Part 6

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Pov Luisa

Ich verschnellere meinen Schritt als ich spüre wie sich jemand hinter mir nähert. Ich hasse es im Dunkeln draußen allein zu sein, deshalb zucke ich zusammen als jemand meine Schulter berührt und "Luisa warte", sagt. Ich werde langsamer und drehe mich nach der Person um der die Hand gehört. Mein Herz setzt einen schlag aus, als ich diese dunkelgrünen Augen sehe. "Läufst du auch zum Bahnhof?", fragt Mike, der nun lässig neben mir herläuft. Ich nicke, "Mein Auto ist in der Werkstatt, deswegen nehme ich erstmal den Zug", antworte ich als Erklärung. "Ich fahre auch mit dem Zug, aber hauptsächlich weil ich keine Lust auf das teure Parkticket hab", entgegnet er mir. "Hast du vor uns noch anderen Unterricht?", frage ich ihn. Er verneint. "Also wenn unser Unterricht um 19:15 Ihr beginnt kannst du ohne Probleme an der Schule parken. Die Parktickets gehen alle nur bis 19:00 Uhr, danach musst du nichts mehr zahlen.", erkläre ich ihm. Ich habe mich schon Anfang des Schuljahres damit beschäftigt wie die Parksituation hier ist. "Wenn du aber so früh an der Schule sein müsstest wie wir, würde ich dir empfehlen einen Strafzettel zu riskieren. Der kostet nämlich weniger und die Wahrscheinlichkeit einen zu bekommen liegt nicht bei 100%. Wenn du allerdings ein Parkticket ziehst musst du auf jeden Fall bezahlen.", erläutere ich mit einem Schulterzucken. "Ok, krass. Du hast dich damit wirklich auseinandergesetzt", entgegnet er überrascht. Wieder zucke ich nur mit den Schultern und bin insgeheim froh, dass ich nicht alleine laufen muss. Nach einem kurzen Moment des Schweigens durchbricht er die Stille; "Du wirkst heute so", er zögert, "abwesend", beendet er seinen Satz. Ich seufze. "Ja, ich bin ziemlich erschöpft weil ich gestern diesen Autounfall hatte und heute dann den ganzen Tag unterwegs war und jetzt brauche ich noch ewig bis ich Zuhause bin. Das zerrt einfach grad an mir", beichte ich ihm. "Das kann ich verstehen, aber das Wichtigste ist doch, dass dir nichts passiert ist.", versichert er mir mit einem sanften Lächeln. Seufzend stimme ich ihm zu. "Ach und du brauchst mir in Zukunft keine Handynummern von irgendwelchen Mitschülern mehr schicken. Wenn ich wirklich jemanden kontaktieren wollen würde dann würde ich mich bei dir melden", sagt er. "Ok.", sage ich nickend. Ich erschecke als auf der Anderen Straßen Seite ein augenscheinlich betrunkener Mann einen anderen anschreit. Ich schrecke zurück und fühle zwei starke Hände an meinen Schultern. Sofort fühle ich mich beschützt. "Alles gut.", versichert mir Mike. Gott ich hab so ein Glück dass er da ist. Ich drehe mich zu ihm um und er lässt seine Hände sinken. Nur ein paar Zentimeter trennen unsere Körper und ich spüre die Wärme die er ausstrahlt. Mein Herz schlägt schneller, ich weiß nur nicht ob das vom erschrecken oder von diesem Mann kommt der zu mir runter schaut. Er ist zwar nur einen halben Kopf größer als ich, aber gefühlt doppelt so breit. Dieses strahlende grün in seinen Augen lässt meine Knie weich werden. Wir zögern beide, bevor wir wieder einen normalen Abstand zwischen uns bringen, oder hab nur ich gezögert weil ich es genossen habe ihm nah zu sein und er war einfach nur höflich weil er dachte ich hab noch Angst? "Komm wir gehen weiter", sagt er und wendet sich zum gehen, wartet aber noch bis ich ihm folge, bevor er losläuft. "Ich bin froh dass ich nicht alleine laufen muss", gestehe ich. "Bist du am Dienstag alleine gelaufen?", fragt er mich. Ich schüttle den Kopf; "Nein. Aber am Dienstag hatte ich noch ein heiles Auto". Wir passieren eine weitere dunkle Querstraße. "Achja stimmt", erwidert er. "Und warum fährst du mit dem Zug?", frage ich neugierig wie ich bin. Er schmunzelt. "Naja", fängt er an, "Also wenn schlechtes Wetter ist fahre ich mit dem Auto, aber ansonsten spar ich mir das Parkticket und den Strafzettel. Und ich hab keine Angst alleine im dunkeln zum Bahnhof zu laufen.", fügt er achselzuckend hinzu. "Du bist aber auch ein Kopf größer als ich und doppelt so breit!", erwidere ich um mich zu verteidigen. Ein selbstgefälliges Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus und der nickt zustimmend. Mein Herz setzt einen Schlag aus bei diesem Lächeln. Fuck, ich bin auf dem besten Weg mich in meinen Lehrer zu verlieben. Großartig. Wir sind fast am Bahnhof angekommen. "Ich wollte dich noch einladen am Mittwoch nächste Woche zu unserer Weihnachtsfeier zu kommen. Wir haben in einem Restaurant hier in der Nähe reserviert. Frau Krause kommt auch. Die anderen Lehrer haben keine Zeit aber ich dachte ich frag dich einfach mal.", bringe ich raus und werde dabei ein wenig rot. Ich hoffe dass er das nicht sieht weil es dunkel ist. Er zieht sein Handy aus der Hosentasche und entsperrt es. "Ja, sollte gehen, schreibst du mir noch die Uhrzeit und die Adresse vom Restaurant?", fragt er während er etwas auf seinem Handy eintippt. Ich nicke zustimmend, "klar, mach ich", füge ich noch hinzu als ich bemerke dass er mein nicken nicht gesehen hat. "Ok, cool. Auf welches Gleis musst du?", fragt er mich als er sein Handy wieder weggesteckt hat. "Gleis 2", antworte ich nach kurzem überlegen. Er schaut mich erstaunt an, "ich auch", antwortet er, "Ich glaube wir fahren mit dem gleichen Zug". Ich bin erleichtert, dass ich ihn noch ein bisschen länger in meiner Nähe habe. Wir machen uns auf den Weg zum Gleis. "Wohin musst du fahren?", frage ich neugierig. "Ach nur 2 Stationen, bis Gundelfingen", antwortet er. Ich bleibe stehen. "Ich wohne in Gundelfingen.", antworte ich. "Echt? Warum haben wir uns dann noch nie gesehen?", fragt er mich. Ich zucke mit den Schultern: "Naja also ich wohne da erst seit ein paar Monaten. Vielleicht haben wir uns mal gesehen aber wissen es nicht mehr.". Er schüttelt den Kopf. "Sicher nicht. An dich hätte ich mich erinnert.", antwortet er und ich bilde mir ein dass er ein Wenig rot um die Wangen wird. Wir stehen schon einige Minuten am Gleis als der Zug endlich einfährt. Wir steigen ein und setzen uns nebeneinander auf zwei freie Plätze. Er ist so breit, dass ich seine Haut an meiner spüre und eine Hitze durchströmt meinen Körper. Während der Fahrt unterhalten wir uns über unsere Jobs (denn er ist ja nicht nur unser Lehrer 2 mal die Woche sondern gibt auch Online Kurse). Wir steigen bei unserer Haltestelle aus und bleiben am Gleis stehen. "Ich muss da lang", sage ich und zeige hinter mich. "Und ich muss in die andere Richtung", sagt er und zieht seinen Mundwinkel leicht nach oben. Einen Moment lang stehen wir einfach nur da und sehen uns in die Augen. Dieses strahlende grün lässt mein Magen rumoren und meine Knie weich werden. Wie kann er so schnell schon so eine Wirkung auf mich haben?! Mein Blick huscht auf seine weichen Lippen und ich frage mich wie sie sich wohl auf meinen anfühlen würden. Schnell schaue ich weg und flüchte aus der Situation. "Also dann bis nächste Woche", sage ich kurz und wende mich dann zum gehen. "Ja, bis nächste Woche und komm gut nach Hause", ruft er mir hinterher.

Tabu der HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt