Kapitel 24: Zum Feierabend

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Viktors Mimik ist unergründlich, aber über das Band zwischen uns kann er mir nichts vormachen. Das bemerkt er ebenso, weshalb er aus Reflex tief Luft holt.

„Nächste Woche Freitag habe ich die Untersuchungsräume für mich gebucht. Dann tue ich, was ich angekündigt habe. Ich werde dich von oben bis unten durchchecken", verkündet er verhalten.

Und zwar weil er genau weiß, was für eine Reaktion das bei mir auslöst.

„Nein", ist das einzige, was ich dazu aus mir heraus bekomme.

„Doch, Leni. Bevor du zum Vampir werden kannst, muss ich wissen, dass du kerngesund bist", betont Viktor ruhig.

Jetzt ist er für mich doch ein unheimlicher Arzt und mein erster Impuls ist auch direkt zu widersprechen, soweit komme ich aber nicht.

„Sieh mich an, Leni. Sieh mir in die Augen, na los", sagt er streng.

Ich tue das und blicke in dunkelrote Augen, die mich förmlich anleuchten und einhüllen wollen. Das erste Mal wünsche ich mir, dass er mir den Befehl geben kann, keine Angst zu haben.

Aber scheiße auch, ich bin immun.

Und ausnahmsweise sind Viktor und ich da einer Meinung, das spüre ich deutlich.

Viktor setzt ein Lächeln auf und streichelt voller Liebe über meine Wange. Seine dunkelroten Augen sind leider aber auch echt verführerisch, fasziniert starre ich ihn an.

„Als dein Seelengefährte komme ich ziemlich gut zu dir durch. Leni, ich muss noch Blut von dir abnehmen für die Blutwerte bis nächsten Freitag", setzt Viktor an, doch da ist es bei mir vorbei.

Mich überkommt direkt die Panik allein nur bei dem Gedankengang, eine Spritze würde sich mir nähern.

„Ganz ruhig, Leni. Sieh mir weiter in die Augen. Leni, mach was ich sage, sieh mich an!", betont er strikt.

Er umfängt mich nun besonders und streichelt voller Zärtlichkeit eine Haarsträhne beiseite, was das Gefühl der bevorstehenden Blutabnahme, zu der er mich zwingen will, aber nicht verbessert.

Ich bekomme das Gefühl, als explodiere gleich meine Brust und meine Augen beginnen ganz leicht vor Tränen zu verschwimmen.

„Siehst du, war doch gar nicht so schlimm. Du hast es nicht mal bemerkt. Du bist eine so brave und liebe Seelengefährtin, mein Schatz", sagt Viktor nun und hält ein großes Röhrchen mit dunkelroter Flüssigkeit darin in die Höhe.

Ich schaue nun wirklich enorm irritiert dahin, weil auf dem Röhrchen „Schilling, Leni (*24.12.1996)" steht. Dann schaue ich perplex auf meine Armbeuge, wo Viktor noch immer einen Tupfer draufdrückt. Und direkt neben uns liegt einfach ein verdammtes Blutabnahme Set mit der Spritze, die eben scheinbar in meinem Arm gesteckt hat.

Meine Kinnlade fällt direkt vom Balkon, vor allem, als Viktor dann seelenruhig den Tupfer weg nimmt und ein kleiner, roter Einstich zum Vorschein kommt, auf dem er nun eins von diesen typischen Pflastern klebt. Mit seinem Daumen streicht er liebevoll die zwei kleinen Tränen weg, die sich gelöst haben.

Mehr kommen aber nicht hinzu.

„Ok, stopp! Wie zum Teufel hast du das gemacht?", will ich wissen und lehne mich direkt gegen ihn auf.

Er hält streng gegen und streichelt nun ganz vorsichtig und behutsam über die Stelle, wo er komplett unbemerkt eine ganze verdammte Spritze hinein gesteckt hat.

„Du gehorchst meinem Vampirbefehl nicht, aber für die Wirkung der Seelenverbindung bist du sehr anfällig, wenn du nicht aufpasst", verrät Viktor mir mit einem immer breiter werdenden Grinsen.

Verbunden mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt