Ich lachte. Nicht falsch, sondern echt. Ich lachte von tiefsten Herzen, so wie ich es nur bei Ekeya tun konnte. Sie war die Einzige, die mich in traurigen Situationen aufmuntern konnte und die Einzige, die es schaffte, mich zum Lachen zu bringen, egal, was gerade passiert war. Sanft streichelte ich ihr über die rote, schuppige Haut und schmiegte meinen Kopf noch enger gegen ihren rauen Hals.
„Wollen wir noch einmal über den See fliegen?", fragte ich leise, beinahe lautlos, doch mein Seelendrache hörte es.
Mit einem einzigen Stoß schwang sie sich hoch in Lüfte und glitt über die riesige Wasserfläche. Nun richtete ich mich etwas auf und hielt mich an einem der großen Stacheln auf ihrem Rücken fest. Ich konnte beinahe ihren schelmischen Blick mit den grünen Augen spüren, als sie einen Salto drehte. Erneut lachte, diesmal lauter.
„Ich glaube, wie sollten heim, sonst macht Mama sich Sorgen", flüsterte ich in Richtung ihres Kopfes und es kam mir beinahe so vor, als würde sie nicken.
Wir ließen den See hinter uns und ich konnte innerlich schon die Stimme meiner Mutter hören, wenn sie schimpfte. Sie würde wahrscheinlich sagen, dass es viel zu gefährlich wäre, mit Ekeya über die Flächen des Wasser-Stamms zu fliegen und die Höhen des Feuer-Stamms zu verlassen, zu welchem ich gehörte.
Natürlich würden mich die Mitglieder des Wasser-Stamms sofort an Ekeya erkennen, da jeder Bewohner des Feuer-Stamms einen roten Seelendrachen hatte, aber die anderen Stämme je nach Element eine andere hatte. Die Drachen des Luft-Stamms waren hellblau-weiß, im Erd-Stamm waren sie grün-braun, im Wasser-Stamm dunkelblau und im Feuer-Stamm orange-rot. Mein Feuerdrache konnte Feuer speien und die anderen Wasser, Erde und Luft. Mit Erde war natürlich auch Pflanzen und so weiter gemeint, und unter Luft verstand man ebenfalls Windstöße.
Etwas Nasses erwischte mich und ich starre nach unten. Ekeya brüllte auf, und ich sah, wie sich der Teil ihrer Haut, der das Wasser berührt hatte, sich aufzulösen begann.
„Schneller!", schrie ich panisch.Doch es war zu spät. Eine Wasserwelle überschwappe uns und ich bemerkte, wie Ekeya immer mehr verschwand. Drachen vertrugen die anderen Elemente ich nicht.
Ich landete im Wasser und trete mich hektisch von einer zur anderen Seite. Weg. Sie war weg. Eine Welle erwischte mich und ich wurde direkt zum Ufer des Feuer-Stamms gespült.
„Ekeya!", kreischte ich. „Ekeya! Ekeeeeeyaa!" Keine Antwort. Sie war endgültig fort.Langsam stapfte ich nachhause und hing meinen Gedanken nach. Nie wieder würde ich sie sehen. Nie wieder. „Nein, nein, nein!", kreischte ich und brach mitten am Ufer zusammen. Meine Gefühle überschwappen mich wie die Welle vorher und ich weinte. Langsam schleppte ich mich weiter. Es gab nur eines, was mich nun glücklich machen könnte, und genau wegen diesem Tier war ich überhaupt traurig. „Ich brauche dich doch!", heulte ich und mir liefen die Tränen in breiten Flüssen die Wangen hinunter.
„Was ist los?", fragte meine Mutter, die plötzlich neben mir stand, besorgt. Suchend sah sie sich nach Ekeya um und als sie sie nicht fand, weiteten sich ihre Augen. „Nein", flüsterte sie, „was hast du gemacht?!"
Ich weinte weiter. Mama nahm mich einfach in den Arm und drückte mich ganz fest. Ihre warmen Hände berührten sanft meinen Rücken und streichelten darüber. „Es kam ganz plötzlich", stotterte ich leise. „Ich habe gesagt, sie soll über den wunderschönen See beim Wasser-Stamm fliegen, aber dann kamen die Leute und die Wasserdrachen ..." Weiter konnte ich nicht reden. Ich begann noch lauter zu schreien, meine Trauer war riesig. Niemand würde verstehen, wie ich fühlte. „Ich bin an ihrem Tod schuld!", schrie ich und riss mich aus der Umarmung meiner Mutter. „Ich, ich, ich, einfach nur ich!"
Ich rannte. Meine Mutter konnte mich nicht trösten, sie würde es sowieso nicht verstehen. Ihr Feuerdrache stand wahrscheinlich gerade daheim und fraß. Wenn ein Drache normalerweise starb, war dies entweder im Kampf, was jedoch nicht sehr häufig passierte, da eigentlich Frieden herrschte, oder am Alter. Drachen wurden zirka so alt wie Menschen und wurden immer in exakt derselben Sekunde geboren wie ihre besten Freunde.
Schließlich ließ ich mich am Rand einer Schlucht nieder. Hier war ich mit Ekeya immer gewesen und wir hatten den Sonnenuntergang bewundert. „Nie wieder", schluchzte ich und verbarg mein Gesicht in den Händen.
Irgendwann stand ich auf und ging ganz nah an die Schlucht heran. Ich stieß mich ab und sprang. „Wenn wir nicht lebend vereint sein können, dann zumindest im Tod!", schrie ich, bevor ich hinuntersauste und meine Stimme für immer versagte.
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𝔼𝕜𝕖𝕪𝕒 - 𝕄𝕖𝕚𝕟 ℍ𝕖𝕣𝕫𝕖𝕟𝕤𝕕𝕣𝕒𝕔𝕙𝕖
Fantasy𝕁𝕖𝕕𝕖𝕤 𝕄𝕚𝕥𝕘𝕝𝕚𝕖𝕕 𝕕𝕖𝕤 𝔽𝕖𝕦𝕖𝕣-𝕊𝕥𝕒𝕞𝕞𝕤 𝕙𝕒𝕥 𝕖𝕚𝕟𝕖𝕟 𝔽𝕖𝕦𝕖𝕣𝕕𝕣𝕒𝕔𝕙𝕖𝕟, 𝕤𝕠 𝕒𝕦𝕔𝕙 𝕚𝕔𝕙. 𝔾𝕖𝕞𝕖𝕚𝕟𝕤𝕒𝕞 𝕞𝕚𝕥 𝔼𝕜𝕖𝕪𝕒 𝕖𝕣𝕝𝕖𝕓𝕖 𝕚𝕔𝕙 𝕕𝕚𝕖 𝕓𝕖𝕤𝕥𝕖𝕟 𝔸𝕓𝕖𝕟𝕥𝕖𝕦𝕖𝕣, 𝕤𝕚𝕖 𝕚𝕤𝕥 𝕕𝕚𝕖 𝕖𝕚𝕟...