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                            Dunya Hussein

Gelangweilt schaue ich durch die Klasse. Sie ist heute erstaunlich ruhig. Selbst Baran hat den Kopf auf den Tisch gelegt und macht nichts. Vielleicht liegt es daran, dass wir Montag haben und die erste Stunde des Tages Mathe ist. Ich reibe mir meine Augen. Ich bin so müde. Der Lehrer redet und redet, aber keiner hört ihm zu. Halt doch einfach die Fresse. Gähnend setzt sich mein Sitznachbar auf.

Er hebt etwas seine Brille an, um sein rechtes Auge reiben zu können. Immer noch etwas verschlafen, lässt er seine Hände auf den Schoß fallen. Seinen Kopf lässt er kreisen und lockert seine Schultern. Oh ja, er ist sehr müde.

Irgendwie macht mich der Anblick seines müden Daseins auch müde. Seine Gesichtszüge zeigen einen Hauch von Erschöpfung. Meinen Kopf drehe ich weg, lege ihn auf meinen Arm und starre aus dem Fenster. Meine Augen werden immer schwerer, jedoch schaffe ich es einfach nicht einzuschlafen.

Meine Seele ist müde, aber kein Schlaf kann diese Müdigkeit nehmen.

Engel selbst versuchen, mich in den Schlaf zu singen, scheitern jedoch. Der Junge, den ich in kalten Nächten schamlos Engel nenne, schafft es bewusst von der Sünde, mich in den Schlaf zu wiegen, als seine Finger beginnen, mit meinen Haaren zu spielen.

In kalten Nächten, wo die Sünde die warme Sonne ist und der Mond die kalte Wahrheit, schaffen es zwei Seelen mit sündhaften Berührungen, in den Schlaf zu weilen.

Im Jenseits weiße Wolken, im Diesseits verpestete graue Wolken.

Sündiges grau-weißes Sunnah.

In ihren grauen Herzen glänzen sie, weißes Gold, umschattet vom sündigen Silber.

Baran spielt mit den Längen meiner Haare, doch es kitzelt bis in die Kopfhaut. Ein kleiner Schauder überkommt mich. Ich bemerke, wie Baran sich hinterher in die genau gleiche Position mit dem Kopf auf den Tisch legt, nur verweilt jetzt seine ganze Hand auf meinem Kopf.

Und wir beide verfallen in einen Schlaf des gold-weißen Silbers, umschattet von Sünden, verpestet von der kalten Wahrheit.

                                     🝮🝮🝮

Ich frage mich wirklich, wie ich über diese Ruhe in der Klasse klagen konnte. Schon beginnt die zweite Stunde, und alle benehmen sich wie Affen, der größte Affe von ihnen ist der, der gerade neben mir sitzt. Passend zu der Beschreibung schaut er sogar gerade Affenvideos. Ich schaue auf sein Handy, das zwischen unseren Mäppchen versteckt liegt. „Du bist so komisch", sage ich leicht angewidert. Baran legt seine große Hand auf meinen Kopf und dreht ihn weg. Hund.

Pff, meine dunklen Augen wandern erneut durch den Klassenraum und finden warme, grüne Augen. Arda! Ich schenke ihm ein warmes Lächeln, das er leicht schüchtern erwidert. Manchmal frage ich mich, wie die beiden Freunde sein können. Baran und Arda sind wie Weiß und Schwarz, und doch ergibt sich aus den beiden ein perfektes Grau, das sich an alle Seelen anpasst. Arda schaut wieder nach vorne. Er hat eine süße Ausstrahlung, nicht wie dieser Affe neben mir.

„Oh mein Gott! Schau mal, der bist du!", ruft er hibbelig und zeigt mit dem Finger auf seinen Bildschirm. Ich folge seinem Finger und erblicke einen schwarzen Affen, der murrend eine Banane isst. „Du Hund! Du bist dieser eklige braune da, der wie ein Volltrottel lacht", zicke ich ihn an. „Na! Passt doch, sogar als Affen sind wir so gleich, aber auch verschieden", amüsiert verschränkt er seine Arme und lehnt sich weiter im Stuhl zurück.

𝐅𝐀𝐑𝐁𝐋𝐎𝐒𝐄 𝐖𝐄𝐋𝐓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt