Alltag auf See

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Seit unserer Abreise aus Foosha waren inzwischen 4 Monate vergangen, 4 Monate in denen ich mich schon wieder soweit auf der Moby Dick eingelebt hatte, dass es sich anfühlte als seien wir nie weg gewesen. 4 Monate, in denen ich die Zeit mit jedem Einzelnen hier in vollen Zügen genoss und durch mein tägliches Training mit Thatch sogar immer größere Fortschritte in dieser Hinsicht machte.

Das Training mit unserem Schiffskoch machte mir wesentlich mehr Spaß als das mit Papa, da Thatch nicht ganz so engstirnig und verbissen war wie er. Außerdem hatte er keine gemeine und hinterhältige Teufelskraft, mit der er mir drohen konnte, wenn ich doch mal keinen allzu guten Tag erwischt hatte.

Marco war so lieb und gab mir ein noch freies Zimmer auf dem Stockwerk unter dem Kommandantenflur, damit meine Eltern wieder mehr Privatsphäre hatten, aber auch damit ich endlich mehr Privatsphäre bekam. Denn in einem Punkt waren sich alle einig. Aus mir war eine süße und langsam immer hübscher werdende junge Frau geworden. Und da gehörte es sich nicht, immer noch mit seinen Eltern in einem Raum zu schlafen und nur noch in kurze Hosen über das Deck zu laufen, wie ich es zuletzt tat. Das hatte auch Izo irgendwann eingesehen, als er mir mal wieder die Haare machte und mir eines seiner Gewänder lieh, die ich schon immer so gerne trug, bis er feststellte, dass man meinen BH dadurch sehen würde. Oder aber als Thatch für mich in der Stadt ein paar Hygieneartikel kaufen musste, nachdem ich urplötzlich beim Training zu bluten begann. Aber nicht wie üblich durch eine meiner Wunden.

Vor allem aber hatte ich meine Privatsphäre bekommen, damit ich meine stundenlangen Telefonate mit Atu führte konnte, ohne jemanden dabei zu stören oder zu nerven.

Er erzählte mir, dass sein Vater vor Kurzem auf der Insel war und wie glücklich und stolz der Pirat war, was für ein vorbildlicher und wohl erzogener junger Mann er geworden war. Insgeheim freute ich mich so sehr für ihn, denn ich wusste ganz genau, dass die Worte ihm gut getan hatten. Vor allem, nachdem er seine Zweifel mit gegenüber offenbart hatte.

Zusammen mit Namur lernte ich ein wenig zu navigieren, Azu erzählte mir viel über die vergangene Geschichte und Marco nahm mich wenigstens ab und zu mal mit, wenn er ein paar Runden in der Luft drehte. Ja, ich bereute es nicht eine Sekunde aus Foosha weggegangen zu sein, denn genau wie mein Vater auch, hatte ich langsam immer mehr das Gefühl hier aufs Meer zu gehören. Es war, als würde mich die See immer wieder rufen, immer wieder zu mir sagen, dass ich nur dort so unbeschwert und frei leben könnte, wie sonst nirgendwo anders.

Ich hätte glücklicher nicht sein können, als an dem einen Morgen meine Mutter mit einer Tasse Tee in meiner Tür stand und sich zu mir auf das Bett setzte.

„Ich habe lange mit Marco und Ace gesprochen. Was hältst du davon, wenn du endlich deinen Opa kennenlernst?"

Die Frage meiner Mutter brachte mich vollkommen aus dem Häuschen. Mein Opa Rayleigh war der Einzige, den ich noch nicht persönlich kennengelernt hatte und ich war nur bei ihren Worten schon allein total aufgeregt.

„Im Ernst?!"

„Aber ja. Du bist stark und alt genug geworden, um endlich selbst an Land des Sabaody Archipels gehen zu können. In 8 Tagen werden wir dort sein, also mach dich darauf gefasst, deinen Opa zu treffen."

„Weiß er denn, dass wir kommen?"

„Ja, Azu hat gestern mit ihm gesprochen. Ich schätze er ist genauso aufgeregt wie du auch", kicherte meine Mutter und ließ mich dann allein zurück.

„Mama? Meinst du er wird mich mögen?"

Irritiert sah sie zu mir zurück, ihr Blick ausdruckslos, fast schon wütend. „Nein, er wird dich nicht mögen, Lu. Er wird dich lieben!"

Feuer und Wasser 3.0 (OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt