Kapitel 28 - Geboren um zu Sterben

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21. Dezember 2014, BSAA HQ, Atlanta, Georgia – Nordamerika

Es verschlug Chris den Atem. Das Ausmaß war noch grauenerregender, als er erwartete hatte. Amelia schien vor nichts mehr Halt zu machen. Sie kannte keinerlei Grenze, keinerlei Moral mehr. Jegliches bisschen Güte und jeglicher Funke Verstand waren in ihr gestorben. Dessen war Chris Redfield sich nun endgültig sicher, denn davon zeugte dieses Blutbad vor ihm. Er hatte selten einen solch grausigen Anblick gesehen – und Chris Redfield hatte bei Gott schon etliche abscheuliche Anblicke miterlebt. Aber das hier... das hier war ohne Worte.

Der Eingangsbereich der BSAA war gesäumt mit Leichen von edlen, ehrenhaften Männern und Frauen, die einen solchen Tod definitiv nicht verdient hatten. Überall war Blut – an Boden, Wänden sowie der Einrichtung.

Die Leichname waren offensichtlich drapiert worden, damit man sie gleich erspähte, sobald man das BSAA-Gebäude betrat. Besonders auffallend war jedoch der Schriftzug an der Wand. Dort prangte nämlich Chris Redfields Name, der mit Blut an die Wand geschrieben worden war. Amelia hatte wohl sicherstellen wollen, dass diese Nachricht auch korrekt adressiert wurde. Außerdem versetzte sie damit Redfield einen zusätzlichen Seitenhieb, denn es brannte auf Chris Seele, seinen Namen mit Blut – dem Blut dieser unschuldigen Soldaten – an die Wand seiner geliebten BSAA geschrieben zu sehen. Amelia hatte genau gewusst, was sie tat, und wie sie Chris Redfield Schmerz zufügen konnte, ohne ihm physischen Schaden zu bereiten.

Was Chris daran am meisten verärgerte, war der Umstand, dass er das nicht bedacht hatte. Er hatte nicht bedacht, dass Amelia es auf die BSAA abgesehen haben könnte, anstelle auf ihn oder einer seiner direkten Verbündeten. Er war so auf die ihm nahestehenden Personen fixiert gewesen, da sie die offensichtlichsten Ziele dargestellt hatten, sodass er alle weiteren Eventualitäten nicht mehr in Erwägung gezogen hatte. Er war felsenfest davon überzeugt gewesen, dass Amelias nächster Anschlag erneut auf ihn oder einer der anderen gehen würde.

Chris schallte sich innerlich, dass er das nicht besser überdacht hatte. Denn im Nachhinein war es eigentlich ebenso naheliegend, dass Amelia auch die BSAA ins Visier nehmen könnte, um Redfield zu schaden. Denn auch wenn er der BSAA den Rücken gekehrt hatte und gegenwärtig nicht mehr dort angestellt war, so bedeutete ihm die BSAA trotzdem noch viel. Und das wusste auch Amelia Lawrence, die schließlich lange Zeit die Leiterin der BSAA-Atlanta gewesen war und somit Chris Redfield gut kannte.

Das hatte sie also wahrlich geschickt eingefädelt. Das musste Chris ihr leider zugestehen. Sie hatte zunächst die Aufmerksamkeit auf seine Verbündeten gelenkt, als sie Claire und Rebecca ins Visier genommen hatte, nur um dadurch gleichzeitig von ihrem nächsten Vorhaben abzulenken. Sie war gewieft.

Der Veteran ballte die Hände zu Fäuste. Einige die dort leblos am Boden lagen oder am Empfangstresen lehnten kannte er sogar persönlich, da sie schon Teil der BSAA gewesen waren, als auch er noch der BSAA angehört hatte. Auch das war sicherlich von Amelia gewollt und genau so einkalkuliert gewesen.

„Elendes Miststück...", grollte Chris leise, als sich sein Gesicht verzerrte.

Piers stand neben dem Älteren und besah sich ebenfalls mit abfälliger Grimasse das Massaker. Das war einfach nur noch widerlich, und vor allem kaum zu glauben, dass all diese Leute nur hatten sterben müssen, weil Amelia sich an Chris Redfield rächen wollte.

„Das ist schrecklich...", bestätigte Piers.

„Ja", erwiderte Redfield und seine Stimme troff vor Abscheu. „Sie ist definitiv zu weit gegangen."

Fiona Lopez trat an die Seite des Veteranen. Auch sie machte definitiv keinen erfreulichen Eindruck. Sie reichte dem Ex-BSAA-Captain ein Tonaufnahmegerät.

Operation Darkness || A Nivanfield Story [Resident Evil] - Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt