Kapitel 46

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Lysander POV

„Kannst du von selbst aufstehen, oder muss ich dich tragen?", fragte Glacier beim nächsten Besuch und amüsiert grinste ich. „Du kannst mich gerne tragen, aber ich denke ich schaffe es noch selbst", wenn der jüngere dachte, dass ich mich darstellte wie ein Häufchen elend, dann hatte er sich schwer vertan. Dies würde ich ihm niemals gönnen.   

Niemals.

Tatsächlich hatte ich es geschafft und nicht das Bewusstsein verloren, seit unserem letzten Treffen. Es war einige Stunden her, es könnte auch sein, dass eine Nacht vergangen war. Im Winterwald war es so dunkel und grau, dass Tag und Nacht gleich aussahen. Und da ich mich relativ weit unter der Erde befand, fiel es mir sowieso schwer Tageslicht zu sehen. Mein Körper war geschwächt, mental war ich auch nicht auf guter Höhe und Hunger sowie Durst hatte ich auch. Wieder alle Sachen, die ich ihm niemals sagen würde. Ich glaubte an meine Kraft. Das war das einzige was zählte.

Natürlich versuchte ich zu überlegen, wie ich aus dieser Situation herauskommen sollte. Und auch, wenn es mir auf die Nerven ging, musste ich zugeben, dass ich mich in einer echt gefährlichen Position befand. Er hatte einen ordentlichen Plan ausgetüftelt, und ich war definitiv im Nachteil. Es nervte mich zu wissen, das im Herbstland gerade wahrscheinlich alles drunter und drüber ging. Wenn Harris wirklich dachte, dass ich mich dort befand, würde er alles kurz und klein schlagen, um mich da rauszuholen. Glaciers nächster Schritt müsste dann sein meine Schwester sowie Harris in Gewahrsam zu nehmen. Auf der einen Seite dachte ich mir, es könnte helfen, wenn Harris auch hier war. Wir beide zusammen waren noch mal stärker. Aber auf der anderen Seite, motivierte es wahrscheinlich die Truppe von Glacier ihren Plan weiter durchzuführen. Egal, um welches Gift es sich hier handelte. Es war eine wirkliche Bedrohung.

Ich war wütend, ich war enttäuscht, ich war belustigt. Meine Chancen sahen schlecht aus, und ich wünschte, mir fiel irgendeine Idee ein. Normalerweise tat es das immer. Ich hoffte auf ein Zeichen. Irgendein Zeichen, was mir Kraft spendete und mich zu zumindest an Kontrolle über meine Körper gewinnen würde. Ich musste herausfinden, ob das Gift sich irgendwie sterilisieren ließ.

„Es ist Zeit, dich sauber zu machen", teilte Glacier mir mit. Und dass er mit sauber machen eine Metallschüssel meinte, in der Wasser drin war, ließ mich echt rot sehen.

„Da soll ich rein?", fragte ich, als wir beide, ich immer immer noch gefesselt, davorstanden. Die anderen seiner Crew erkannte ich nicht auf der Lichtung. Die Wanne stand einige Meter von dem Schlitten entfernt und war gefüllt mit Wasser, neben ihr eine Bürste und irgendein Waschmittel. Doch nie Leben würde ich da freiwillig reingehen. Ich als Meister..

„Wir machen uns dort alle sauber. Da ist frisches Wasser drin und wenn du sauber sein möchtest, dann gehst du da jetzt besser rein. Leider gibt es nicht viele andere Möglichkeiten in dieser Umgebung, also entscheide selbst ob du das möchtest oder nicht", meinte Glacier und zeigte auf die Wanne. „Ich werde dich sauber machen. Ich kann deine Fesseln nicht lösen und werde sicherlich nicht die Gefahr auf mich nehmen, dass du dich befreist", andeutend schob er seine Ärmel hoch. Ich lachte und schüttelte den Kopf. „Wenn ich in diese Wanne steigen muss, dann gehst du da schön mit mir rein", natürlich wollte ich mich sauber machen, aber doch nicht in dieser erniedrigenden Wanne. „Wer bist du denn, dass du denkst, dass du gerade in so einer Position mir etwas befehlen kannst. Geh rein, oder nicht. Ist mir egal", der jüngere zuckte mit den Schultern, doch so schnell gab es nicht auf. „Wenn du mit mir reingehst, dann werde ich etwas essen", schlug ich also vor und nun stimmte Glacier, schneller als erwartet, ein.

Ohne Rücksicht, zog er meine Klamotten aus. Ich wehrte mich nicht und stand nach kurzer Zeit entblößt vor ihm, während meine Klamotten auf dem Boden lagen. Ich kommentierte dies nicht. Sollte Glacier nur machen. Nacktheit störte mich nicht im geringsten.

Mr. Winters Right Hand || boyxboy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt