1

6 1 0
                                    

-Amber-

Der warme Sommerwind strich sanft über mein Gesicht, als ich die vertrauten Straßen meiner Heimatstadt entlangfuhr. Nach acht langen Jahren kehre ich endlich zurück und bin eine frischgebackene Ärztin. Mein Studium habe ich erfolgreich absolviert und freue mich nun auf meinen neue Arbeitsstelle im Krankenhaus von Flussville. Leider konnte die Personalabteilung mir erst eine Stelle in 2 Monaten geben aber vielleicht kann ich diese zeit nutzen um mich vollständig nach dem Studium zu erholen.

Die Straßenbilder von Flussville hat sich verändert, neue Gebäude sind aufgetaucht, alte Läden verschwunden. Doch die Essenz der Stadt, die Erinnerungen, sie blieben unverändert tief in mir verwurzelt.

Mein Bruder Nick war das einzige Bindeglied, das mich während meiner Abwesenheit mit der Heimat verbunden hielt. Trotz unserer räumlichen Trennung hatten wir über die Jahre hinweg Kontakt gehalten, wenn auch sporadisch. Seine Besuche waren selten, seine Pflichten als Sohn, der sich um unsere an Demenz erkrankte Mutter kümmerte, hielten ihn fest in der Stadt. Die finanziellen Belastungen hatten es uns beiden schwer gemacht, einander zu sehen. Doch heute würde sich das ändern.

Mit einem Gefühl der Aufregung und Nervosität zugleich kehre ich zurück.

Würde ich Hunter wieder sehen? Mein 17 jähriges Ich, würde allein von seinem Namen wieder Schmetterlinge im Bauch haben. Aber meine heimliche Liebe zu Hunter, wurde mit der Zeit eher eine Schwärmerei, die nie erwidert wurde. Als ich mit 18 Jahren meine Heimat verlies, war Hunter als begehrter Frauenschwarm bekannt. Er konnte jede haben und verdammt, er wollte auch fast jede haben, allerdings nur für eine Nacht.

Ich freute mich auf meine Mutter und auch auf Nick, obwohl sich bei dem Gedanken an Mum ein stechen in meiner Brust bildete. Ich verbrachte oft meine Nächte mit weinen. Ich weinte um die alten zeiten als Mum noch für uns da sein konnte. Jetzt sind wir die, die für sie da sind. Obwohl Nick die Jahre alles getan hat, die Koste für die Pflege Einrichtung haben wir uns geteilt aber er war bei ihr. So wie wir es vor 8 Jahren besprochen haben. Als großer Bruder wollte er, dass ich meinen Traum erfülle und mein Studium absolviere.

Als ich mein Auto vor der Pflegeeinrichtung parkte, atmete ich tief durch und zögerte einen Moment, bevor ich ausstieg. Die Aufregung poche in meinen Adern, als ich meine Autotür öffne und aussteige. Der Weg zur Einrichtung zieht sich wie Kaugummi und ich kann es kaum erwarten endlich Mum zu sehen. Die Tür öffnet sich und die Frau am Empfang lächelt mich freundlich an.

"Guten Morgen, wie kann ich Ihnen helfen?"

"Ich würde gerne meine Mutter Mrs. Miranda Johnson, besuchen." erkläre ich der Empfangsdame.

Sie schaut in ihren Bildschirm, stand von ihrem Stuhl auf. "Folgen Sie mir. Ich zeig Ihnen den Weg."

Ich beeile mich mit ihr mitzuhalten. Immer wieder wirft sie mir Blicke zu.

"Miss Johnson, ich weiß nicht ob Sie mit ihrem Bruder gesprochen haben, aber es sieht nicht gut um Ihre Mutter aus. Sie isst kaum noch und sie baut von Tag zu Tag mehr ab."

Ich stoppte abrupt, davon hatte mir Nick nichts erzählt. Vielleicht wollte er mich nicht beunruhigen?

"Danke, dass Sie mir das mitgeteilt haben."

Vor einer Zimmertür stoppt sie.

Ich öffnete die Zimmertür. Der Geruch von Desinfektionsmittel und Alter umgibt mich, als ich in das Zimmer eintrete. Meine Mutter sitzt auf eine Couch, ein Buch in der Hand, aber ihr Blick schweift ins Leere, verloren in dem Nebeln ihrer Erinnerungen. Es schmerzte, sie so zu sehen, aber ich zwang mich, den Schmerz beiseitezuschieben, um stark für sie zu sein.

Zwischen Stahl und HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt