Kapitel 63 - Das Ende der Angst 2

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Larissa wachte in Ingmars Armen auf. Ihr Kopf dröhnte wie an jedem Morgen, aber bei ihm aufzuwachen, war noch das Beste.
Bei manch einem der anderen war es nicht so gut. Ihre Körper waren zerstört vom Alkohol, ihr Geist war es auch.
Ingmar trank nicht so viel, war auch am Abend oft noch bei Sinnen. Sie mochte ihn wirklich, überlegte oft, mit ihm zusammen wegzugehen von der Gruppe.

Da hörte sie laute Stimmen, Schreie, Befehle, die sie nicht verstand.
Dann waren da auf einmal fremde Männer mit Maschinengewehren in ihrem Schlafzimmer, Ingmar stand mit hocherhobenen Armen neben dem Bett, sie wurde herausgezerrt, auf den Boden geworfen, und niemand half ihr.
Die fremden Männer legten ihr Handschellen an, zogen sie nach draußen, im Nachthemd!

Charlie beobachtete alles von der Grundstücksgrenze aus, war ausgesprochen zufrieden mit sich.

Ihre Freunde wurden auch abgeführt, sie wurden einem Verhör unterzogen. Doch sie wussten nichts über Larissas Vergangenheit, man musste sie wieder freilassen. Sie waren entsetzt, so weit ihre Gehirne das Ausmaß des Bösen erfassen konnten, mit dem sie Tisch, Flasche und teilweise auch das Bett geteilt hatten.

Sie ahnten auch, in welch großer Gefahr sie geschwebt waren, wozu die Deutsche fähig war.
Larissa wurde in die Zelle gesperrt, sie gaben ihr eine Sträflingskluft, zwei Mann bewachten sie Tag und Nacht.

Die einzige Beamtin holte einen Teil ihrer Wäsche, man wollte sich keine Menschenrechtsverletzung vorwerfen lassen. Die Schweden wollten alles hundertprozentig richtig machen, um nicht zu riskieren, dass die Mörderin wegen irgendeines Fehlers von ihnen wieder freikam!

Charlie wollte noch bleiben, bis die Deutschen sie abholen kamen, vielleicht ließen sie ihn den Transport sogar begleiten. Er würde seine Aufgabe erst als beendet ansehen, wenn Frau Sanders sicher in einem deutschen Gefängnis saß.
Seine Männer schickte er nach Hause.

Larissa saß in der Zelle, wütend, uneinsichtig, verkatert. Sie tobte, schrie, brüllte, die Beamten blieben unbeeindruckt, ignorierten sie einfach.

Jetzt haben sie mir schon wieder alles zerstört, der Bastard und seine Nutte! Immer, wenn ich mir so etwas wie Zukunft aufgebaut habe, machen sie mir alles kaputt. Sie hatte jeden Bezug zur Realität verloren.
In den ersten Tagen warf sie den Fraß, den sie ihr als Essen servierten, in die Ecke. Wortlos stellten sie ihr einen Putzkübel hin. Als das Magenknurren zu stark wurde und der Gestank unerträglich, wischte sie die Sauerei auf, bekam ein Tablett mit belegten Broten, die sie gierig verschlang.

Nach einer Woche kamen endlich die deutschen Beamten, sie abzuholen. Jetzt verstand sie wenigstens, was man zu ihr sagte. Freundlicher waren diese Worte allerdings auch nicht als die schwedischen.

Große Sorgen machte sie sich um ihr Geld. Aber das würde ihr Anwalt von Regensburg aus lösen müssen.

Märte wunderte sich, dass die Deutsche schon so lange nicht mehr dagewesen war. Lebensmittel wurden zwar immer noch geliefert, aber der Mann, der sie brachte, hatte irgendetwas von Bezahlen gesagt, das sie nicht verstanden hatte.
Sie hatte doch kein Geld!
Außerdem wurde das Hundefutter knapp.

Nach ein paar Tagen kam der Pfarrer vorbei, um nach ihr zu sehen. Sie pfiff die Hunde zu sich, die sie eigentlich nicht mochte, die aber die Deutsche gebracht hatte, als Schutz für Märte, wie sie gesagt hatte.
Märte hatte das nicht verstanden, wie sie so vieles im Leben nicht verstand.

Die Hunde saßen hechelnd vor der Türe, als sie mit dem Pfarrer nach drinnen ging. Er fragte sie nach der Deutschen, aber sie wusste doch nichts, wusste nur, dass da dieser wichtige Koffer war, auf den sie unbedingt aufpassen sollte.
„Sie kommt nicht wieder!" erklärte der Pfarrer. „Hast du irgendetwas, was ihr gehört? Ich könnte es ihr bringen!"
Er sah an ihrem Blick, dass er ins Schwarze getroffen hatte.

Der Hass wird nicht siegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt