V - Zweifel

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Nach Tagen kam ein Ritter in Aytalanta an. Seine Rüstung war verbeult, sein Körper war mit einem gewaltigen Sonnenbrand übersät. Er hatte Verletzungen an seinem Bein. Er humpelte langsam und mühsam zum Östlichen Tor.
Dort traf er auf zwei Soldaten der Makellosen, die das Tor bewachten, und einem Wachmann namens Sawler.
Das Fallgitter war herunter gefahren und Sawler saß in einer kleinen Kabine neben an.
Der Soldat faste mit seinen Fingern an das Gitter. Es war kühl, da es im Schatten der Mauer lag. Er lehnte sich mit dem Rücken an und schloss die Augen.
Sawler trat aus seiner Kabine heraus. Die zwei Makellosen traten bei Seite.
Er betrachtete den Soldaten für einen Moment. Dann erkannte er das Symbol an seiner Schulterplatte.
Das Symbol des Feuers war auf dem Stahl eingraviert.

"Öffnet das Tor." Rief er.
Es dauerte einen Moment bis sein Befehl ausgeführt wurde und das Fallgitter hochfuhr. Der Soldat lag nun am Boden und Sawler zog ihn hinein.
Er ließ den Soldaten in eine Sanitärstation bringen.
Unter seiner, von der Sonne stark erhitzten, Rüstung verbargen sich weitere Verletzungen. Blaue Flecken und Fleischwunden. Seine Haut war rot und an vielen Stellen aufgerissen.
Er wurde von einem Maester betreut und mit Medizin versorgt. Er trug ihm eine gelbliche, schmierige Salbe auf und gab ihm anschließend ein wenig Loanblumsaft um seine Schmerzen zu lindern.
Kurz nachdem der Maester fertig war, besuchte ihn Raē Bailon. Er gehörte zu Stanleys engeren Verbündeten. Er war sowohl der Kommandant seiner Leibgarde als auch einer seiner Berater, vor allem wenn es um Kriegsbesprechungen ging. Er ging schon auf seine 60 Jahre zu und sein Alter konnte man an seinem Weißen Bart und Haar gut erkennen, dennoch war er immernoch in guter Form und im zwei Kampf galt er als der beste aus Stanleys Leibgarde. 
Er trug eine Silberne Rüstung aus Federstahl. An seiner Schulter hang ein roter Umhang, der von einer kleinen Kette aus Metall, zusammen gehalten wurde. Das Wappen des Feuers begann auf seiner Brust und zerrte sich über die ganze Rüstung. Das Wappen seines Hauses, eine Hand im würgegriff, war zusätzlich auf seiner Schulter abgebildet. Durch das Federstahl konnte er sich freier bewegen, welches für seinen Kampfstiel hervorragend geeignet war.
An der Seite trug er sein Schwert, welches aus schwarzem Stahl gemacht wurde, eines der seltensten Materialen. 
Stanley hatte es, für sehr viel Geld, anfertigen lassen, nachdem er in der Schlacht am Trostlosen Felsen zur Hilfe kam und die Schlacht für sich entscheiden konnte und Stanley anschließend die Treue schwor.
Er nannte sein Schwert Dunkle Macht.

"Wie lautete euer Name Ser?" Fragte Raē mit seiner strengen Stimme.
Der verwundene Ritter richtete sich erschöpft auf.

"Ser Waldo, Mylord." Sagte er etwas benommen.

"Könnt ihr mir sagen was passiert ist?" Fragte Raē mit einem ernsten Blick.

"Ich kämpfte unter Kommandant Trinor. Unser Heer war in der Trockenen Wüste stationiert. Unser ganzes Lager wurde während eines Sandsturmes überrannt. Sie kamen von überall. Wir haben es nicht kommen sehen."
Ser Waldo hustete bevor er weiter sprach: "Wenn es überlebende gibt, dann sind sie jetzt in deren Gefangenschaft."
Raē schnaubte und sah ihn finster an.

"Ruht euch aus." Sagte er und verließ ihn.


Es war schon spät am Abend als Raē die Stufen zu Stanleys Palast erklomm.
Der Palast wurde vor Tausend Jahren durch Sklavenhand für den ersten Sklavenmeister Acronix Aytalanta errichtet. Er glänzte stets durch Goldene Skulpturen und zahlreichen Gemälden. Unter Stanleys Herrschaft tauchte der Palast in warmen Feurigen Farben ein. Überall hang das Banner des Lichts, eine Rote Flamme auf schwarzen Grund.
Der Palast bestand aus einem Hohen Turm in der Mitte und vier Gebäudeteilen um ihn herum. Der höchste Punkt des Turmes lag auf einer Höhe von 90 Metern. Dort oben war Stanleys persönliches Gemach.
Oben angekommen traf er auf zwei Makellose, die Stanley als Wächter einsetzte. Raē musste kein Wort sagen, die Wächter ließen ihn sofort durch.
Er lief durch die braunen Eichenholz Türen und hinüber zum Ostflügel. Dort war der Besprechungsraum.
Vor dem Raum standen ebenfalls zwei Wächter, sie hielten Raē die Tür auf.
Obwohl das Wetter in Aytalanta oft warm und angenehm war, fühlte Raē wie die Kälte sich in diesem Raum sammelte. Er war zum größten Teil Abgedunkelt und nur etwas Licht schien herein.
Stanley saß am ende des Raumes auf seinem mächtigen Stuhl. Hinter ihm loderte eine Flamme. Er nutzte das Licht und blätterte durch ein altes, vergilbtes Buch.
Er trug schwarze Kleidung, in welches das Symbol des Feuers eingenäht war.
Raē lief herein. Die Tür schloss sich hinter ihm.
Raē neigte seinen Kopf zu Boden.

"Ich bringe Botschaft, mein König."
Stanley schlug das alte Buch zusammen. Es hatte die Aufschrift: Die Gunst des Donners.
Dann lag er das Buch bei Seite.

"Setzt euch."
Raē blickte wieder auf und saß sich auf seinen Platz, rechts von Stanley.

"Ein Soldat traf heute ein. Er kämpfte unter Kommandant Trinor in der Wüste. Wir haben das Gebiet verloren. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass Lord Trinor überlebt hat."
Stanley sah ihn an. Man spürte den Zorn in seinen Augen. Er ballte seine Faust zusammen und Atmete tief durch. Er stand auf und sah in die Flamme.
Raē schwieg und wartete auf eine Antwort. Es herrschte Stille für einen Moment.

"Die Rote Frau konnte Fliehen. Ein weiteres Gebiet ist verloren." Sagte Stanley. Seine Hand zuckte.

"Mein König, wir müssen sofort Handeln am besten..."
Stanley hielt seine Hand nach oben und unterbrach ihn.

"Geht, ich muss nach denken." Sagte er.

"Wir sollten dies gemeinsam im Rat bedenken, am besten sofort." Antwortete Raē, diesmal mit mehr Druck in der Stimme.
Stanley lief rot an. Seine Wut hatte sich aufgestaut. Seine Augen glühten. Er drehte sich zu ihm um.

"GEHT, DAS IST EIN BEFEHL!" Plazte es aus ihm heraus.
Raē war überrascht. In all der Zeit die er ihm Diente, hatte er ihn nie so erlebt. Stanley war sonst jemand der seine Emotionen und seine Intentionen für sich behielt. 

"Und lasst den Soldaten Erhängen, ich dulde keine Deserteure." Sagte er immernoch glühend, doch seine Stimme war schon ruhiger.
Schweigsam stand Raē auf. Er verbeugte sich noch einmal und lief angespannt hinaus.

Wir haben den Kampf schon lange verloren. Sein Hunger nach Macht lässt ihn Erblinden. Doch Raē blieb ruhig und ließ seine Gedanken Gedanken bleiben und teilte sie mit niemanden.

Die Ballade von Leid & Elend Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt