Kapitel 7 - Aufregungen

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Kapitel 7 – Aufregungen

[Achtung! Dieses Kapitel wurde nachträglich verändert!!!]

(AN: Lied an der Seite anschalten)

Von der Ferne aus, sehen sie aus wie Ameisen. Schwarzgekleidet sind sie und stehen da. Sie trauern und sprechen ihr Beileid aus. Sie sprechen MIR ihr Beileid aus. Ich wünsche mir, dass ich diese Menschen nicht kenne, dass ich diesen Mensch dort vorne in diesem Holzsarg nicht kenne. Jetzt habe ich niemanden mehr. Es ist alles meine Schuld.

Wie irrsinnig das auch klingen mag, wir stehen vor einem frischen Loch in der modrigen Erde und weinen. Der bescheidene Holzsarg wird in die Erde hinabgelassen. Ich stehe direkt davor. Vor dem Grab eines geliebten Menschen. Ich zittere. Es ist kalt. Immernoch ist Winter. Frostige Temperaturen drücken das Gemüt, mein Gemüt umso mehr. Ich vermisse ihn. In meiner Hand halte ich eine Blume. Genauer gesagt, eine weiße Rose. Eine weiße Rose, die einst neben mir auf seiner Schwelle lag ...

Die Dornen drücken unheimlich in meiner Handinnenfläche. Die andere Hand sowie meine Schulter ist stabilisiert. Ich fühle mich taub. Taub vor Kälte. Taub vor Trauer. Einfach nur taub. Die Tränen auf meinen Wangen, scheinen gefroren zu sein. Meine Augen sind von tiefen Furchen geziert.

Es ist völlig absurd, wie schnell ein Mensch sterben kann. Peng und tot. Einfach so. Ohne einen Abschiedsgruß, oder einem 'es war nicht deine Schuld'. Es ist einfach nur grotesk, dass dieser geliebte Mensch seine letzte Ruhestätte in einem engen kalten Sarg verbringen sollte und dass dieser nun in einer Grube liegt und ich eine Schaufel Erde auf ihn werfen soll.

Ebenso lachhaft ist, dass dieses Erdewerfen als eine Ehre galt. Ihm diese Rose auf dem Weg mitzugeben, kann ich nachvollziehen, aber ich will ihn doch nicht einbuddeln. Er soll bei mir bleiben. Nicht nur in meinem Herzen. Immer bei mir bleiben. Immer. Der Pfarrer hatte die ganze Zeit geredet, doch ich habe mich nur auf meine Taubheit konzentriert. Seine Worte verschimmen zu einer Melodie.

Er nickt mir zu. In seinen Augen sehe ich Mitgefühl. Ich rieche ein letzes Mal an der weißen Rose und dann lasse ich sie aus meiner Hand gleiten. Mit einem dumpfen Knall prallt das zierliche Gewächs auf dem Holz auf. Auf dem Holz des Sarges. Seiner letzten Ruhestätte.

Mit tauben Händen – nein eigentlich nur einer – greife ich nach dem eiskalten Spaten. Sein Gewicht ist gewaltig. Es scheint so, als will er mich zu Boden ziehen. Mir das letzen Fünkchen Leben nehmen. Mit einem unbeschreiblich großen Widerstreben werfe ich eine Schippe Erde in die Tiefe. In den Schlund.

Ich trete zurück. Die Tränen strömen. Hayley tritt neben mich und schließt mich in ihre Umarmung. Ich spüre ihre Wärme auf meiner tauben Haut – alles ist taub. Taub. Taub. Taub. – und beginne etwas anderes zu spüren als dieser allumfassende Schmerz. Von oben sehen wir aus, wie ein trauriger Punkt inmitten einer Stadt. Auf einem tristen Friedhof mitten in der buntesten Stadt, die ich kennengelernt habe. Berlin. Irgendwer spielt mit seiner Gitarre. Amazing Graze glaube ich.

Nein es ist Elisabeth die singt.

Ich reibe mir die Augen. Meine Glieder sind schwer. Ich fühle mich schlapp. Meine Augen sind verquollen und das Kissen feucht. Ich habe anscheinend geweint. Draußen ist es schon hell. Ich setze mich auf und schaue mich an. Immernoch das selbe Durcheinander wie am Tag zuvor. Das Plätschern der Dusche gemischt mit Beths Gesang dringt aus dem Bad zu mir. Ihre Stimme ist wunderschön. Ich streiche mir eine Stähne aus dem Gesicht.

Mitten in Berlin *on hold*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt