Fast friedliche Zeiten

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„Lauf Lu! Wenn sie uns erstmal erreicht, dann wars das!"
„Ich lauf doch schon so schnell ich kann!"
„Dann musst du noch schneller laufen!"
„Meinst du sie wird uns wirklich töten?!"
„Sie wird uns nicht nur töten, sondern uns langsam und qualvoll dahinrotten lassen und uns dann an ein Seemonster verfüttern und dabei noch hinterhältig lachen und sagen „Ihr habt es ja so gewollt!"

Die Worte meines Vaters beruhigten mich nicht wirklich als wir zwei um unser Leben in die Wälder vom Mount Korvo liefen. Meine Lunge schmerzte bereits und mein Mund war schon ganz trocken, aber der Gedanke zurückzukehren war zu keiner Zeit eine Option. Viel zu viel Angst hatte ich vor meiner Oma Dadan, die uns bis vor einiger Zeit noch dicht auf den Fersen war. In ihrer Hand schwenkte sie ihre riesige Holzkeule, während sie so bedrohlich aussah wie ein hungriger Löwe auf Beutejagd. Aber besonders weit hergeholt war es vermutlich nicht, denn Papa und ich hatte ihr in unserem Fresswahn alle ihre Vorräte aus dem Schlafzimmer geklaut und nun war sie sauer. Obwohl, sauer war gar kein Ausdruck. Sie war zornig, schockiert, gar wutentbrannt und laut schreiend hinter uns her nach draußen gelaufen.

Direkt als mein Vater ihren Blick sah wusste er, was los war und zog mich kurzerhand mit in den Wald, um zu fliehen. Viel zu oft hatte er wohl schon in seiner Kindheit Dadan in so einer Laune erlebt und die besagte nie etwas Gutes. Obwohl Dadan laut Ruffys Erzählungen sowieso nie gelernt hatte zu lachen und mal etwas Spaß zu haben.

Da waren wir nun: Vater und Tochter, auf dem Weg in ihr Verderben, immer noch hungrig und voller Angst, dass sie das Gesicht ihrer Mutter beziehungsweise Partnerin nie wieder sehen würden.

Meine Füße schmerzten schon vom vielen Rennen und immer wieder ausweichen von Ästen und Sträuchern, während mein Vater noch aussah, als wäre er noch im Körper eines Anfang 20-Jährigen. Irgendwann wollte ich genauso stark und fit sein wie er oder meine Mutter, dass schwor ich mir schon seit Jahren.

Immer wieder sah er wie mein persönlicher Bodyguard zurück, um sicherzugehen, dass seine Ziehmutter uns nicht mehr folgte, bis er schließlich an einem kleinen Fluss zum Stehen kam.

Denn egal wie wütend meine Oma auch war, mit ihren vielen Zusatzgewichten auf der Hüfte war sie das komplette Gegenteil meiner Mutter. Dick und unsportlich.

„Woher wusstest du das sie ihr ganzes Essen in ihrem Schlafzimmer aufbewahrt?", schnaufte ich immer noch außer Atem, als ich mich mit meinen Armen auf den Oberschenkeln abstützte um meinen beschleunigten Herzschlag wieder zu beruhigen. Wie gerne würde ich jetzt in diesem kleinen, wunderschönen Fluss vor uns ein Bad nehmen, aber aufgrund meiner Teufelskräfte verwarf ich den Gedanken besser schnell wieder, wenn ich nicht direkt, wie ein Stein zu Boden gehen wollte.

„Die alte Schachtel ist viel zu leicht durchschaubar. Sie bewahrt immer ihre wertvollsten Sachen in ihrer unmittelbaren Umgebung auf, damit sie sie persönlich beschützen kann. Früher haben Sabo, Ruffy und ich ihr schon so oft Dinge unter den Nägeln wegstibitzt, während sie schlief oder auf dem Klo saß. Wir waren viel zu schnell, sodass sie uns niemals in die Finger bekommen hat." Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus, als er kurz in die Hocke ging und das Spiegelbild seines Gesichts im Wasser betrachtete. „Ich habe ihr damals sogar ihren Lieblingssake gestohlen, mit dem wir drei dann auf unsere Brüderschaft angestoßen hatten."

„Aber warst du nicht noch ein Kind?"

Er nickte stumm. „Aber eine Zeremonie ohne Alkohol und eine Verbrüderung ohne etwas zum Anstoßen wäre nur die Hälfte wert gewesen, findest du nicht?" Dabei lachte er aus vollem Herzen, während ich ihn nur stumm ansah.

Manchmal wünschte ich mir, ich könnte mir einen Film über sein oder Mamas Leben in Dauerschleife anschauen, um zu wissen, was sie beide in ihrer Jugend so getrieben hatten und warum sie so willensstark und unverwechselbar geworden waren. Ja, man konnte sagen, dass ich meine Eltern durchaus bewunderte, auch wenn sie mich regelmäßig in den Wahnsinn trieben. So wie auch in dem Moment.

Feuer und Wasser 3.0 (OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt