Part 3

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Pov Mike

Marvin und ich stehen an meinem Lehrerpult und quatschen ein bisschen. Echt cool, dass era an mich gedacht hat als der ursprüngliche Lehrer in Elternzeit gegangen ist. Ich hab zwar mit den Online Lehrstunden die ich gebe einiges zu tun aber die 3 Schulstunden 2 mal in der Woche sind jetzt auch nicht so viel mehr. Ich starte den Computer und lege die Arbeitsmaterialien auf dem Pult bereit, damit ich sie nachher nur noch austeilen muss. Ich sehe viele verschiedene Gesichter, die meisten lächeln mich an und mustern mich. Ich hab noch nie eine Klasse mit 25 Leute vor mir gehabt. Und online ist das sowieso nochmal was ganz Anderes. Ich bin ein wenig nervös an meinem ersten Tag, aber ich versuche es mit einem Lachen zu überspielen. Doch die ganze Nervosität und die Tatsache, dass ich nun hier stehe und gleich 3 Stunden lang 25 mir fremde Menschen unterrichten soll, all die Gedanken die ich mir gemacht habe darüber wie ich anfangen soll und wie ich das Thema erklären will sind einfach weg. Alles ist einfach weg. Unwichtig. Als sie den Raum betritt. Unsere Blicke treffen sich kurz und mein Herz setzt einen Schlag aus. Ich wende den Blick von ihr ab, bevor irgendjemand denken könnte ich starre sie an. Ich muss mich fokussieren. Das hier ist mein Job und nicht irgendeine Datingbörse. Außerdem hab ich einen Vertrag unterschrieben in dem unter Anderen steht dass ich nichts mit meinen Schülern anfangen darf. Das ist zwar nicht der genaue Wortlaut aber es ist trotzdem klar und deutlich darunter zu verstehen. Marcin wünscht mir viel Erfolg und setzt sich dann auf seinen Platz der fast neben dem der jungen Frau ist, die mich mit ihrem Blick in ihren Bann zieht. Fokus. Ich lasse meinen Blick über die Schüler schweifen und beginne den Unterricht.

Pov Luisa

Ein Blick zu Klara genügt um zu sehen wie sehr sie ihn jetzt schon anhimmelt. Es würde mich nicht wundern wenn sie gleich anfängt zu sabbern. Aber ich kann sie so gut verstehen. Er ist ein Bild von einem Mann; Seine durchtrainierten Amre sind verziert mit dunklen Tattoos, Sein Bizeps wirkt also würde er mit der nächsten Bewegung den Ärmel seines weißen Tshirts zerreißen und seine Brustmuskeln, die zucken wenn er lacht. "Man kann doch nicht von uns erwarten, dass wir uns konzentrieren, wenn die uns so einen Adonis vorsetzen", flüstert Lena mir zu. Ich muss lächeln. "Du bist verlobt. Denk dran.", necke ich sie und stoße sie leicht mit dem Ellenbogen in die Seite. "Ja ich weiß, aber trotzdem!", erwidert sie. Sie ist so eine treue Seele und ein wahnsinnig lieber Mensch und wir wissen Beide, dass sie ihren Armin niemals hintergehen würde. Marvin setzt sich wieder auf seinen Platz und ist sichtlich selbstzufrieden als er die Reaktion von Klara und ein paar anderen aus der Klasse beobachtet. Der Lehrer tritt in die Mitte der Tafel und zieht damit die volle Aufmerksamkeit auf sich. "Hi, Ich bin Mike Weber und ich bin euer Vertretungslehrer im Fach Wirtschaft und Recht", beginnt er mit seiner tiefen aber sanften Stimme sich vorzustellen. "Ich würde euch darum bitten Namensschilder aufzustellen, damit ich eich besser ansprechen kann. Ich würde auch sagen dass wir uns einfach dutzen wenn ihr kein Problem damit habt", erklärt er. Er wartet kurz, ob sich jemand äußert, der nicht einverstanden ist, doch es sind alle dafür. Wir sind nebenbei damit beschäftigt Namensschilder zu schreiben als er weiter redet, "Gut dann wäre das geklärt. Also kurz zu mir; Ich bin 28 Jahre alt, komme hier aus der Gegend und habe eine Online Schule wo ich Kurse anbiete in denen man ungefähr das gleiche lernt wie bei dieser Weiterbildung die ihr hier macht, nur ein bisschen abgespeckter. Ansonsten mache ich gerne Sport und gehe auch ab und zu mal feiern. Habt ihr noch irgendwelche Fragen?", gibt er ins Plenum. Sofort schnellt Klaras Habd nach oben. Sie wird aufgerufen und natürlich fragt sie ihn ob er denn eine Freundin hat. Seine Wangen erröten kaum merklich und er schaut einen Moment lang verlegen auf den Boden bevor er sich wieder aufrichtet und locker verneint. Seine Präsenz und seine Ausstrahlung machen es schwer ihm nicht meine komplette Aufmerksamkeit zu schenken. "Hast du eine Mailadresse wie die anderen Lehrer, damit wir dich kontaktieren können.", kommt die Frage von Ulrike. "Nein leider nicht, aber ich hab mit der Bereichsleitung vereinbart, dass ich dem Klassensprecher meine Handynummer gebe, weil in die Mails schaffe ich es nicht so oft zu schauen. Falls dann irgendwas ist könnt ihr dem Klassensprecher dann Bescheid sagen und er schreibt mir dann. Wer ist denn Klassensprecher?", fragt er und schaut sich in der Klasse um. Ich hebe meine Hand. Er liest mein Namensschild und sagt dann: "Alles klar Luisa". Mein Name klingt wie ein Gedicht aus seinem Mund, "Dann komm ich in der Pause zu dir und wir regeln das". Ich nicke. Er beantwortet noch Jessicas Frage über die Benotung und teilt uns mit, dass es eine Klassenarbeit geben wird und dass die mündliche Mitarbeit 30% ausmacht. Mündlich würde ich gerne noch ganz andere Dinge mit ihm tun. Meine Gedanken schweifen ab und ich frage mich ob sein Oberkörper wohl auch tätowiert ist. Ich ertappe mich selbst bei diesen Gedanken und versuche mich darauf zu konzentrieren was er uns über den Beamer zeigt, damit ich ihn nicht anstarre. Es dauert eine kleine Weile bis ich in dem Thema drin bin aber dann schaffe ich es ganz gut mich zu konzentrieren und nicht dauernd auf seine grünen Augen hinter der goldenen Brille, seine weich aussehenden hellbraunen Haare und seine großen, starken Hände (an denen sich übrigens kein Ring befindet) zu starren.
Wie auch in den anderen Fächern bekommen wir Fallbeispiele die wir bearbeiten sollen, also beige ich mich sofort als ich es bekomme über mein Blatt und fange an zu lesen. Die Bearbeitung des Falles ist recht simpel. Ich suche die dazugehörigen Paragraphen raus und schreibe alles auf den dafür vorgesehenen Platz unter der Aufgabenstellung. Als ich fertig bin steht Mike gerade bei Klara und erklärt ihr etwas. Instinktiv muss ich ein Augenrollen unterdrücken. "Bist du fertig?", fragt Marvin von der Seite und hält mir sein Blatt hin zum Vergleichen. Ich nehme es nickend entgegen und vergleiche unsere beiden Antworten. Scheinbar hat unser Lehrer das mitbekommen, denn er stellt sich vor meinen Tisch und fragt: "brauchst du Hilfe?". Gott ja hilf mir. Ich atme kurz durch und sehe zu ihm hoch. "Ehm, nein. Wir sind nur immer schon recht schnell fertig und vergleichen dann gerne was der Andere aufgeschrieben hat", erkläre ich mit zittriger Stimme. Er macht mich nervös. Er lächelt und nickt, dann wendet er sich Marvin zu, "Soso einer von den schnellen bist du. Hätte ich mir ja denken können". Ich senke meinen Blick wieder auf mein Arbeitsblatt um nicht noch länger auf diesen knackigen Hintern zu schauen, den er mir zugedreht hat um sich besser mit Marvin unterhalten zu können. Nach kurzer Zeit dreht er sich wieder zu mir und recht mir einen Notizzettel. "Nicht weitergeben", sagt er, als ich ihn entgegennehme. Darauf ist eine Handynummer geschrieben. Seine Handynummer. Ich nicke und nehme mein Handy, welches auf dem Tisch neben meinem Mäppchen liegt. "Ok ich speicher sie ein und vernichte den Zettel", antworte ich lächelnd. "Kannst mir ja kurz schreiben dann hab ich deine Nummer auch falls ich mal zu spät komme oder so", erklärt er. Ich tippe die Zahlen in mein Handy ein, dann seinen Namen. Speichern. Ich öffne Whatsapp und wähle seinen Kontakt aus. Schicke ihm ein kurzes "hi" und warte dann ab. Er wirft einen Blick auf sein Handy, dann schaut er zu mir und zeigt mir einen Daumen nach oben.
Wir besprechen die Fallbeispiele und machen dann weiter mit dem nächsten Schritt im Thema.
Wir beschließen keine Pause zu machen und dafür früher aufzuhören. Den Rest des Unterrichts machen wir nochmal schwerere Fallbeispiele und diskutieren über alle möglichen 'was wäre wenns' zum aktuellen Thema. Die Zeit verfliegt und ich weiß nicht wie lange ich zugehört habe und seit wann ich ihn nur noch anschaue. "Ok, dann wars das für heute. Ich hoffe dass ich bis Donnerstag eure Namen einigermaßen drauf hab. Kommt gut nach Hause.", beendet er die Stunde. Wir klopfen mit den Fingerknöcheln auf den Tisch und räumen dann unsere Sachen zusammen. Lena verabschiedet sich von mir und ich gehe kurz nach ihr aus dem Klassenraum. Ich werfe einen letzten Blick über die Schulter auf meinen neuen Lehrer bevor ich den Gang entlanggehe.

Tabu der HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt