18. Vorbereitungen

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„Peter?", fragte ich leise und blieb stehen.
„Ja?", fragte er lächelnd und sah zu mir. Als er sah, das ich mit mir rang, wechselte seine Stimmung in Besorgnis. „Was ist los?"
Ich zögerte für einen Moment, denn ich wusste nicht wie ich es ihm beibringen sollte. „Steph, was ist los?", fragte er nun etwas eindringlicher.
„Du hast doch erzählt, dass du bei Oscorp von einer Spinne gebissen worden bist, richtig?" stieg ich in das Thema mit ein.
„Ja", antworte er unwissend worauf ich hinaus wollte.
„Ach vergiss es. Nicht so wichtig", tat ich plötzlich ab.
„Sag schon", drängte er mich auf seine höfliche Art und Weise. Ich druckste herum und zog meine Unterlippe zwischen meine Zähne.
„Wie lange hat es gedauert, bist du die ersten Veränderungen bemerkt hast?"
„Wa-was? Was meinst du?" Er blieb stehen und sah mich an. Währenddessen überlegte ich, wie ich mich aus dem Thema entziehen konnte.
„Ich bin nur neugierig", fand ich eine Lösung.
„Warte. Du warst doch letzten Samstag bei Oscorp. Wegen dem Museum."
„Die Ausstellung ja."
„Willst du... willst du mir sagen, dass du-„
„Ich weiß es nicht Peter", erwiderte ich durcheinander. Ich wollte gerade zum Weiterreden ansetzen, als die grelle Hupe eines Zuges ertönte und mein Kopf wieder zu klingeln begann. Sofort krümmte ich mich zusammen. Bitte nicht!
„Steph?", fragte Peter.
„Alles gut", keuchte ich und richtete mich langsam wieder auf. „Sind nur Kopfschmerzen", tat ich ab und versuchte zu lächeln.
„Bist du dir sicher?"
„Ganz sicher", lächelte ich. „Lass uns einfach nach Hause gehen. Ich bin müde und es war ein langer Tag", lenkte ich ab und ließ mich wieder bis zur Tür begleiten.
„Okay. Dann... sehen wir uns wieder in den Kursen", verabschiedete er sich. Ich nickte lächelnd und stieg die Stufen hinauf um im Haus zu verschwinden. Nein, ich konnte es nicht sagen. Noch nicht zumindest, dachte ich mir und verschwand in meinem Zimmer. Langsam musste ich herausfinden, ob der Stich bei Oscorp eine Einbildung oder tatsächlich ein Biss einer Spinne war. Sobald ich ausgeschlafen war, würde ich es austesten. Aber was wenn es tatsächlich ein Spinnenbiss war? Scheiße! Einzig positiv war, ich mutierte nicht zur bösen Seite. Aber konnte ich überhaupt bis morgen warten? Auf gar keinen Fall! Nachdenklich fuhr ich mir mit der Hand über die Stelle, wo ich den Stich verspürte. Ratlos fuhr ich mir mit den Händen über mein Gesicht und strich mir so die Haare weg. Ich legte mich rücklings aufs Bett und legte meinen Arm auf meinen Mund. Gedanken benebelnden mein Gehirn. Mit Hummeln im Hintern stand ich wieder auf, zog mir bequeme Sachen über und verließ in den frühen Morgenstunden wieder das Haus. Um Schlaf zu finden, war ich viel zu munter. Zum Glück gab es hier in Queens genug verlassene Orte um ungestört zu sein. Mit meinen Kopfhörern schritt ich zügig durch die Straßen bis ich dort war, wo ich hin wollte. Der alte Hafen. Ich zog mir die Kapuze vom Kopf.
„Dann mal los", murmelte ich. Doch wo genau sollte ich anfangen? Ich war überfordert. Ich ging zu der Wand rüber und starrte an dieser hoch. Von einer leichten Hocke sprang ich hoch und versuchte mich an der Mauer festzuhalten. Ungefähr einen halben Meter über dem Boden blieb ich kleben.
„Heiliger Bimbam", stieß ich aus und erhielt meine Antwort die ich suchte. Der Stich war keine Einbildung. Es war tatsächlich ein Spinnenbiss. Wieder blickte ich zur Decke und krabbelte vorsichtig weiter hoch bis ich an der Decke angekommen war. Ich wartete noch eine Weile bevor ich mich abstieß und wieder auf den Boden der Tatsachen ankam. Nur ein Traum. Das ist alles nur ein grässlicher Traum!, redete ich mir ein. Peter würde komplett ausflippen, wenn er davon erfahren würde. Ich konnte seine Worte buchstäblich in meinem Kopf hören. Die ganze Leier von es ist zu gefährlich bis hin, ich könnte es nicht mit den Gegnern aufnehmen.
Erst als der Tag wieder hereinbrach machte ich mich auf den Heimweg. Neben mir stehend, kehrte ich in mein Zimmer zurück und ging duschen. Konnte New York eine zweite Spinne vertragen? Anderseits, wurden die Gegner immer stärker und Peter konnte jede Hilfe gebrauchen. Würde Jameson auch ebenfalls diffamieren? Fragen über Fragen. Im Schlafanzug legte ich mich ins Bett und wickelte mich in meine Bettdecke. Ich brauchte noch etwas bis ich einschlafen konnte. Währenddessen, schossen mir weitere unzählige Fragen durch den Kopf.
Wenn ich Peter helfen wollte, brauchte ich meine eigenen Netzdrüsen, ein eigenes weibliches Outfit und einen Namen. Ich dachte so lange nach, bis ich endlich in den Schlaf abdriftete. Entsprechend nutze ich meinen Sonntag. Ich suchte nach potentiellen Outfits, schrieb sämtliche Namen aufs Papier und recherchierte, wie ich mir die Netzdrüsen zusammen basteln konnte. Ich erinnerte mich daran, wie Peter mir erzählte, er hätte die Netze von Oscorp erworben. Ebenso konnte ich mich an die Netze erinnern, welche die Spinnen woben, als ich mit Barnes die Viecher holte. Somit wäre ein Themenpunkt zum Teil abgehakt.
Dank des World Wide Web fand ich ein paar Trainingsanzüge, die mir zusagten. Anhand der Bilder zeichnete ich mir Modelle, wie die Farben auf den Anzug wirkten und ob mir das Design so auch noch gefallen würde. Allerdings wollte ich mich von Peter abheben. Ich entschied mich für die Farben weiß, Beere und schwarz. Über der Maske wollte ich noch eine Kapuze tragen. Im allgemeinen wollte ich mein Oberteil so erscheinen, dass es wie eine Veste aussah. Ein Ganzkörperanzug mit einer Veste. Praktisch und doch feminin. Als ich zufrieden mit dem groben Design war, widmete ich mich wieder den Shootern. Das ich meine Netze von Oscorp beziehen müsste, lag auf der Hand. Also weiter recherchieren. Auf dessen Homepage suchte ich nach den Netzen und fand schließlich was ich suchte.
„Wer sagt's denn", lächelte ich und las mir die Beschreibung durch, welche vielversprechend klang. Ein paar Klicks später, waren auch schon einige Kartons bestellt, was nicht gerade billig war. Jetzt brauchte ich nur noch ein Gehäuse dafür.
Es sollte klein und praktisch sein. Dabei überlegte ich mir, wie ich die kaum sichtbar herstellen sollte. Sowohl für den Anzug als auch für unterwegs. Also recherchierte ich weiter. Ich wusste, dass mir Peter helfen konnte, allerdings wollte ich nicht das er etwas davon erfuhr. Und wenn ich das ganze als Halloween Kostüm abtat? Immerhin war schon bald Oktober und statt dem Anzug, konnte ich doch einen Trainingsanzug nehmen. Oder war das zu offensichtlich? Andersseins konnte ich Cel als Vorwand nehmen. Ein Versuch war es auf jeden Fall wert, oder etwa nicht? Ich stand auf, schnappte mir mein Handy und wählte seine Nummer.
„Hi", ertönte seine Stimme.
„Ich brauch deine Hilfe", sagte ich sofort.
„Kann ich rüber kommen?"
„Klar", sagte er. „Aber um was genau geht es denn?"
„Halloween steht ja bald vor der Tür", begann ich ihm die Lüge aufzutischen. „Und du kennst ja meine Freundin Celine."
„Die was Spider-Man verehrt?", fragte er amüsiert.
„Genau die. Naja sie wollte sich an Halloween als Spider-Man verkleiden und suchte nach diesen Netzdrüsen. Naja ich war zu voreilig und meinte, dass ich jemanden kennen würde, der ihr die herstellen könnte." Ich würde lügen wenn ich behaupten würde, dass ich kein schlechtes Gewissen haben würde, Peter so zu hintergehen.
„Das ist krass", stieß er hervor und klang überrascht.
„Kannst du laut sagen", lächelte ich gezwungen.
„Steph, sei mir nicht böse, aber ich hab da kein gutes Gefühl dabei", meinte er offen.
„Es wären nur die Drüsen. Ohne Netze", versuchte ich ihn zu überreden.
„Sorry Steph. Aber da kann ich ihr leider nicht helfen", verweigerte er was ich akzeptierte.
„Okay", meinte ich und fuhr mir über den Nacken. „Danke dir trotzdem", dankte ich und legte auf. Okay, dann doch Eigenproduktion, dachte ich mir, als mir einfiel, dass mein Opa mir helfen könnte.
„Opa?", rief ich worauf ich sofort eine Antwort bekam. „Du bist doch Technikaffin. Könntest du mir bei einem Halloween Kostüm helfen?", fragte ich und legte ihm meine Ideen auf den Tisch.
„Bist du dir sicher, Steph?", mischte sich meine Oma nun in meine Pläne ein.
„Ganz sicher", versicherte ich ihr behielt aber den eigentlichen Hintergrund für mich.
„Aber das ist dann nur eine Attrappe, oder?" fragte meine Oma.
„Nur eine Attrappe", bestätigte ich. Dass ich die Netze nachträglich einfügen würde, brauchte niemand zu wissen.
„Muss es heute gemacht werden?", fragte er, was mir signalisierte, dass er erst damit beginnen würde, wenn es Oktober war. Solange konnte ich aber nicht warten.
„Nein", antwortete ich gedrückt. „Muss nicht heute erledigt werden."
„Halloween dauert ja noch ein wenig, Schatz", versuchte meine Oma mich zu trösten.
„Ja klar. Kein Problem", lächelte ich schwach und ging wieder nach oben. Ich seufzte auf. Es war wie verhext. Dann muss ich wohl doch selbst Hand anlegen. Also überlegte ich, wie ich das am geschicktesten anstellen konnte. Ich wollte auf jeden Fall kein klobiges Armband wie Peter haben. Allerdings wie willst du Netzdrüsen in filigrane Armbänder oder so integrieren? Damit war die nächste Herausforderung geboten. Aber nichts, was nicht gelöst werden konnte. Also weiter ging's. Den Kopf in meiner Hand aufgestützt, scrollte ich durchs Internet. Irgendwann fand ich etwas, was nicht allzu auffällig war.
„Na wer sagt es denn", jubelte ich und sah mir das Produkt genauer an. Es war oval mit einer kleinen Einkerbung, damit die Netze sich entfalten konnten. Mit einem Lächeln, klickte ich mich durch die Bilder. Sogar die Farben konnte man individualisieren. Also bestellte ich mir welche in Beere, sowie ein Paar in schwarz.
„Wenn man sich einmal auf jemanden verlassen muss, ist man verlassen", nuschelte ich und leere mein Konto um weitere Hunderte Dollar. Jetzt fehlten nur noch die Stoffe. Die waren glücklicherweise einfacher und schneller zusammen, als der Rest. Ich wählte einen schneeweißen Stoff, einen dunklen Fuchsia Ton sowie etwas Schwarz. Wie ich die Netzoptik machen sollte, wusste ich nicht. Vielleicht aufdrucken oder so. Da meine Mutter eine Nähmaschine besaß, wollte ich diese nehmen. Für heute war zumindest genug Geld ausgegeben worden. Glücklicherweise stand die Maschine bei uns im Keller. Nachdem die letzte Bestellung aufgegeben war, hieß es warten. Und das konnte ich überhaupt nicht. Geduld war noch nie meine Stärke gewesen. Durch die gesamte Sucherei vergaß ich die Zeit. Ich merkte erst wie spät es geworden war, als meine Oma fürs Abendbrot runter rief. Ich stiefelte die Treppen hinab und setzte mich an meinen üblichen Platz. Was war ich froh, wenn Ende Oktober Ferien waren. Aber dazu musste ich mich ebenfalls noch ein paar Wochen gedulden. Diese Woche standen ein paar Klausuren an, sowie die Noten in Sport. Obwohl es schon spät geworden war, sollte ich mir den Prüfungsstoff nochmal anschauen. Mit den Unterlagen setzte ich mich an den Schreibtisch, steckte mir die Kopfhörer in die Ohren und machte mich noch an die Arbeit. Englisch und Geschichte war eine Leichtigkeit und trotz allem ich in Physik, Chemie und Mathe die Zusammenhänge besser verstand, ging es mir noch lange nicht wie Butter von der Hand, wie gewollt. Aber selbst diese kleine Besserung war schon ein großer Erfolg für mich. Für zwei Stunden ging ich meinen schulischen Pflichten nach, bevor ich meinem Alltag nachging.

Kaum war ich am Samstag nach meiner Schicht im Museum wieder zu Hause, schmiss ich meinen Rucksack in die Ecke und setzte mich wieder an den PC. Während des Unterrichts war mir eingefallen, dass ich die Shooter noch konfigurieren musste, damit diese via dem Sensor in den Handflächen die Netze auslösen konnten. Allerdings musste ich auch darauf achten, dass der Sensor nicht bei jedem kleinen Pfiff losging, sondern wirklich nur dann die Netze abfeuerte, wenn ich diese auch brauchte. Da müsste ich wohl doch etwas Druck darauf ausüben, damit nichts wahllos verschossen wurde. Während über die Woche hin die ganzen Pakte ankamen, konnte ich mich an dem darauffolgenden Wochenende an die Arbeit machen. Da die Drüsen das umfangreichere Thema war, wollte ich dieses zu erst von der Liste streichen können.
Währenddessen konnte ich mir immer noch einen Namen meiner Spider-Identität überlegen und das war alles andere als eine leichte Angelegenheit. Während meine Großeltern wieder unterwegs waren, nutzte ich die Gunst der Stunde. In der Garage drehte ich das Radio auf, stellte meinen Laptop sicher auf der Werkbank ab und los ging der Spaß. Internet sei dank, fand ich alles was ich benötigte um die Netzdrüsen zu konfigurieren. Der erste Durchlauf, verlief alles anders als erwartet. Das Netz schoss ein kurzes Stück heraus und explodierte schließlich wie ein Feuerwerk. Sofort ging ich zurück an den Laptop, und suchte nach dem Fehler. Der zweite Versuch endete damit, dass die Netze in Fontänen aus den Shooter kamen. Ich verzog meine Mundwinkel und verschränkte meine Arme vor der Brust. Alleine dauerte das alles so viel länger, seufzte ich innerlich auf. Dennoch war aufgeben keine Option. Also versuchte ich es weiter, bis es endlich klappte und ein ordentlicher Strang herausschoss und an der Wand gegenüber kleben blieb. So konfigurierte ich auch die restlichen drei Shooter und probierte diese aus. Ich schnallte mir einen davon um, betätigte den Sensor in der Handfläche und das Netz schoss hervor, wo es an der Decke haften blieb. Da ich alles immer ganz genau wissen wollte, hängte ich mich daran und blieb in der Luft hängen.
„Perfekt", jubelte ich und seilte mich ab. Schließlich modelte ich die Ovalen Gegenstände so um, damit ich es an meiner Armbanduhr tragen konnte und das zweite als Armband. Auch wenn das vollkommen untypisch für mich war, aber es war ja für einen guten Zweck.
Nach einer kurzen Pause zum Essen und trinken, holte ich Mum's Nähmaschine aus dem Keller und entstaubte diese erstmal. Glücklicherweise war ich noch etwas Garn einkaufen gewesen. Auch hier zog ich mir die Hilfe von Tante Google zur Seite, damit ich die Maschine auch zum Laufen bringen konnte. Als Schnittmuster, nahm ich mir meine Trainingsklamotten und gab jeweils ein paar Zentimeter Nahtzugabe dazu damit es dann auch auf rechts gedreht gut passte. Die Maske war wieder eine kleine Herausforderung. Vor allem jedoch die Augen, weswegen ich die entweder später oder heute Nacht machen wollte. Insgesamt jedoch bestand der Anzug aus fünf Einzelkomponenten. Den Schuhen, der Anzug, die Handschuhe, die Maske und der Veste. Als soweit alles fertig war, musterte ich mein Kostüm und spürte stolz in mir aufwallen. Das alles habe ich alleine gestemmt. Niemand, der mir dabei half. Jetzt kam der finale Test - die Anprobe.
Dabei musste ich die Erfahrung machen, dass das gar nicht mal so leicht war in diesen Stoff zu schlüpfen. Ich musste währenddessen aussehen wie ein Kasper, während ich auf und ab hüpfte und sämtliche Verrenkungen aufführte, nur um in den Anzug zu kommen. Letztlich passte alles soweit und betrachtete mich in meinem Ganzkörperspiegel. Man könnte meinen, dass mich ein weiß, schwarzer, Beere farbener Alien anstarrte. Aber es sah verdammt gut aus. Ab sofort konnte Peter auf Unterstützung hoffen. Ein letzter prüfender Blick in den Spiegel und ich schälte mich wieder aus dem Anzug.

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