Kapitel 16:

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»Misaki-chan!« wiederholte Tomoki und ging nun in großen Schritten auf uns zu. »Wieso bist du denn in Kyoto? Fängt nicht dein Semester bald wieder an?«
Anscheinend ignorierter er Satoru komplett.
»Hmpf.« machte ich nur, weil ich mir gerade auf die Zunge biss, um nicht vor Verzweiflung loszuschreien.
»Es ist ja so eine Überraschung dich zu sehen! Weißt du Erika-chan und ich wollten hier eine Woche Urlaub machen und sind gerade unterwegs zu einer Teezeremonie in der Nähe. Da wollten wir uns ein bisschen passender kleiden. Findest du nicht, dass Erika-chan einfach hinreißend aussieht in diesem Kimono?«
Er drehte sich kurz zu Erika um und strahlte sie so an, dass ich gerne Regenbogen kotzen würde. Sie sah aber auch wirklich hübsch aus. Auch Satoru an meiner Seite warf ihr einen anerkennenden Blick zu, der meine Stimmung am Tiefpunkt ankommen ließ.
'Natürlich findet er sie toll.' Mahnte ich mich. 'Alle Jungs würden sie toll finden.'
Trotzdem spürte ich einen leichten Stich in der Brust als Satoru sie so ansah.
Als sie unter seinem Blick dann auch noch errötete und verlegen die Haare hinters Ohr strich, steigerte sich diese Beklemmung allerdings zu einer ausgewachsenen Wut und ich beherrschte mich Satoru nicht zu treten, stattdessen schlang ich einen Arm um seine Hüfte und zog ihn näher zu mir ran.
Fast erwartete ich, dass Satoru etwas sagen würde, doch er begnügte sich damit wissend zu schmunzeln und erwiderte meine Berührung mit einem Druck seiner Hand auf meinen Arm.

»Ach, hallo Tomoki! Ob du es glaubst oder nicht, aber Satoru und ich machen hier einen ganz romantischen Kurzausflug.« log ich und hoffte mein Blick könnte ihn Töten. »Wir besichtigen später noch einen der Tempel in der Nähe und brauchten dafür noch passende Kleidung. Nicht wahr Schatz
Beim letzten Satz wandte ich mich an Satoru und verstärkte den Griff um seine Taille.
Etwas verwundert sah er zu mir runter, dann schüttelte er belustigt den Kopf, ehe er seinerseits die Hand von meinem Arm löste und ihn stattdessen sanft um meine Schulter legte, fast um mich noch näher an ihn zu drücken. Mein Herz hüpfte kurz aufgeregt und für einen Moment vergaß ich meine Wut komplett.

»Ganz genau.« Satoru nickte Tomoki zu und reichte ihm die Hand. »Du bist Tomoki, eh? Hab schon von dir gehört.«
Das erste Mal in diesem Gespräch sah Tomoki nun zu ihm auf und sein Blick veränderte sich sofort von relativ fröhlich zu unfassbar arrogant. Frauenheld hin oder her, aber gegen Satoru würde er nie ankommen. Ganz still lächelte ich in mich hinein und beobachtete nun gespannt wie sich dieses Gespräch entwickeln würde.
»Für dich Kashiwagi-san.« entgegnete Tomoki kühl und machte sich nicht die Umstände Satorus Hand zu ergreifen, also zog dieser sie wieder weg und blickte nun seinerseits auf ihn herab. Ein passender Ausdruck, denn Tomoki war sicher einen ganzen Kopf kleiner.
»Hm~ Nun Kashiwagi-san wärst du so freundlich ein Stück zu Seite zu treten? Ich wollte meiner Freundin noch einen Kimono besorgen.«
Von Tomokis angepissten Gesichtsausdruck gesegnet, fühlte ich mich gleich viel besser. Nur mit Mühe unterdrücke ich ein schadenfrohes Kichern und lies mich bereitwillig von Satoru an ihm vorbei schieben.
»Hey Misaki-chan, warum tragt ihr eigentlich beide eine Schuluniform?« erhob Tomoki dann allerdings erneut die Stimme.
Meine Heiterkeit erstarb mir im Halse.
Das war dann wohl der Ausgleich...

»Wie meinst du das?« fragte ich etwas abgehakt und löste mich von Satoru, um mich ihm direkt zuzuwenden.
»Ich meine...« dabei machte er ein paar Schritte, bis er erneut vor mir stand. »... ob es vielleicht sein kann, dass du mit einem Schüler gehst? Deine Mutter wäre sicherlich ziemlich aufgebracht, wenn sie das wüsste.«
Arschloch!
»Haha~ wo denkst du hin?« Ich machte eine wegwerfende Geste mit meiner Hand und lachte laut auf. »Wieso trage ich dann auch eine? Ich hab dir doch gesagt wir studieren an der selben Uni.«
»Ah ja? Und wieso hast du sie dann? Deine Uniform ist übrigens ein wenig nass.« fuhr er fort und fixierte gespannt meine Mimik.
»Das weiß ich!« fuhr ich ihn an und schüttelte kurz den Kopf, um meine Wut wieder zu unterdrücken. »Diese Uniform ist nur... äh...«
»Von unserer Touristengruppe.« sprang mir Satoru bei. »Damit wir uns wiederkennen, hat unser Reiseleiter allen diese Uniformen ausgeteilt. Er fand das witzig, weil wir mit einem Schulbus gefahren werden.«
Wow. Eine glatte Lüge ohne auch nur zu blinzeln. Wäre ich seine echte Freundin hätte ich in diesem Moment wohl keine Hemmungen gehabt ihn zu küssen. Vermutlich sprühten meine Augen gerade Herzen.

Nur ein Mensch (Satoru GojoxOC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt