Im Oktober erlebte Maja eine riesengroße Überraschung. Sie hatte sich gerade an ihrem neuen Buch festgeschrieben, brauchte eine Weile, bis sie zurück in die Welt fand, als es klingelte.
Sie tappte in Gedanken zur Sprechanlage.
„Ja, bitte!" fragte sie laut. Wer stört mich gerade jetzt? hängte sie in Gedanken dazu.
„Steiner hier!" hörte sie eine Männerstimme.
Sie brauchte ein Bisschen, bis ihr Gehirn mit Felix' Namen und einem fremden Mann etwas anfangen konnte. Dann klickte es fast hörbar. Das war doch wohl nicht möglich, oder?Sie drückte auf den Summer. Kurz darauf standen Sonjas Eltern im Flur, sahen sie unsicher an. Alles Herrische war aus dem Blick des Generals a. D. verschwunden.
Maja nahm den Besuchern die Mäntel ab, bat sie herein, kochte Kaffee. Die Steiners sahen sich um. Hier lebte also ihr Enkel, den sie noch nie gesehen hatten, außer auf dem Foto des Prospektes. Richard hatte das Papier wortlos weggeworfen, Klara hatte es ebenso wortlos wieder aus dem Korb geholt.
Einmal würde sie ihrem despotischen Ehemannes nicht gehorchen. Über 30 Jahre lang hatte sie nicht widersprochen, wenn er über ihre einzige Tochter hergezogen hatte, so viel Zeit hatte sie verloren! Sie würde sie nie zurückbekommen, nicht die Zeit und vor allem auch nie die Tochter.
Aber diesen gutaussehenden, erfolgreichen Enkelsohn würde sie kennenlernen, und wenn er sich auf den Kopf stellte!
Sie hatten harte Kämpfe ausgefochten in den letzten Wochen, aber sie hatte nicht nachgegeben. Und nun standen sie hier, bei der berühmten Schriftstellerin, die ihr Leben mit Felix teilte.Das Gespräch kam zäh in Gang. Schließlich ergriff Klara das Wort.
„Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, Maja! Ich darf Sie doch so nennen?" bat sie.„Ja, natürlich!"
„Also, ich möchte mich bedanken, dass Sie zu uns gekommen sind! Dass Sie uns die Augen geöffnet haben, mir zumindest! Meinem Mann musste ich sie öffnen!" Sie sah ihn böse an.„Gut, also, hier sind wir! Wir möchten unseren Enkel, also Felix, kennenlernen!" Er sah seine Frau an, hoffte, sie wäre zufrieden. Doch ihr Blick war nicht freundlicher geworden.
„Wir würden uns sehr freuen, wenn wir Felix kennenlernen dürften!" verbesserte er sich, ihr Blick wurde weicher. „Und wir hoffen, dass er uns die Chance dazu gibt!" Er überschlägt sich ja direkt selbst! dachte Maja und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.
„Das kann ich jetzt nicht einschätzen! Er weiß gar nicht, dass ich bei Ihnen gewesen bin!" gestand Maja.
„Erzählen Sie uns ein bisschen von ihm. Wie ist er aufgewachsen, wie haben die beiden gelebt, von seinen Hobbys!" bat Klara.
„Tut mir leid, da kann ich nicht dienen. Da weiß ich zu wenig aus seiner und Sonjas Vergangenheit.
Ich kann Ihnen nur erzählen, dass er der beste Mann der Welt ist, intelligent, humorvoll, extrovertiert, hilfsbereit, ausgesprochen erfolgreich im Beruf, feinfühlig, sehr gut aussehend, sehr beliebt bei jedem. Ein Traummann eben und mit Sicherheit auch ein Traumenkelsohn."
Klara hatte Tränen in den Augen, und auch Richard schniefte etwas.In diesem Augenblick hörte Maja die Wohnungstüre. Autsch! Felix! Er wollte heute eigentlich länger arbeiten. Hoffentlich gab das jetzt keine peinliche Situation.
„Hallo, Bienchen, Bienchen, Bienchen!" rief er und riss die Wohnzimmertüre auf.Da hielt er mitten in der Bewegung inne. „Oh! Besuch! Sorry! Ich bin Felix!"
Maja schlang den Arm um ihn, sah ihn vorsichtig an. „Das sind deine Großeltern Steiner!"Sein Blick und der ganze Kerl erstarrten.
„Aha! Und was verschafft uns die Ehre? Braucht ihr Pflege? Ist euch langweilig auf euere alten Tage?
Wollt ihr euch ansehen, was aus dem Ding geworden ist, das eure Tochter nicht abtreiben wollte?" stieß er hervor.
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Der Hass wird nicht siegen
RomantikMaja, eine sehr junge schöne Witwe, schreibt zwar sehr erfolgreich Geschichten unter einem Pseudonym, ist aber grenzenlos einsam in dem riesigen Haus, in das sie ihr Ehemann mehr oder weniger eingesperrt hatte. Als sie einen Artikel über Callboys li...