Operation Darkness || A Nivanfield Story [Resident Evil] - Band 3

Kapitel 26 - Ein längst überfälliges Abendessen

29. November 2014, Apartment von Jill, Atlanta, Georgia – Nordamerika

„Hi", grüßte er etwas flapsig und unbeholfen, als Jill Valentine ihm die Tür öffnete.

Sie hatte Carlos zum Abendessen eingeladen, da sie ihm noch eine ausführliche Erklärung sowie Entschuldigung schuldig war. Als sie unerwartet in Boston aufeinander getroffen waren, da hatten sie keine Zeit gehabt, um sich lange mit Erklärungen aufzuhalten. Allerdings hatte sie ihm versprochen, dass sobald sich die Angelegenheit etwas gelegt hatte, sie miteinander reden würden. Deshalb hatte sie ihn nun zu diesem Abendessen in ihrer Wohnung eingeladen.

Sie schuldete ihm schon viel zu lange ein Gespräch und konnte seinen Unmut darüber echt gut nachvollziehen. Deshalb wollte sie dies nun endlich nachholen, um ein für alle Mal mit der Vergangenheit aufzuräumen. Außerdem war es auch unfair Carlos gegenüber. Er hatte einen solchen Umgang echt nicht verdient. Er verdiente zu erfahren, was die Gründe waren, weshalb Jill sich nie bei ihm gemeldet hatte.

„Hey. Komm rein", lächelte sie ein wenig steif und bat ihn herein.

Carlos lächelte ebenfalls etwas befangen zurück, nickte dankend und trat ein. Es herrschte eine merkwürdige Stimmung, was daran lag, dass sie sich beide ein wenig unwohl in dieser Situation fühlten. Aber das war vermutlich vollkommend natürlich, wenn man sich Ewigkeiten nicht gesehen und nicht miteinander gesprochen hatte.

Bei Carlos rührte diese ungewöhnliche Steifheit von seiner Nervosität. Er wusste nicht, was ihn konkret erwartete, weswegen er verständlicherweise aufgeregt war. Dabei war das für den wortgewandten Carlos Oliveira recht ungewöhnlich, der normalerweise nie um einen charmanten und zugleich kecken Spruch verlegen war.

Auch Jill entging nicht, dass Carlos ungewöhnlich wortkarg und zurückhalten war. Dabei entsann sie sich daran, dass dies damals, als sie ihm erstmals in Raccoon begegnet war, ganz anders gewesen war. Da war Carlos aufgeweckt und verwegen gewesen sowie hatte nie ein Blatt vor den Mund genommen und gefühlt keine Gelegenheit ausgelassen, um irgendeinen gewitzten Satz rauszuhauen. Ein richtiger Charmebolzen eben. Aber aktuell präsentierte er sich sehr verhalten, aber Valentine ahnte, woher das rührte.

„Uhm, danke für die Einladung. Hat mich echt gefreut", rang sich Carlos ein paar nette Worte ab und räusperte sich möglichst unauffällig, denn irgendwie erschien ihm sein Hals so trocken – fast so, als steckten ihm die Worte in der Kehle fest.

„Keine Ursache. Das schulde ich dir – schon viel zu lange", antwortete Jill und die Reue am Ende des Satzes war greifbar.

„Es wäre dennoch nicht von Nöten gewesen", beharrte Carlos, obwohl er vor wenigen Tagen in Boston noch gänzlich anders geklungen hatte.

Da war er Jill regelrecht anschuldigend entgegnet. Derweil bereute er es, wie daneben er sich da aufgeführt hatte, aber die Worte waren ihm einfach so herausgerutscht, da das unverhoffte Wiedersehen mit Jill ihn derart kalt erwischt hatte. Er hatte das nicht eingeplant gehabt und daher waren die Gefühle einfach so über ihn gekommen, was ihn dazu veranlasst hatte, seine Stimme ordentlich zu salzen. Das tat ihm im Nachhinein echt leid, da er gesehen hatte, dass Jill sich seine Worte durchaus zu Herzen genommen hatte. Es war nie seine Intention gewesen, ihr Schuldgefühle zu bescheren oder sie mit den Worten zu insultieren. Da war einfach der Frust über ihn gekommen.

„Doch. Es ist definitiv von Nöten – sehr sogar", widersprach sie daher insistierend, was Carlos durchaus überraschte. Jill seufzte und strich sich eine ihrer blonden Strähnen hinters Ohr. „Ich wollte es so. Ich schulde dir definitiv eine Erklärung, denn es war nie meine Intention, dich zu verletzen, Carlos."

„Jill..."

Sie setzte ein Lächeln auf, da sie nicht wollte, dass die Stimmung jetzt schon kippte. Eigentlich sollte das ein gemütlicher, versöhnlicher Abend werden, und sie wollte nicht jetzt schon mit diesem Thema anfangen, wo sie noch nicht einmal am Essenstisch saßen.