Kapitel 23

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Die Uber Arena in Berlin ist während des Aufbaus für unsere neue Show voll mit der Crew, die gerade allerhand Technik verlegt und verkabelt und testet. Zwischendrin stehen Illusionen bereits auf der Bühne, die mein Bruder und ich die letzten Tage bereits geprobt haben, seitdem wir hier sind und dazwischen laufen wir beide auch umher, damit wir uns einen Überblick über alles verschaffen können.

Einige aus der Crew laufen an mir vorbei, während ich die Gänge wieder runterlaufe, nebenbei auf mein Handy schaue und immer wieder mitbekomme, dass ich ein paar Nachfragen auf meinen Sender bekomme, die aber von anderen bereits beantwortet werden. Die große Show ist am Donnerstag, mein Kopf ist gerade immer irgendwo und das ganze Gewusel um einen herum macht das alles nicht sehr viel einfacher.
Chris: Hey!"
Zwei Männer laufen an mir vorbei, haben das Crewshirt von uns an, aber in dem Moment kann ich sie überhaupt nicht einsortieren. Auf mein Rufen reagieren sie auch überhaupt nicht. Ich würde ihnen gerne nachlaufen, kann das aber gerade nicht und ignoriere es daher für den Augenblick einfach. Als ich bei der Bühne ankomme, schaue ich mich einmal um, sehe mir bekannte Illusionen, aber ebenfalls in der Ecke auch eine, die gerade für die folgende Show noch im Bau ist. Daraufhin kneife ich meine Augen zusammen, reibe mir mit den Händen einmal darüber und geh einfach weiter.
Chris: Ich bin definitiv überarbeitet und übermüdet..."
Auf der Bühne steht zuerst noch mein Bruder, der mich einzig nochmal anlächelt, bevor er mit einen dieser fremden Männer nach hinten geht. Ich würde gerne nachfragen, aber da sind sie bereits weg.

Das FOH am Ende der Arena ist ziemlich leer gerade. Die ersten Kameras werden ausgerichtet und gecheckt, dazu auch die Leinwände, damit dort auch alles passt und die Bildschirme auf der Rückseite der Bühne, womit wir das Bühnenbild gestalten. Kyra sitzt auf dem Platz von Juliette und spricht über den Sender mit jemanden. Dabei sieht sie ziemlich gestresst aus, weswegen ich zu ihr vorlaufen will, allerdings vorher schon mitbekomme, was los ist. Dafür muss ich mich nur umdrehen und rauf auf die Traversen schauen, wo sowohl einige Lautsprecher als auch einige PAR-Scheinwerfer hängen. Und mit dabei Juliette und Levi, die gerade hitzig miteinander diskutieren. Nun greife auch ich nach meinen Sender und schalte mich sowohl zu Levi als auch zu meiner Freundin durch.
Chris: Juliette, Levi, könnt ihr für solche Sachen bitte auf den Boden kommen?"
Ob ich denen was sage oder eben nicht, das ist denen vollkommen egal. Immer wieder versuche ich mich bei denen durchzuschalten, eine Reaktion zu bekommen, aber darauf kann ich lange hoffen. Als Levi dann auch noch leicht gegen die Schulter von Juliette schlägt, suche ich mir andere Mittel.
Chris: HEY! LASST ES ENDLICH!"
Von Juliette bekomme ich einen Blick zu sehen und ich merke, dass meine Reaktion ein Fehler gewesen ist. Dass Juliette nicht aufpasst, nutzt Levi auf, greift nach ihren Schultern und schubst sie von dort runter, sodass sie die zehn Meter von der Traverse runterfällt.

***

Ich schrecke auf, weiß nicht wo ich bin, was gerade bitte passiert ist und merke einzig, dass ich am ganzen Körper zittere, eine zu schnelle Atmung habe, schwitze und mir ist viel zu heiß. Es war nur ein verdammter Traum. Aber einer der Sorte, die sich zu real angefühlt haben. Regungslos sitze ich dort, habe im Ohr noch den Schrei von Juliette und die Bilder vor Augen, wie sie dem Arenaboden immer näher kommen. Mein Gesicht kühlt sich ein wenig ab, aber nur, weil dort vereinzelte Tränen drüber laufen.

In der Dunkelheit dieses Zimmers kann ich nichts sonderlich klar wahrnehmen. Aber immerhin fällt mir wieder ein, dass ich im Zimmer der Unterkunft in Amsterdam bin, wo Juliette und ich für ein paar Tage hingefahren sind. Und da die Gardienen nicht sehr viel Licht abdecken, ist es hier immerhin nicht stockfinster drinnen. Nach und nach kann ich auch wieder richtig hören, komme aus meinem Tunnel raus, in den ich gefangen gewesen bin und habe das Gefühl, wieder runterzukommen.
Juliette: Christian!"
Ich habe Juliette gar nicht mehr mitbekommen. Erst jetzt, als sie besorgt neben mir im Bett sitzt, mich mit ihrem Blick löchert und mich von einem in den andern Film trägt.
Chris: Geht es dir gut?"
Juliette: Sollte ich dich das nicht fragen?"
Es war nur ein verdammter Traum, Christian. Als ich das nächste Mals ausatme, fallen meine Schultern zusammen und ich lasse meinen Kopf kurz hängen. Immerhin kann ich wieder gut atmen, mein Herz beruhigt sich langsam wieder und das Zittern lässt nach.
Juliette: Was ist passiert? Was ist los mit dir?"
Chris: Ich...hatte einfach nur einen Albtraum, weiter nichts."
Juliette: Weiter nichts? Du bist aufgeschreckt, hast mich dadurch geweckt und warst überhaupt nicht ansprechbar."
Chris: Es ist alles schon okay, wirklich."
Juliette: Ich kenne dich gut genug, damit ich weiß, dass es das nicht ist. Lass uns bitte drüber reden, damit alles wieder gut werden kann."

Ich schaffe es nur zu nicken, Juliette legt die Decke von sich runter, rückt noch näher an mich heran und legt ihre Hände dann auf meine Beine, als ich weiter vor mich hin schweigen würde.
Chris: Es war vor der Show in Berlin und eigentlich war alles normal. Ich wollte gerade zur Bühne, habe das FOH mit einer panischen Kyra gesehen und dann gemerkt, dass oben auf einer dieser Traversen du und Levi streiten. Über den Sender habe ich keinen bekommen und als ich zu euch gerufen habe, hast du darauf reagiert und...Levi hat dich von da oben runtergestoßen..."
Juliette: Chris."
Chris: Ich habe dich noch schreien gehört und konnte einfach nichts machen und es fühlte sich alles so real an und ich hatte einfach Panik und ich wusste nicht, was passiert und warum Levi das getan hat und wie es weitergehen würde und..."
Juliette: Chrissy..."
Juliettes Hand fühlt sich so eiskalt auf meiner Haut an, als sie diese nun an meine Brust legt. Für den ersten Augenblick höre ich auf zu atmen, bevor ich es schaffe, das wieder regelmäßig zu machen. Etwas klarer kann ich zu ihr schauen und mit ihrer zweiten Hand wischt sie mir noch die letzten Tränen weg.
Juliette: Mir geht es gut, Levi würde sowas niemals im Leben machen und niemals würde ich da oben ohne Sicherheitsgurt rumlaufen. Es ist alles okay."
Ganz vorsichtig nicke ich, bis Juliette meinen Kopf zu sich dreht und mich noch sanft küsst.

Danach bleibt sie nahe bei mir, schaut mich nochmal genaustens an, bevor sie einen Moment seufzt und mir kurzerhand das Haar aus dem Gesicht streicht.
Juliette: Deswegen wollte ich nicht, dass du das aktiv mitbekommst. Weil ich weiß, wie viel dir sowieso durch den Kopf geht und ich wollte dir nicht mehr Stress machen."
Chris: Ich möchte aber, dass du mir sowas sagst..."
Nun greife ich nach ihrer Hand, halte diese fest und halte meinen Blick auch darauf gesenkt, damit Juliette weiterhin bei mir bleibt. Als ich vorsichtig aufschaue, sehe ich auch wieder in ihre dunklen Augen.
Chris: Du bist meine Freundin, ich will dich mit sowas nicht alleinlassen."
Verlegen lächelt sie, senkt ihren Blick für einen Moment, bevor sie wieder etwas ernster zu mir blickt.
Juliette: Kannst du wieder schlafen, willst du noch was machen?"
Chris: Ich will dich einfach nur bei mir haben, dann ist alles in Ordnung...

Never Less Than a LoverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt