Es ist ein sonniger Samstagnachmittag, und Nael und ich schlendern Hand in Hand durch den belebten Park. Kinder lachen und spielen auf den Wiesen, Vögel zwitschern in den Bäumen, und der Duft frisch gemähten Grases liegt in der Luft. Für einen Moment vergesse ich all den Stress und die Sorgen der letzten Tage und genieße einfach die Zeit mit Nael.
Heute ist das erste Mal, dass wir uns wiedersehen, seit wir uns so gestritten haben. Am nächsten Abend hat Nael mich zwar angerufen und sich mit mir versöhnen wollen, doch es hat bis zum Wochenende gedauert, bis wir die Gelegenheit hatten, das ganze auch nochmal persönlich zu klären.
Nach unserem Gespräch sind wir in ein kleines, italienisches Restaurant gefahren und haben zu Mittag gegessen. Nael hatte Spaghetti mit Garnelen und ich Penne mit Gorgonzola und Spinat.
Da die Sonne heute hoch über Berlin am strahlend blauen Himmel steht, haben wir uns dazu entschlossen, noch eine Runde spazieren zu gehen.
Wir gehen den Hauptweg entlang, als ich eine vertraute Gestalt in der Nähe einer Parkbank erblicke. Lautlos seufze ich und versteife mich augenblicklich. Es ist Abedin, Naels neuer "Freund", den ich so gar nicht leiden kann. Abedin ist laut, unfreundlich und scheint ständig in Schwierigkeiten zu geraten.
"Jo, Nael!" ruft er und kommt geradewegs auf uns zu. Sein schiefes Grinsen wirkt falsch und er mustert mich kurz, bevor er dazu übergeht, mich zu ignorieren. Er hat nicht mal den nötigen Anstand, mich zu begrüßen. "Was geht?"
Nael lächelt, doch er wirkt nervös, als würde ihm nicht gefallen, dass wir seinen Freund hier treffen. Er löst unsere Hände, um Abedin zur Begrüßung die Hand zu geben. "Nix, Bruder, bisschen spazieren. Was geht bei dir?"
Abedin grinst breit und klopft Nael auf die Schulter. "Nicht viel, Habibi. Ey, hast du noch was von diesem geilen Gras, oder soll ich was besorgen? Wir wollen ja heute Abend im Studio nicht auf dem Trockenen sitzen."
Mein Herz rast, als ich Abedins Worte höre. Ich ziehe die Augenbrauen hoch, überrascht und besorgt zugleich. Aufgebracht fahre ich zu Nael herum. "Was meint er, Nael? Wovon redet er da?"
Abedin bemerkt die Spannung und hebt entschuldigend die Hände. "Oh, sorry, man. Ich geh mal lieber weiter. Wir sehen uns später." Er klopft Nael zum Abschied nochmal kräftig auf die Schulter und läuft dann davon.
Wütend funkele ich Nael an und weiche einen Schritt zurück. "Was meinte Abedin damit?", wiederhole ich lauter und schneidender.
Er weicht meinem Blick aus. "Gar nix, man. Das war einfach ein dummer Scherz. Lass uns weitergehen."
Ich lache verächtlich. Ich glaube ihm kein Wort.
"Kiffst du?", frage ich ihn ganz direkt.
Er lacht unsicher. "Als ob."
Ich trete einen Schritt näher an ihn heran und sehe ihm tief in die Augen, während meine Hände verkrampfen. "Ich frage dich nur noch einmal und wage es dich, mir ins Gesicht zu lügen. Kiffst du?"
Nael seufzt resigniert und sieht sich im Park um, als suche er nach den richtigen Worten. "Ab und zu. Aber es ist nicht so schlimm, wie es klingt. Es hilft mir einfach, den Stress abzubauen."
Enttäuschung und Wut steigen in mir hoch. Mein Herz rast, mein Hals schnürt sich zu und Tränen brennen heiß in meinen Augen. "Nicht so schlimm?", frage ich fassungslos mit brüchiger Stimme. "Das ist illegal und gefährlich! Reicht es denn nicht, dass du rauchst und trinkst, musst du jetzt ernsthaft auch noch Drogen nehmen?"
"Drogen", wiederholt Nael abfällig. "Ich rauche manchmal einen Joint, ich sitze nicht am Bahnhof und spritze mir Heroin."
"Ne, noch nicht, aber du bist jetzt wieder einen Schritt näher dran. Mach so weiter, dann kommst du da auch noch hin."
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Süß wie Baklava
JugendliteraturNael und Shalia kennen sich seit dem Kindergarten, denn genauso lange ist Nael schon der beste Freund ihres älteren Bruders Zayn. Deshalb treffen die beiden sich auch heimlich, als ihnen klar wird, dass sie mehr füreinander empfinden als Freundschaf...