Kapitel 13

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Zu Beginn sprachen Juliette und ich ziemlich verlegen miteinander. Irgendwie weiß man bereits so vieles über den anderen und zugleich lernen wir einander nochmal von völlig anderen Seiten kennen. Nach und nach wurden unsere Gespräche lockerer, das erste Getränk wurde uns gebracht und die Karte wieder weggenommen, nachdem wir was bestellt hatten.

Da sie den Ort hier noch nicht so gut kennt – ich war auch erst einmal mit meiner Schwester und der Familie hier – schaut sich Juliette um, versucht ein paar kleine Details hier aufzunehmen und beobachtet die anderen Menschen, während ich sie die gesamte Zeit beobachte. Wie sie ab und an lächelt, mir einen zufriedenen Blick zuwirft und sich anschließend wieder auf andere Dinge konzentriert. In ihrem schwarzen Kleid fällt sie nicht so sehr auf, wirkt trotz allem elegant, aber nicht zu übertrieben. In dem Licht kann man das Braun in ihren Augen ein bisschen besser erkennen und die grauen Strähnen in ihrem Haar geben ihr etwas natürliches, wobei ihr Make-Up nicht zu sehr auffällt.
Juliette: Alles gut bei dir?"
Sie greift mit ihrer Hand nach ihrem Glas Wein, sodass ich ihren Armreif auch wieder sehen kann. Während sie etwas trinkt, lächle ich ein wenig, versuche die Unsicherheit dahinter versteckt zu bekommen.
Chris: Klar...ich schaue dich nur gerne an..."
Lachend schüttelt sie den Kopf, wobei ich glauben will, dass es Juliette nicht so egal ist und dass sie sich ihre Sache denken wird.
Juliette: Warst du bereits einmal hier?"
Chris: Mit der Familie. Meine Schwester hatte uns vor knapp vier Wochen hier her eingeladen. Ich finde es hier ganz nett und dachte daher, dass wir zusammen mal herkommen könnten."
Juliette: Es ist hier schön ruhig und gemütlich, ich mag es."

Etwas in ihrem Verhalten will mir sagen, dass sie nicht vollkommen hier bei uns ist. Dafür war sie in den letzten Minuten auch einfach viel zu still, hat sich schweigend umgesehen und nur nötig auf das geantwortet, was ich von ihr wollte.
Chris: Was ist los?"
Das Glas stellt Juliette gerade wieder ab, hält ihren Blick die gesamte Zeit bei mir, beißt sich einmal kurz auf die Lippe, bevor sie ihren Blick ins Lokal schweifen lässt.
Chris: Du meintest gestern, es wäre irgendwas, dass wir das aber unter uns besprechen sollten und nicht da in meinem Büro."
Sie nickt, legt sich die Worte und Antworten zurecht, hält ihren Blick zur Seite gerichtet und schaut dabei vermutlich auf den Eingang zur Terrasse, wo einige Besucher noch kommen.
Juliette: Levi verhält sich irgendwie seltsam."
Chris: Was heißt denn »seltsam«? Levi war immer schon...irgendwie...seltsam."
Darüber lacht sie kurz und schaut endlich wieder zu mir hin. Levi findet einen »okay«, wenn sie einen mag, hat verdammt viele Eigenarten und sagt vieles direkt heraus. Sie meint es oft nur gut, aber...es ist eben Levi.
Juliette: Sie wirkt neuerdings so abweisend und zum Teil vorwurfsvoll."
Chris: Was wirft sie dir denn vor?"
Juliette: Das ist es ja eben, ich weiß es nicht!"
Juliette dreht ihren Kopf zur Seite weg, schüttelt diesen leicht und kaut auf ihrer Lippe.
Juliette: Sobald ich den Namen »Chris« erwähne, wird sie so. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass ich nur daran denken muss und sie wird so...seltsam."

Am liebsten würde sie sich weiter in den Stuhl fallenlassen, aber stattdessen seufzt sie einzig genervt, nimmt noch einen Schluck aus ihrem Glas und wendet sich anschließend wieder zu mir hin.
Chris: Levi konnte mich noch nie richtig leiden."
Juliette: Sie dachte ein halbes Jahr, dass wir zusammen sind und da war sie nicht so drauf. Jetzt, nachdem das zwischen uns auch offiziell für uns ist, benimmt sie sich derartig."
Chris: Sie dachte es ein halbes Jahr?"
Vergangenheit, soll heißen, dass sie dahintergekommen ist, dass das alles eine Lüge gewesen ist? Oder Juliette hat es ihr gesagt? Da sie folgend meine Blick meidet, wieder auf ihrer Lippe kaut und allgemein unsicher wirkt, vermutlich zweiteres.
Juliette: Ich habe es ihr in München gesagt und sie meinte, ich solle dir die Wahrheit sagen. Sie war dafür, dass wir zusammen kommen sollten."
Die Hände lässt sie auf den Tisch fallen, schaut zuerst noch in ihr Glas, entscheidet sich dann dagegen und lässt ihren betrübten Blick zu mir schweifen.
Juliette: Daher verstehe ich jetzt nicht, warum sie plötzlich so abweisend ist."
Mein Blick liegt auf ihrer Hand und ganz zögernd bringe ich mich dazu, dass ich eben meine auf ihre Lege. Dabei braucht es danach nochmal einen Augenblick, bis ich nach ihrer Greife und sie festhalte, wobei ich dann bemerke, dass Juliette zu mir aufsieht. Ich versuche bestärkend zu ihr zu sehen, aber bekomme ihre bedrückte Stimmung kaum weg.
Juliette: Ich will meine beste Freundin nicht verlieren..."

Schweigend sitzen wir beide beieinander und während ich vorsichtig über den Handrücken von Juliette streiche, beobachtet sie jede kleine Bewegung von mir und scheint mit den Gedanken komplett bei Levi zu stecken. Okay, ich will es ihr nicht verübeln. Von Beginn an waren die beiden wirklich unzertrennlich und kamen mehr als gut miteinander aus. Levi und Juliette sind beste Freunde, das hat man immer wieder in deren Verhalten miteinander gesehen und wenn Levi plötzlich so anders wird, verstehe ich auch, warum sich Juliette gerade Sorgen macht.

Erst als ich vorsichtig die Hand von ihr drücke, hebt sie ihren Blick wieder ein wenig an, sodass wir einander wieder in die Augen schauen können.
Chris: Freunde leide oftmals darunter, wenn man einen neuen Partner hat. Du weißt doch was meine Freunde zu Ostern meinten, weil ich sie wegen dir hab sitzenlassen."
Endlich lacht sie wieder auf ihre typische Weise, zeigt mir anschließend ihr glückliches Lächeln und ringt mir ebenfalls eines hervor.
Chris: Vermutlich bekommst du das gar nicht mit, aber vielleicht nervt sie sowas."
Juliette: Naja..."
Sie scheint einmal darüber nachzudenken, muss sich ein paar Dinge eingestehen und lacht danach verhalten und ein wenig beschämt.
Juliette: In den letzten Tagen haben wir echt viel zusammen gemacht und wenn sie gefragt hatte, musste ich das ja sagen. Ich glaube, dass ich auch von mir genervt wäre."
Wir beide lachen, sie grinst mich anschließend an und drückt danach auch einmal meine Hand, wonach sie dankend lächelt.
Juliette: Ich werde ihr einfach zeigen, dass ich sie weder ersetzen noch hinter mir lassen will. Das wird schon wieder werden."
Chris: Das glaube ich auch. Es sind nur die ersten paar Wochen, danach wird wieder alles wie vorher und dann wird Levi mich wieder wie gewohnt nicht leiden können."
Juliette: Ich denke, dass sie dich eigentlich ganz okay findet, wenn ich nicht so viel darüber reden würde. Zu viel Zeit, wo sie an ihren Chef erinnert wird."

Auch wenn ich es gar nicht will, während wir danach nochmal wieder lachen, lässt sie meine Hand los, damit sie etwas aus ihren Glas trinken kann. Auch ich mache ihr das mit meiner Cola gleich, damit ich von dem eben gedachten ablenken würde.
Chris: Machst du noch was in der freien Zeit, bevor die neue Tour wieder anfängt?"
Einen Moment scheint sie darüber nachzudenken, wendet ihren Blick daher von mir ab, bevor sie wieder zu mir sieht.
Juliette: Baptiste wird im Oktober nochmal zu Besuch kommen, aber mehr auch eigentlich nicht. Irgendwie...dieses Jahr hatte ich noch nichts geplant."
Ich nicke einzig verträumt und ziehe dadurch ihre Aufmerksamkeit natürlich komplett auf mich. Mit ihrem misstrauischen Blick löchert Juliette mich so lange, bis ich in der unangenehmen Stille leicht lachen muss und meinen Blick von ihr wieder abwende.
Chris: Ich dachte...vielleicht...nur wenn es dir passt...wollen wir beide ein paar Tage was zusammen unternehmen."
Juliette: Gerne."
Überrascht reiße ich meinen Kopf wieder in ihre Richtung, schaue sie durchaus verwirrt an und bekomme von ihr nur dieses freche Grinsen zu sehen, während sie nach ihren Glas greift, was bald auch leer sein würde.
Juliette: Ein paar Tage mit dir zusammen wegfahren, das wird wieder auf seine Art ganz nett. Ich erinnere mich gerne an die Zeit mit dir gemeinsam in Hamburg."
Dadurch lockt mir Juliette ebenfalls ein Grinsen hervor, was ich in meinem Getränk versuche zu verstecken.

Das Essen war wieder sehr genießbar, Juliette meinte auch selbst, dass wir bitte nochmal wieder herkommen sollten und danach haben wir noch eine Zeit dort gesessen, etwas getrunken und ein paar Gespräche vertieft. Belangloses, ein paar Fragen, verschiedene Themen. Scheinbar soll ich im Oktober auch ihren Bruder gleich kennenlernen, wenn er wieder bei ihr zu Besuch ist – natürlich bin ich die Ruhe selbst dabei...nicht – und mit den paar Tagen Urlaub schienen die Niederlande für uns beide sehr attraktiv. Aber genaueres wollten wir zu einem späteren Zeitpunkt nochmal besprechen.

Nachdem ich gezahlt hatte, sind wir beide durch den Nebengang von der Terrasse gleich zum Parkplatz gekommen. Dabei schaut Juliette einen Moment verträumt in den Nachthimmel, bis wir bei meinem Auto sind, wo sie wieder zu mir sieht.
Chris: Wenn du magst...du kannst gerne noch mit zu mir kommen."
Sie stockt, ihr Blick wird unsicherer und allgemein wirkt sie abweisend.
Juliette: Ich habe gestern meine Tage bekommen, also..."
Ich schaue sie verwirrt an und es braucht ein wenig zu lange, bis sie versteht, warum ich das mache, sodass sie dieses Mal in der Stille peinlich berührt lachen muss.
Juliette: Tut mir leid...ich muss diese »Date« und »Treffen« Kiste noch gedanklich ablegen."
Während sie meine Blicke meidet, trete ich einen Schritt näher auf sie zu und lege meine Arme um ihre Schulter, sodass ich sie dazu bringe, zu mir rauf zu schauen.
Chris: Ich will dich einfach nur bei mir haben, July. Das ist alles. Wenn du nicht willst, weil es dir nicht gut geht, verstehe ich das aber auch."
Juliette: Nein, so ist das nicht. Ich würde gerne noch mit zu dir kommen. Wir müssten nur einmal kurz zu mir, damit ich ein paar Sachen holen könnte."
Ich lächle ein wenig, gebe ihr anschließend einen sanften Kuss auf den Scheitel und sehe danach ein verlegenes Lächeln bei ihr.
Chris: Kein Problem, July...

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