Kapitel 15:

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Ich gab Satoru ein Ohrfeige.
Und vielleicht hätte diese Wunder getan, wenn er nicht sowohl seine Unendlichkeit, als auch seine Hand benutzte, um sie abzuwehren.
»Wieso hast du das getan?!« fauchte ich ihn an und entzog ihm blitzschnell meine Hand.
»Ganz ruhig, es war zu deinem Besten, glaub mir.«
»Und wer bist du, dass du glaubst das entscheiden zu können? Und jetzt sag nicht der Stärkste, sonst... sonst...«
»Sonst was?« erwiderte Satoru mit zuckenden Mundwinkeln.
»Ach halt doch die Klappe und sag wieso du mich wissentlich von Tempel wegbringst!«
»Also Klappe halten oder erklären? Mir scheint du weißt nie so ganz was du eigentlich willst, eh?«
Diese Doppeldeutigkeit ging mir so sehr auf den Zeiger.
»Erkläre.« presste ich zwischen zusammen gepressten Zähnen hervor und funkelte ihn an.
»Schön.« er hob abwehrend die Hände. »Diese Frau - Rimori - ist Teil einer verdeckten Organisation innerhalb der Akademie, die für die Ausrottung von Soru-onas Marionetten zuständig sind. Oder besser sich dafür zuständig gemacht haben. Je weiter du weg bist, umso sicherer für dich.«

Ich zog die Augenbrauen zusammen.
»Wie meinst du das?«
»So wie ich gesagt habe. Die Frau wird dir nicht helfen.«
»Und woher weißt du das? Oder nein, besser: Warum willst du etwas wissen, was Herr Yaga nicht weiß?« konterte ich, woraufhin Satoru seufzte und sich gegen die Wand der Gasse lehnte, in die er mich verschleppt hatte.
Wir waren nun in der Altstadt von Kyoto. Vermutlich.
Welcher Teil davon konnte ich nicht mit Gewissheit sagen, aber belebt war er in jedem Fall. Es war nun etwa Mittags und Touristen strömten an unserer Gasse vorbei. Gegenüber erkannte ich eine Teestube vor der eine sehr hübsche Geika stand und Leute im Vorbeigehen höflich einlud einzutreten. Unsere Gasse allerdings war eng, dunkel und dreckig. Insgesamt auch sehr passend zu meiner Stimmung, wenn ich ehrlich war.
Trotzdem fühlte es sich irgendwie geschützt an. Ich blickte wieder zu Satoru, um nun auf seine Antwort zu warten.

»Das liegt daran, dass ich Frau Rimori schon einmal begegnet bin. Ob du es glaubst, oder nicht, aber du bist nicht die Erste, die von Soru-ona verflucht wurde-«
»Das weiß ich doch.« fuhr ich ihm ungeduldig dazwischen.
»Aber bist du die erste, die das Ganze überleben wird und - da du keine Marionette wirst - eigentlich sogar doppelt sicher.« fuhr er fort ohne auf mich einzugehen. »Jedenfalls sollte damals eine andere junge Frau - natürlich nicht so süß wie du - eine ähnliche Prozedur durchlaufen, da Soru-ona zu der Zeit aber noch lebte, wurde anders verfahren.«

»Äh uh... und dann?« fragte ich etwas aus dem Konzept gebracht, denn nach „nicht so süß wie du" hatte ich den Faden verloren. Satoru beobachtete mich von der Wand aus sehr genau und grinste zufrieden.
»Vielleicht wäre es hier noch einmal wichtig dir zu erklären, was Soru-onas eigentliche Fähigkeiten waren.«
»Menschen ihre Seele zu rauben, oder nicht? Hat zumindest bei mir hervorragend geklappt.« bemerkte ich nüchtern.
»Im Grunde korrekt, aber zu einfach. Soru-ona war ein sehr mächtiger Jujuzist, der einen Pakt mit einem Fluch der Sonderstufe eingegangen ist, um Unsterblichkeit zu erlangen. Er war geradezu besessen davon und hat hat mehr als einmal Menschen in Gefahr gebracht, um sein eigenes Überleben zu sichern. Durch die Kraft des Fluches konnte er nun auch Seelen von Menschen an sich binden und als er von der Akademie schließlich als Gefahr eingestuft wurde, sollten ausgewählte Jujuzisten ihn erledigen. Allerdings sind wir trotz allem auch nur Menschen und so band er letztendlich viele von ihnen an sich, was verhinderte, dass sie ihn töten konnten. Ein Jujuzist schaffte es dann schließlich fast und machte ihn zu etwas Unmenschlichen. Das ist das was du gesehen hast.«
Mir schauerte in Gedanken an die schleimige Gestalt mit dem gelben Auge.
Satoru fuhr fort:

»Damit verlor er auch die Kontrolle über sein Äußeres und hat begonnen Marionetten zu erschaffen, über deren Körper er weiter leben konnte. Allerdings kam es auch häufiger vor, dass er solche Marionetten aufgab und ohne die Kontrolle des Puppenspielers liefen diese Marionetten - Menschen, wie Jujuzisten - Amok, was sie zusammen mit der Fluchseele zu einer außerordentlichen Bedrohung machten. Soweit klar?«
Mir brummte der Schädel.
»Meinst du nicht du holst ein bisschen weit aus. Ich verstehe, dass du dich gerne Reden hörst, aber ich wollte wissen, woher du Frau Rimori kennst.«
Er seufzte.
»Dazu komme ich jetzt. Also einige Marionetten konnten wir vor ihren Ausbruch in Sicherheit bringen, aber einige Jujuzisten, wurden von der Akademie abgespalten, um alle existierenden Marionetten auszurotten.
Naja, jedenfalls sind Suguru und ich einmal zufällig über eine ihrer internen Besprechungen gestolpert und da hab ich sie erkannt. Suguru weiß auch Bescheid.« schloss er gut gelaunt, während ich ihn fassungslos anstarrte.

Nur ein Mensch (Satoru GojoxOC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt