohne Erfolg.

Natürlich, der Vertrag war nicht perfekt und doch lodert die Enttäuschung in mir. Schließlich geht es nicht um irgendwas, sondern um mein erstes, eigenes Buch... Was nun wohl doch ein Wunschtraum bleibt.

Wie mechanisch greife ich nach meinem Handy und wähle Jakes Nummer... doch noch während es klingelt, wird mir klar, dass Jake nicht da ist. Er kann nicht einfach vorbei kommen und mich kneifen oder trösten.

Ausgerechnet jetzt ist er am Ende der Welt stationiert...

Und geht trotzdem ans Telefon.

"Hi Sweety, ist alles in Ordnung?" Begrüßt er mich sofort mit der üblichen Leichtigkeit, auch, wenn mein Anruf ihn aus dem Schlaf gerissen haben muss. Schlechtes Gewissen wallt in mir auf.

"Hi Sunshine. Ja, entschuldige. Ich hab vergessen, dass du in einer anderen Zeitzone steckst."

"Du weißt doch, dass ist mir egal. Ist irgendwas passiert?"

Kurz hadere ich mit mir. Soll ich ihm davon erzählen...?

Jake würde sofort alles stehen und liegen lassen, um zu mir zu kommen...

Doch genau das kann ich nicht zulassen.

Deswegen entscheide ich mich das wohl erste Mal in unserer Freundschaft dafür, ihn einfach anzulügen.

"Nein, es ist alles gut. Ich... wollte nur einfach deine Stimme hören."

So ist es zumindest nicht ganz gelogen, sondern nur etwas... um die Wahrheit herum erzählt.

"Bist du dir sicher? Was macht dein Buch? Steht ein Datum fest?" Ich höre, wie er sich in seinem Bett aufsetzt und wieder treibt es mir die Tränen in die Augen.

"Nein, es... Verschiebt sich denke ich mal noch etwas. Mal schauen." Bringe ich deshalb hervor. Ich kann ihm schließlich nicht sagen, dass es vielleicht nie zu einer Veröffentlichung kommt... Zumindest nicht jetzt.

Jake spürt sofort, dass ich gerade nicht darüber reden möchte und fragt leise "Es läuft nicht so, wie es soll, oder?"

"Es geht schon. Du weißt doch, irgendwie schaffe ich es immer."

Sogar, meine Stimme zuversichtlich klingen zu lassen.

Jake lacht und für einige Minuten plaudern wir noch über belanglose Dinge, bevor wir den Anruf beenden. Nicht mehr lange, nur noch knapp sechs Wochen und ich habe meinen besten Freund zurück...

Zum Glück.

Einen Moment lang bleibt das Lächeln auf meinem Gesicht, als ich an Jake denke, bevor mein Blick zurück auf meinen Laptop fällt- und mir die Email erneut ins Auge springt.

Warum habe ich sie nicht einfach geschlossen?

Doch dieses Mal bin ich stark genug.

Schnell hole ich mir einen von Jakes Pullovern, die er mal bei mir vergessen hat, bevor ich mich zurück an den Laptop setze. Nur weil dieser Verlag mein Buch nicht will, heißt es nicht, dass es niemand will.

In den nächsten Tagen stürze ich mich komplett in die Arbeit.

Tag und Nacht sitze ich vor dem Laptop und stecke mein gesamtes Herzblut in jede einzelne Zeile, während meine Agentin sich daran macht, einen neuen Abnehmer zu finden.

Doch sie hat keinen Erfolg.

Und während ich Anfangs noch hoffnungsvoll war, sinkt meine Laune mit jedem Tag, sodass ich eines Abends frustriert den Laptop zuklappe und mich auf den Weg in die Bar mache.

Glen Powell OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt