Kapitel 60

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Rückblick
*2 Wochen nach dem Vorfall..

_

-„Boss?"

Genervt blickte ich von meinen Unterlagen auf und sah einen meiner Mitarbeiter an der Tür meines Büros stehen, der mich eingeschüchtert ansah.

„Habe ich nicht gesagt, dass ich nicht gestört werden möchte?", zischte ich wütend und ballte meine Hände zu Fäusten.

„Ja, das haben Sie. Jedoch ist da eine Frau, die einem unserer Männer die Nase gebrochen hat", gab mein Mitarbeiter kleinlaut von sich, was mein Herz binnen Sekunden zum Stillstehen ließ.
Mein Puls raste, und mein Atem ging schneller.

„Wie sieht sie aus?", fragte ich mit bebender Stimme und sprang sofort von meinem Schreibtisch auf. „Blondes Haar, grüne Augen, volle Lippen...", antwortete mein Mitarbeiter, und ich sog scharf die Luft ein.

Das konnte nicht sein! Das war unmöglich... Das würde sie sich niemals trauen, diese elendige Verräterin! Zwei Wochen waren vergangen, seitdem ich sie das letzte Mal gesehen hatte.

Die schönsten zwei Wochen meines Lebens.

Endlich war ich wieder der Alte. Endlich konnte ich wieder feiern gehen, mich betrinken und tun und lassen, was ich wollte. Niemand mehr, auf den ich aufpassen musste. Niemand mehr, der mich verletzen konnte. Das war vorbei. Es würde nie wieder jemand kommen, der mich dazu bringen könnte, jemanden zu vertrauen.

Mein Vertrauen war an dem Tag gestorben, als ich dieser Verräterin das letzte Mal in die Augen gesehen hatte. Jetzt genoss ich meine Tage als freier Mann.

Den Ehering hatte ich Tin Tin gegeben, damit sie ihn entweder spendete oder einfach wegwarf – sie hatte darauf bestanden, diesen letzten Akt für mich zu vollziehen, und dafür war ich ihr dankbar.

All die Fotos von mir und dieser Verräterin, deren Namen ich nie wieder aussprechen wollte, hatte ich verbrannt. Sie waren ausgelöscht, ebenso wie meine Liebe zu dieser Frau. Ich hatte mir geschworen, dass ich mich nie wieder verlieben würde. Nie wieder so tief und bedingungslos, wie ich diese Frau geliebt hatte.
Ich hasste sie. Ich hasste sie mit jeder Faser meines Seins. Ich versuchte, nicht an sie zu denken, und hatte sogar aufgehört, meine Tabletten regelmäßig zu nehmen.

Die Stimmen in meinem Kopf waren mir lieber als die Gedanken an sie. Doch diese Frau war der Teufel in Person. Sie hatte meine Gedanken übernommen, sodass selbst die Stimmen in meinem Kopf nur noch über sie redeten, was mich krank machte.

Meine Nächte waren eine endlose Qual. Egal, wie sehr ich mich ablenkte, sie schlich sich in meine Träume, in meine Albträume. Ihr Lachen hallte in meinem Kopf wider, und ihre Augen verfolgten mich überall hin. Selbst in den Momenten, in denen ich dachte, endlich Frieden gefunden zu haben, drängte sie sich in mein Bewusstsein, zerschmetterte jede Illusion von Ruhe.

Jedes Mal, wenn ich an sie dachte, spürte ich den brennenden Schmerz des Verrats in meiner Brust. Sie hatte mir alles genommen – mein Vertrauen, meine Liebe, mein Selbst. Und doch, trotz all dieses Hasses, gab es eine unwillkommene Sehnsucht nach den Zeiten, als die Welt noch in Ordnung war, bevor sie alles zerstört hatte.

Ich war ein Gefangener meiner eigenen Gedanken, gefangen in einem endlosen Kreislauf von Hass und Sehnsucht, und es gab keinen Ausweg. Die ganzen Frauen und der Stripclub waren meine einzige Rettung, mein letzter Anker in einem Meer aus Wahnsinn. Sie hielten mich am Leben, wenn auch nur knapp, während ich versuchte, die Scherben meiner Existenz zusammenzuhalten.

Ich war jeden Tag in meinem Stripclub, vertieft in die Arbeit. Arbeit und Frauen... Verdammt, wie sehr ich Frauen liebte. Ihre schönen Körper, ihr Gestöhne, ihre Gehorsamkeit – es war ein unendlicher Rausch. Ich liebte es, dass sie auf jedes meiner Worte hörten. Wie sehr ich das vermisst hatte..

Don't touch meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt