Bergheimer liebe | Bobby Vandamme

Kapitel 32

1 Jahr

Runa pov:

Der Professor hielt vorne gerade eine Vorlesung, während ich nur desinteressiert in der Gegend herumsah und auf einem Ohr mit meinem AirPod Musik hörte.

„Frau Merzeha, hören Sie mir zu?", sprach der Professor mich plötzlich an und betonte meinen Nachnamen besonders Deutsch. Dabei wanderten alle Blicke auf mich, ein paar der Anwesenden kicherten sogar und tuschelten über mich, was mir sowas von am Arsch vorbeiging.

„Tut mir leid. Ich war gerade abgelenkt," entschuldigte ich mich für meine Unachtsamkeit.

„Passen Sie besser auf. Und ich wünsche mir in meiner Vorlesung bitte keine Stöpsel im Ohr. Danke," wies er mich in einem passiv-aggressiven Ton auf mein linkes Ohr hin, woraufhin ich beschämt meinen 'Stöpsel' herausnahm und meinen Blick nach vorne richtete.

„Was ist los mit dir? Letzterzeit träumst du so viel? Und dein AirPod ist dir mittlerweile schon ans Ohr gewachsen," stupste mich meine Freundin Anjia an, die ich während meines Studiums kennengelernt hatte.

„Die letzten Wochen gab es halt gute Musik," zuckte ich mit den Schultern, mein Blick weiterhin gespielt konzentriert auf die Vorlesung gerichtet.

„Du meinst wohl von diesem Bobby Vandamme. Immer wenn ich gucke, was du hörst, hörst du ihn," zischte sie kopfschüttelnd.

„Er ist eben gut," konterte ich.

„Du stehst wohl auf den Typen. Ich kann's dir nicht verübeln, er sieht schon gut aus," lachte sie auf und brachte mich ins Wanken.

„Frau Solca, Sie jetzt auch noch?" kreuzte der Professor die Arme und sah uns beide vorwurfsvoll an.

„Tut mir leid," murmelte sie und senkte beschämt ihren Kopf, während ich sie nur leise auslachte.

„Alles nur die Schuld von dir und diesem Bobby," zischte sie belustigt und schlug mir leicht auf den Oberschenkel.

„Sorry," hauchte ich und zwinkerte ihr zu, woraufhin wir uns beide unserer Vorlesung widmeten und diesmal wirklich zuhörten. Es war sowieso die letzte Vorlesung vor unseren Semesterferien.

...

„Also wollen wir zum Feier unseres zweiten Semesters ausgehen?" fragte Anjia die Runde, während Mona und Linda, zwei weitere Freundinnen, sich zu uns gesellten.

„Sorry, hab ein Date mit meinem Freund," sagte Mona direkt ab.

„Und ich habe noch keine Ferien. Ich habe noch zwei Vorlesungen und muss außerdem ein Essay abgeben," seufzte Linda und hatte die Arschkarte mit ihrem Medizinstudium gezogen, während wir uns entspannt zurücklehnen konnten.

„Och man. Du lässt mich aber nicht im Stich, oder Runa?" bat sie mich mit Welpenaugen und aufgepumpten Lippen.

„Sorry... will die neue Folge von meiner Serie gucken, die gestern rausgekommen ist, die ich nicht schauen konnte," zuckte ich mit den Schultern und lächelte sie entschuldigend an.

„Ihr seid alle Arschlöcher!" protestierte sie ironisch und seufzte erneut laut auf. Ich wollte ja wirklich gerne mitgehen. Die letzten Monate war es jedoch ein Ritual von mir geworden, jeden Sonntag um 18 Uhr die neue Folge meiner Serie zu sehen.

Da ich gestern noch meinen Koffer packen musste für meinen Besuch in Bergheim, kam ich nicht dazu. Deshalb wollte ich sie heute schauen und freute mich schon den ganzen Tag darauf. Auf meiner Couch mit einer Tüte Chips und einem Powerade.

„Ich geh dann mal. Wir holen das aber nach, Anjia, wenn ich zurück aus Bergheim komme, ouallah," verabschiedete ich mich, warf meine Tasche mit Aufzeichnungen über die Schulter und machte mich voller Vorfreude auf den Weg in meine kleine, aber feine Wohnung, die direkt in der Mitte der Stadt Stuttgart lag.